Lokalsport 1. JC Mönchengladbach zieht sich aus der 2. Bundesliga zurück

Judo · Die Judoka melden ihre Männer-Mannschaft ab. Mit dem kleinsten Etat der Klasse sind sie nicht konkurrenzfähig.

Es war eine schwere Entscheidung, die der 1. JC Mönchengladbach getroffen hat, aber der Vorsitzende Erik Goertz betont: "Wir mussten die Notbremse ziehen." Der Klub hat mit sofortiger Wirkung seine Männer-Mannschaft aus der Zweiten Bundesliga zurückgezogen. "Das hat schon wehgetan. 17 Jahre sind eine lange Zeit", sagt Goertz mit Blick auf die 13 Jahre in der Zweiten und vier in der Ersten Liga. Aber: "Wir haben alles probiert."

Gemeint ist die finanzielle Situation, die dazu geführt hat, dass etliche Kämpfer den Verein verlassen haben. "Fast eine komplette Mannschaft", wie Goertz erklärt. Zusätzliche Sponsoren konnte der Klub nicht gewinnen: "Wir haben das allen in der Stadt gesagt und mehr als 100 Firmen im Umland angeschrieben, aber die Reaktion war null. Der Fußball hat den höchsten Stellenwert." So blieb es bei Kleinsponsoren sowie Stadtsparkasse und NEW, wodurch der Etat allerdings nur bei 10.000 Euro für die Saison lag. Zum Vergleich berichtet Goertz: "Kein anderer Bundesligist hatte einen so kleinen Etat. Die, die am wenigsten haben, haben 30.000 Euro. In Bottrop geben allein die Stadtwerke 50.000 Euro, in Witten die Stadtwerke und die Sparkasse 20.000. Was wir kriegen, ist verschwindend gering, darum krebsen wir da rum."

2016 hatten Olympiateilnehmer Marc Odenthal und der dreifache Deutsche Junioren-Meister Benjamin Bouizgarne den Klub verlassen, es folgten Andreas Buscher und Maurice Püchel, sowie in der vergangenen Woche Marcel Bizon, der zum Deutschen Vizemeister TSV München-Großhadern geht. "Er ist der nächste Kandidat für Olympia 2020, kriegt aber als B-Kader-Athlet des Deutschen Olympischen Sportbundes keine Zuwendung", schildert Goertz. "Einem Jungen, der Student ist, keine Kohle hat und 2020 nach Tokio will, können wir nicht sagen, es muss bleiben, wenn er woanders 200, 300 Euro bekommen kann. Das ist viel Geld für einen Studenten. Wir können nicht mal 100, 200 Euro bieten", sagt Goertz.

Der Klub muss nun zwar noch das Startgeld für die komplette Saison zahlen, kann sich aber danach auf den Neuaufbau und die Frauen-Mannschaft konzentrieren, die Goertz "das Aushängeschild" nennt. Neue Erste Männer-Mannschaft wird nun die Reserve in der Oberliga. Bundesliga-Trainer Vahid Sarlak bleibt an Bord, Oberliga-Teammanager Jan Dörbrandt betont: "Wir freuen uns, dass wir nun die neue Erste Mannschaft sind. Wir wollen das nutzen und frei aufkämpfen und eine tolle Saison bestreiten."

Goertz' Fazit klingt naturgemäß weniger euphorisch: "Unsere Trainer und unsere Jugendarbeit sind erstklassig. An der sportlichen Seite hapert es nicht. Gerade für die Bundesliga ist aber ein solider finanzieller Unterbau nötig. Ohne den geht es nicht. Sonst machen wir die Arbeit, und die anderen Vereine kaufen uns die Talente weg. Solange sich unsere Situation in finanzieller Hinsicht nicht drastisch verbessert, brauchen wir im Männer-Bereich nicht über eine Rückkehr in die Bundesliga nachdenken."

(ame)
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