Mönchengladbach Sozialarbeiter fordern Aufwertung des Berufsfeldes

Mönchengladbach · Es gibt Streiks, die muss man wahrnehmen - und welche, die finden fast unbemerkt statt. "Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir am Rand der Gesellschaft arbeiten", sagt Charlotte Görlich. "Und dass unsere Klienten oft ganz froh sind, wenn wir nicht auftauchen." Dass sie auftauchen, ist aber nicht nur sinnvoll, sondern liegt im Interesse der gesamten Gesellschaft: Görlich und ihre Kollegen sind Sozialarbeiter, die sich im kommunalen Auftrag um Kinder und Jugendliche kümmern. Eine wichtige Aufgabe, die aber, so meinen sie, weder ausreichend wahrgenommen noch angemessen bezahlt wird.

Nach fünf Verhandlungsrunden hat die Gewerkschaft Verdi neben den Erziehern in den Kitas auch die kommunalen Sozialarbeiter in den Streik gerufen. Die Beteiligung sei gut, sagt Dominik Kofent, der stellvertretende Bezirksgeschäftsführer. Allerdings gibt es auch etliche, die aus Verantwortungsbewusstsein die Arbeit zumindest nicht durchgängig und dauerhaft niederlegen. Beim Allgemeinen Sozialen Dienst zum Beispiel, der dafür zuständig ist, bei Kindeswohlgefährdung einzugreifen und Kinder aus den Familien zu holen. Denn ihre Arbeit sei nun einmal wichtig, anspruchsvoll und herausfordernd: Die Sozialarbeiter begeben sich oft in Situationen, in denen sie beleidigt oder bedroht werden, sie müssen Entscheidungen treffen, für die sie später vor Gericht gestellt werden können, wenn sie sich als falsch erweisen. Und deshalb wollen sie angemessen bezahlt werden - angemessen im Vergleich zu kommunalen Angestellten mit einer akademischen Ausbildung, die im technischen Bereich arbeiten. Kofent hat die Gehaltstabellen parat. Zwar seien Vergleiche immer schwierig, aber hochgerechnet gehe es um einen Gehaltsunterschied von mindestens zehn Prozent. "Ein Diplomingenieur erreicht ein Einstiegsgehalt von rund 3400 Euro und bekommt nach einem Jahr 3780 Euro", sagt er. "Ein Diplomsozialarbeiter fängt mit 3062 Euro an und erhält ein Jahr später 3364 Euro."

Man werde den Streik erst dann beenden, "wenn ein verhandlungsfähiges Angebot der Arbeitgeber vorliegt", erklärt Dominik Kofent. "Bisher gab es nur ein nicht bindendes Gesprächsangebot und für die Sozialarbeiter wurde überhaupt kein Verbesserungsbedarf gesehen."

(arie)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort