Mönchengladbach Sparkasse wächst trotz Bankenkrise

Mönchengladbach · Während andernorts unter Druck geratene Sparkassen sich mit ihrer Mutter Stadt um die Ausschüttung streiten und ihre Filialnetze ausdünnen, meldet die hiesige Stadtsparkasse Erfolge. Sie ist in allen Feldern erneut gewachsen.

 Der Vorstand der Stadtsparkasse in der Halle der Zentrale an der Bismarckstraße: Ralf Grewe, Helmut Wilms, Sabine Sarnes, Hartmut Wnuck und Antonius Bergmann.

Der Vorstand der Stadtsparkasse in der Halle der Zentrale an der Bismarckstraße: Ralf Grewe, Helmut Wilms, Sabine Sarnes, Hartmut Wnuck und Antonius Bergmann.

Foto: Isaballa Raupold

Ein sattes Plus im Kreditgeschäft und bei den Kundeneinlagen, 16 Millionen Euro Überschuss, von denen wohl sechs Millionen Euro Kämmerer Bernd Kuckels fröhlich machen werden und unverändert 38 Geschäftsstellen. Das wirkt auf den ersten Blick unspektakulär, weil man es von der Stadtsparkasse seit einigen Jahren genau so gewohnt ist. Auf den zweiten Blick ist es erstaunlich. Denn die Politik der Europäischen Zentralbank, Sparer mit Negativzinsen zu bestrafen, stellt auch das Geschäftsmodell der Bankengruppe, die das Sparen schon im Titel trägt, vom Kopf auf die Füße. Zum ersten Mal seit Menschengedanken geraten Sparkassen landauf landab ernstlich unter Druck. Es gibt einige Städte, in denen es erbitterten Streit darum gibt, ob und wie viel eine Sparkasse denn an ihren Träger Stadt ausschütten soll. Und manches Haus dünnt das Filialnetz aus, das zwar Alleinstellungsmerkmal, aber kostspielig ist.

Wer die Bilanzzahlen der Mönchengladbacher Stadtsparkasse liest, entdeckt statt Krise zunächst dieses: ein Wachstum von gut drei Prozent beim Kreditgeschäft und alleine eine satte halbe Milliarde an Neuausleihungen. Wohnimmobilien auf Rekordniveau von 30 Millionen Euro vermittelt. Und am verblüffendsten: noch einmal 2,9 Prozent mehr bei den Kundeneinlagen. Das heißt: Obwohl die Kunden ja quasi keine Zinsen mehr für ihr Geld bekommen, lassen sie es von der Sparkasse verwahren. "Dieser Vertrauensbeweis macht uns glücklich", sagte der Vorstandsvorsitzende Hartmut Wnuck gestern bei der Vorstellung der Bilanz. Im Kern bedeutet das nämlich: Auch wenn man vielleicht bei Online-Banken oder im Ausland ein paar hundertstel Prozent mehr bekommen könnte, bleiben die meisten Kunden ihrer Sparkasse treu, in dem Wissen, dort gut beraten zu werden.

Der Rat, den Kunden dort bekommen, ist auch dieser: Kauft Aktien! Ohne Wertpapiere ist es in diesen Zeiten quasi unmöglich, sein Vermögen zu mehren. "Mehr Zinsen gibt es nicht ohne ein Mehr an Risiko. Aktien schwanken im Wert. Das muss man aushalten können", sagte Wnuck. Vertrauen in die Qualität der Beratung der Bank hilft dabei.

Die gibt es weiter in 38 Geschäftsstellen. Das ist in Zeiten, in denen knapp die Hälfte der Sparkassen-Kunden einen Teil ihrer Geschäfte online erledigen, immens. Man werde im Laufe des Jahres überprüfen, ob das Netz genau in dieser Form weiter geknüpft bleiben solle, sagte Wnuck. Dass Mönchengladbach eine wachsende Stadt sei, werde bei der Entscheidung eine Rolle spielen. Überhaupt die Entwicklung der Stadt: "In den vergangenen Jahren haben wir uns oft Aufbruch in der Stadt gewünscht. Jetzt haben wir ihn und können das an vielen Stellen sehen", so der Vorstandsvorsitzende. Das lasse die Sparkasse optimistisch in die Zukunft gucken.

Und das ist keine Selbstverständlichkeit. Denn dass der Zinsüberschuss eines Bilanzjahres noch einmal bei 103 Millionen liegen wird, ist angesichts der Zentralbank-Politik sehr unwahrscheinlich. Und zwar robbt sich die Bilanzsumme weiter an die fünf Milliarden heran (noch einmal plus 43 Millionen im Vergleich zum Vorjahr). Doch das Betriebsergebnis ist in Relation zur Bilanzsumme geschmolzen. 1,15 Prozent sind zwar immer noch ein Spitzenwert, den manche Sparkasse gerne präsentieren würde. Doch im Vorjahr waren es 1,22 Prozent, 2012 noch 1,4 Prozent. Auch die Kosten-Ertrags-Relation fällt ungünstiger ist; aus 52 Prozent im Jahr 2012 und 55,6 Prozent im Vorjahr sind nun 57,9 Prozent geworden. "Wir müssen für unseren Erfolg sehr hart arbeiten", konstatiert Wnuck.

Dann hat auch die Mutter Stadt weiter uneingeschränkte Freude an ihrer verlässlichsten Tochter. Der städtische Etat profitiert nicht nur von voraussichtlich sechs Millionen Euro Gewinn, sondern auch von 14 Millionen Steuern. Dazu kommen 1,4 Millionen Euro Förderung gemeinnütziger Zwecke.

(RP)
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