Mönchengladbach Sommerfest im V16: Jung, kreativ, unabhängig

Mönchengladbach · Stadtmitte "Guten Tag, darf ich Ihnen ein selbstgemachtes Nusseis anbieten?" Bei so einer Begrüßung zum Sommerfest im Kreativzentrum V16 ist ein Nein kaum vorstellbar.

 Die Kreativen des V16 feierten am Wochenende Sommerfest.

Die Kreativen des V16 feierten am Wochenende Sommerfest.

Foto: Isabella Raupold

Mit einem Eis in der Hand lassen sich die kreativen Erzeugnisse im Erdgeschoss auch direkt viel besser bestaunen: Handtaschen, Schmuck, Malerei, Fotografie. Eins ist klar — in diesem Gebäude steckt kreatives Potenzial.

Ziel: Flügge werden

Doch wie kommen Kreative verschiedener Branchen dazu, unter einem Dach ein gemeinsames Fest zu feiern? In dem großen Haus an der Viersener Straße 16 verbirgt sich eine ganze Gruppe von Designern und Veranstaltern aus der Kreativwirtschaft. Dass sie alle sich auf den 1200 Quadratmetern des ehemaligen Bürogebäudes zusammenfinden, ist vor allem der Raumaufzeit GmbH zu verdanken.

Geschäftsführer Alexander Matthies verfolgt eine besondere Idee: "Wir konzentrieren uns auf die gewerbliche Zwischennutzung leerstehender Gebäude. Für einen begrenzten Zeitraum vermieten wir die Räume, um jungen Existenzgründern die Möglichkeit zu geben, sich zu etablieren und flügge zu werden."

"Wir alle profitieren vom Netzwerk in diesem Haus", sagt Philipp Johnen. Der Eventmanager war einer der Ersten, die im V16 einen der Büroräume bezogen. "Wenn jemand von den Designern im unteren Teil des Hauses eine Modenschau macht, kann er sich an mich wenden — ich organisiere über meine Kontakte dann ein paar Models. Umgekehrt läuft es ähnlich. Wenn ich jemanden für eine Veranstaltung suche, werde ich oft direkt hier im Haus fündig."

Viele der jungen kulturellen Projekte Mönchengladbachs stammen aus dem V16: Sowohl die Veranstalter des Horst-Festivals als auch Till und Phils Comedystage haben hier ihre Büros. "Das V16 ist so etwas wie der kreative Schmelztiegel der Stadt", sagt Till Terschüren von Till und Phil. Dass das V16 demnächst abgerissen wird, stört keinen der rund 30 Mieter. "Uns war von Anfang an bewusst, dass dieses Gebäude nur eine Lösung auf Zeit ist", sagt Ulrike Streifler, die ihr Atelier im unteren Teil betreibt.

"Der Abbruch bedeutet nicht, dass dieser Zusammenschluss nicht mehr funktioniert." Im Gegenteil, das Konzept sieht diese Veränderung bereits vor. Fünf bis sechs Gebäude haben sich die Organisatoren schon angesehen, die zum nächsten Kreativstandort werden könnten.

"Die Idee, die wir hier in Gladbach etablieren möchten, ist nicht abhängig von einem Gebäude", sagt Terschüren. "So ein Umzug bringt ja schließlich frischen Wind - und fördert damit die Kreativität."

(ansc)
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