Borussia Mönchengladbach Spaß und Schufterei

Mönchengladbach · Borussias Team macht auf Trainer André Schubert trotz der sieben Spiele ohne Sieg in der Bundesliga einen "ganz gefestigten Eindruck".

Gute Laune beim Borussia-Training
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Foto: Dirk Päffgen

Ab einem gewissen Punkt kann ein wenig Galgenhumor nicht schaden. Am Dienstag musste Kassenwart Tony Jantschke im "Logentalk" die Frage beantworten, ob es Strafen gibt für vergebene Großchancen. "Dann könnten wir mit der ganzen Mannschaft nach New York fliegen", antwortete der Vize-Kapitän trocken. Überhaupt machten er und seine Kollegen in dieser besonderen Trainingswoche einen lockeren Eindruck. Die Borussen üben heute im Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel in Dortmund den vierten Tag in Folge mit allen gesunden Spielern - fünf Einheiten mit weit mehr als 20 Profis, das gab es seit der Sommer-Vorbereitung nicht.

Die Krise, die sich am meisten in den Ergebnissen widerspiegelt, scheint mental noch keine Spuren hinterlassen zu haben. "Der Wille ist da, aber momentan fehlt es an Effektivität, um die gezeigten Leistungen in Punkte umzumünzen", sagte Kapitän Lars Stindl. "Positiv ist, dass wir die Chancen haben. Trotzdem sind wir so kritisch, dass wir sagen, wir mehr daraus machen müssen."

Wer die Grenzen zur Schönrederei ausloten will, kann behaupten, dass Borussia sowohl gegen den Hamburger SV als auch gegen den 1. FC Köln und 1899 Hoffenheim als Sieger vom Platz hätte gehen müssen. Negative Auftritte wie beim 1:3 gegen den SC Freiburg, beim 0:4 gegen den FC Schalke, beim 0:2 gegen den FC Bayern und beim 0:3 gegen Hertha BSC könnten unangetastet bleiben, selbst das 0:0 gegen Eintracht Frankfurt, als Oscar Wendt die Latte traf, und trotzdem hätte Gladbach bei einem angemessenen Verlauf der Dinge sieben Punkte mehr auf dem Konto.

"Man ist enttäuscht nach den Spielen und ärgert sich natürlich. Wenn du keine Chance hattest und verlierst, dann ist das halt so. Aber wenn du mehrmals die deutlich bessere Mannschaft warst mit deutlich mehr Torchancen und der Gegner glücklich zu Toren gekommen ist, dann ist das hart", sagt Trainer André Schubert. Nach der herben Niederlage auf Schalke Anfang Oktober kündigte er an, im Zweifelsfall mal mehr Wert auf Stabilität zu legen. Seitdem gab es nur noch zehn Gegentore in zehn Pflichtspielen, 18 waren es in den ersten elf gewesen. Doch gleichzeitig ist Borussias eigene Trefferquote eingebrochen.

Jetzt geht es also um mehr Balance in der anderen Richtung. Die will Schubert aber nicht mit Tugendgerede und Krisenrhetorik herstellen. "Es ist wichtig, dass du im Fußball fightest und rennst, aber du brauchst auch eine gewisse Kreativität und Lockerheit", sagt er. "Auch diese Woche haben wir versucht, mit Spaß konzentriert zu arbeiten, um die nächste Chance mit der nötigen Lockerheit vielleicht wieder zu verwerten. Da macht mir die Mannschaft einen ganz gefestigten Eindruck. Nach denen Spiel ist sie verärgert, aber nicht verzweifelt." Den Spaß-Ansatz will der Trainer allerdings nicht überbewerten. "Wir sind ja nicht die ganze Woche rumgelaufen, als hätten wir einen Clown gefrühstückt", sagt er, obwohl die Mannschaft - bewusst oder unbewusst - besonders auszustrahlen schien, dass sie intakt ist.

Das funktioniert über die Außendarstellung, wenn Jantschke über das Chancenverwertungs-Problem sagt: "Da gibt es da gar keine Vorwürfe. Wir Verteidiger könnten ja auch mal ein Tor machen, bei Standards zum Beispiel." Oder über die leicht versteckte Außendarstellung, wenn Mo Dahoud bei Instagram zwei Videos vom Mannschaftsabend nach dem Hoffenheim-Spiel postet - alle gemeinsam in einem Restaurant mit Live-Musik.

"Wenn die Jungs vom Platz kommen, sind sie natürlich erstmal enttäuscht, wenn sie sich nicht belohnt haben", sagt Schubert. Mit dem Stichwort Galgenhumor lässt sich die Erkenntnis verbinden, dass es vielleicht hilfreich war, mehrere Tage am Stück ohne Negativerlebnisse zu arbeiten. Morgen in Dortmund gibt es das Ergebnis.

(RP)
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