Fußball Borussias Sonntagsspiele plagen den Amateurfußball

Fussball · Vereine tun vieles, um nicht parallel zu den Fohlen zu spielen. Doch die Chancen zur Improvisation sind begrenzt.

Der 14-jährige Justin wird sich auf den kommenden Sonntag besonders freuen, denn er wird von seinem Patenonkel zum Spitzenspiel der Bundesliga zwischen der Borussia und dem FC Bayern eingeladen. Michael Koch heißt dieser Patenonkel, und der trainiert den Bezirksligisten Polizei SV, der gegen die Reserve des 1. FC Mönchengladbach antreten muss. Eines von vier Stadt-Derbys in Bezirks- und Landesliga an diesem Wochenende. Um zur Borussia zu kommen, muss man ihr also zuvor aus dem Weg gehen. "Das ist natürlich gerade in dieser Saison schwierig, weil Borussia viele Sonntagsspiele zu absolvieren hat. Die Bundesligatermine werden erst sechs Wochen vorher bekannt gegeben. Dann müssen wir mit den Gegnern und dem Staffelleiter Kontakt aufnehmen, um Spiele so zu verlegen, dass sie nicht mit den Borussen-Spielen kollidieren", erläutert Koch die Vorgehensweise beim PSV.

Sein Kollege Fabian Vitz vom FC, der mit seiner Mannschaft zum Derby beim PSV bereits um 13 Uhr antritt, hat mit den Spielen der Borussia gar keine Probleme: "Für meine Spieler hat der Vereinssport Vorrang. Dazu stehen die Jungs auch."

Im Dialog der Vereine lassen sich also Lösungen finden, um der Borussia terminlich aus dem Weg zu gehen. Allerdings ist das nicht immer möglich. Verlegungen auf den Samstag sind denkbar, aber nicht immer realisierbar. "Wichtige Spieler sind im Einzelhandel tätig und müssen auch samstags länger arbeiten. Sicher kommen uns die Arbeitgeber sehr entgegen, aber deren Geduld dürfen wir auch nicht zu sehr strapazieren", sagt Lürrips Fußballobmann Andreas Zimmermann. Er hätte deshalb gerne am Sonntag auch gegen den RSV bereits um 13 Uhr gespielt. Doch zu diesem Zeitpunkt haben die Rheydter Probleme, ihren Kader frühzeitig komplett zur Verfügung zu haben.

Doch die Borussia zwingt die hiesigen Amateurvereine nicht nur im logistischen Bereich zum Improvisieren. Viele Amateurspieler, Sportfunktionäre und Zuschauer besitzen Jahreskarten beim Bundesligisten. "Da kann es schon einmal sein, dass sich Spieler während der Woche verletzen und sonntags eben nicht zur Verfügung stehen", ist von dem einen oder anderen Trainer unter der Hand zu erfahren.

Zimmermann hat durch Borussias Spiele noch ganz andere Sorgen: "Finanziell reißen die Bundesligaspiele große Löcher in unseren Etat. Unsere Spiele finden dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. 50 Zuschauer weniger bedeuten für uns ein Loch von 200 Euro in der Kasse. Dazu kommt die Einbuße in unserer Cafeteria. So verlieren wir allmählich die notwendige finanzielle Basis für den Amateurfußball. Borussia könnte dem Fußballkreis jährlich eine Summe zur Verfügung stellen, um diese Ausfälle auszugleichen. Das würde Borussia nicht weh tun, uns aber enorm helfen."

(RP)
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