Mönchengladbach Spielplätze: Schön oder überflüssig?

Mönchengladbach · Die Verwaltung will 90 Spielplätze abbauen, damit die anderen Flächen intensiver gepflegt werden können. Manche sind tatsächlich überflüssig, aber andere wollen Bürger erhalten.

Bald weniger Spielplätze?
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Der Anblick ist erbärmlich. Im Sandkasten wächst Gras, und die beiden Spielgeräte haben auch schon bessere Zeiten erlebt. Dass hier an der Pestalozzistraße, mitten in der Rheydter Innenstadt, kein Kind mehr auf dem öffentlichen Spielplatz herumtoben möchte, ist augenscheinlich. Und das wird ganz deutlich, wenn man die Nachbarn reden hört: Kleine Kinder seien schon lange nicht mehr auf der Spielfläche gesehen worden, dafür aber Gruppen von Jugendlichen. Die kämen bevorzugt in den Abendstunden und seien zum Teil sehr laut. "Die trinken hier Bier und pinkeln anschließend in den Sandkasten", erzählt ein Anwohner. Der Aufforderung, doch bitte ein bisschen leiser zu sein, würden die Jugendlichen nur selten nachkommen. Und wenn, dann dauere es nicht lange, bis die nächste Clique eintreffe. "Wenn der Spielplatz geschlossen wird, tut die Stadt uns damit einen großen Gefallen", sagt der Nachbar.

In der Tat hat die Verwaltung den Abbau der Spielfläche an der Pestalozzistraße vorgeschlagen. "Geringe Nutzung und häufige Müllablagerungen" lauten die Begründungen. Außerdem gebe es zwei weitere Spielplätze in nur 250 Metern an der Königsstraße und an der Keplerstraße. "Wir könnten den Spielplatz an der Pestalozzistraße der Jugendfreizeiteinrichtung RE 12 zuschlagen", sagt Jugenddezernentin Dörte Schall. Dann wäre der Bereich nicht mehr öffentlich, und es gäbe mehr Sozialkontrolle. Der Nachbar, der sich bei der Besichtigung dazugesellte, nickt zustimmend.

251 Spielplätze wurden von der Verwaltung begutachtet. Dabei stellte sich heraus, dass einige Spielflächen in die Jahre gekommen sind und nichts mit modernen Standards zu tun haben. Manche befänden sich auch in Gebieten, in denen nur wenige Kinder leben. Andere würden kaum frequentiert. "Man darf nicht vergessen, dass sich das Freizeitverhalten von Kindern geändert hat", sagt Jugendamtsleiter Reinhold Steins. So würden zum Beispiel wesentlich mehr Kinder die Spielgeräte in Betreuungseinrichtungen nutzen. Viele Kinder hätten mit Musikschule oder Sportverein auch ein Nachmittagsprogramm. In einem ersten Schritt sollen im Stadtgebiet 29 Spielplätze abgebaut werden. Doch nicht jeder vorgeschlagene Abbau findet Zustimmung. Beispiel: Spielplatz Hehnerholt, der zwischen der Jugendfreizeitfläche und dem Altenheim liegt. Die Begründung für den Wegfall: In einem Radius von 500 Metern befänden sich sieben weitere Spielplätze. Das Argument reicht den Politikern in der Bezirksvertretung West nicht aus. Der Platz werde sehr gut angenommen, die Jugendfreizeitstätte beziehe die Spielgeräte in ihre Freizeitgestaltung mit ein, sagten sie und fordern: "Dieser Platz darf auf gar keinen Fall aufgegeben werden."

Das Gleiche sagt die FDP vom Spielplatz Scheulenstraße. Auch der werde rege von den Kindern der Erich-Kästner-Schule genutzt. In Hehnerholt regt sich Widerstand: Marta Modrezejewski geht mit ihrer Tochter fast jeden Tag zum Spielplatz, sie wohnt in der Nähe. "Jetzt können wir einfach hierher spazieren. Wenn ich aber erst Kilometer weit fahren müsste, um mit meinen Kindern einen Spielplatz zu besuchen, hätte ich ein großes Problem", sagt die junge Mutter. Bei der Jugendhilfeausschusssitzung warben Kinder und Eltern mit Plakaten für das Bestehen. Sozialdezernentin Schall versprach, das Entwicklungskonzept anzupassen.

(RP)
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