Borussia Mönchengladbach Fabian Johnson und seine WM-Position

Mönchengladbach · Bei der WM 2014 war der Borusse im US-Team ein starker Rechtsverteidiger. In Gladbach spielt er indes vor allem auf den linken offensiven Außenbahn, doch gegen Darmstadt im Saisonfinale hinten rechts. Ist das eine Zukunfts-Variante?

Borussias Trainer Dieter Hecking probierte Fabian Johnson (2. von rechts) im Saisonfinale gegen den SV Darmstadt 98 als Rechtsverteidiger aus. Der US-Amerikaner machte auf dieser Position bei der WM 2014 besonders viele gute Spiele.

Borussias Trainer Dieter Hecking probierte Fabian Johnson (2. von rechts) im Saisonfinale gegen den SV Darmstadt 98 als Rechtsverteidiger aus. Der US-Amerikaner machte auf dieser Position bei der WM 2014 besonders viele gute Spiele.

Foto: Dirk Päffgen

War es nur eine Idee für einen Tag wegen der dünnen Personaldecke? Oder ist es ein Plan für die Zukunft? Dieter Hecking jedenfalls platzierte Fabian Johnson im letzten Saisonspiel gegen Darmstadt hinten rechts in der Viererkette - zum ersten Mal in dieser Spielzeit gab er von Beginn an den rechten Verteidiger. Es war auch eine Rückkehr für den US-Amerikaner. Eine Rückkehr auf seine WM-Position. 2014 in Brasilien machte er alle vier Spiele für das US-Team des deutschen Trainers Jürgen Klinsmann auf diesem Posten. Und er spielte "eine ganz starke WM", erinnert sich Berti Vogts, der Klinsmanns Berater war in dessen Zeit als US-Coach und zu seiner aktiven Zeit einer der besten Verteidiger der Welt, ein Fachmann also auf dem Gebiet.

Tatsächlich: Johnson rannte an der rechten Außenlinie rauf und runter, war kreativ am Strafraum des Gegners und geschickt im Verteidigungsspiel. Es war der Sommer, als er von 1899 Hoffenheim zu Borussia wechselte. Alle Welt ging davon aus, dass die Gladbacher nun einen richtig tollen rechten Verteidiger bekommen würden. Alle Welt - außer Trainer Lucien Favre. Der hatte Johnson im Freundschaftsspiel der USA gegen Deutschland 2013 als Linksaußen gesehen und war sehr angetan. So war Johnson von nun an ein offensiver Außenspieler.

Was er aber vor allem ist: total flexibel. Wenn einer den Begriff polyvalent personifiziert, dann der gebürtige Münchener. Auf den Außenbahnen hat er alle möglichen Jobs schon gemacht in seiner Karriere, zudem war er Mittelstürmer, hängende Spitze und spielte im zentralen offensiven und defensiven zentralen Mittelfeld. Genau genommen war Johnson nur kein Torwart und kein Innenverteidiger. 108 Spiele absolvierte Johnson als linker oder rechter Verteidiger, 129 weiter vorn, im rechten oder linken Mittelfeld oder als Außenstürmer. Vor allem zuletzt war es so. In 75 seiner 103 Gladbach-Spiele war er auf der linken offensiven Seite aktiv, hinzu kommen elf auf rechts. Außenverteidiger war er nur in sieben Spielen. Ganze sechs davon machte er rechts und davon nur drei in der Viererkette, dort also, wo er beim Weltturnier in Brasilien geglänzt hatte.

Möglich, dass er nun in seiner vierten Saison als Borusse von Hecking öfter mal auf seiner WM-Position eingesetzt wird. Einige Experten halten es sogar für seine Parade-Position. Allerdings hat Johnson auch weiter vorn längst gezeigt, wie wertvoll er ist. Er ist einer der besten Kombinierer im Team, ein Strukturspieler, wie Sportdirektor Max Eberl sagt. Weswegen er auch mit dem 29-Jährigen, der Anfang März zum ersten Mal Vater geworden ist, bis 2020 verlängert hat. "Er hat sich mit seiner Vielseitigkeit auf dem Platz zu einem unserer Führungsspieler entwickelt", sagte Eberl.

Die Darmstadt-Variante mit Johnson hinten und Hofmann, der unter Hecking richtig angekommen ist bei Borussia, davor, könnte eine Variante mit Wiederholungspotenzial sein. Denn so richtig dick ist die Personaldecke für hinten rechts nicht. Wenn Julian Korb geht, wären da noch Tony Jantschke und Nico Elvedi, der möglicherweise aber auch als Innenverteidiger gebraucht wird. Bleibt Johnson eine Option für den Job in der Viererkette, hätte Hecking mehr Gestaltungsmöglichkeiten auf Außen: Johnson plus x wäre der Ansatz, oder besser: die Kreativabteilung plus Johnson aus der Tiefe. Gerade in Spielen, in denen viel Inspiration nötig ist, könnte dies eine Idee sein. Jantschke und Elvedi, die beiden anderen für hinten rechts, sind zwei von der eher defensiven Zunft.

Johnson hinten - ob das wirklich das wäre, was ihm gefällt? Er hat sich daran gewöhnt, vorn zu spielen, also mehr das offensive als das defensive Gen auszuleben. Hinten kommen mehr direkte Zweikämpfe und Grätscherei hinzu, nicht alle Feingeister mögen das. Das merkte man gegen Darmstadt. Johnson musste sich erst wieder eingrooven. Andererseits: Die Art und Weise, wie Philipp Lahm über Jahre das Bayern-Spiel von hinten rechts beeinflusste, zeigt, welche Chancen dieser Job bietet. Wenn Johnson ihn so interpretiert wie bei der WM in Brasilien, hätte Borussia ganz sicher viel Freude daran. "Das Tempo, das Fabian aufnimmt, ist unglaublich. Manchmal scheint es, als schalte er irgendwo noch eine Schubkraft dazu", sagte Berti Vogts damals.

Wechsel? Laut Berliner Kurier soll André Hahnkurz vor einem Wechsel zu Hertha BSC stehen. Die Personalie könnte schon heute verkündet werden. Ablöse: rund fünf Millionen Euro.

(kk)
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