Ronny Rogawska "Das Karussell dreht sich immer weiter"

Mönchengladbach · Der Trainer des Handball-Drittligisten TV Korschenbroich spricht über den extremen Umbruch, der im Team ansteht.

 Auf Korschenbroichs Trainer Ronny Rogawska wartet in der neuen Saison eine großer Herausforderung.

Auf Korschenbroichs Trainer Ronny Rogawska wartet in der neuen Saison eine großer Herausforderung.

Foto: michael Jäger

Acht Spieler verlassen nach der Saison Ihr Team, zudem gab es schwere Verletzungen - haben Sie so eine chaotische Saison schon mal erlebt?

Rogawska Da muss ich kurz überlegen. Ich glaube, nein. Das habe ich bisher nicht als Spieler und nicht als Trainer erlebt.

Wie gehen Sie damit um?

Rogawska Die Situation ist, wie sie ist. Der eine geht aus gesundheitlichen Gründen und weil er sich mehr auf die Arbeit fokussieren will, dann gibt es die Fraktion, die nach Krefeld geht, was ja auch schnell feststand. So hat immer der eine oder andere einen Grund gefunden, den Verein zu verlassen. Wir haben mit allen geredet, und im Dialog hat man dann herausgefunden, ob man zueinanderfindet oder nicht. Manchmal klappt das, manchmal nicht. Michel Mantsch zum Beispiel ist jetzt fünf Jahre bei mir, und ich denke, es waren fünf super Jahre. Jetzt will er vielleicht etwas Neues erleben. Das ist normal im Sport - oder im Beruf.

Sie hatten nur drei Vereine . . .

Rogawska Stimmt. Ich war zum Beispiel zwölf Jahre in Düsseldorf. Ich habe mich da sehr wohlgefühlt, und es gab keinen Grund, etwas zu ändern.

Beim TVK wird immer betont, dass es eine familiäre Atmosphäre sei, in der sich die Spieler wohlfühlen. Warum gehen dann so viele?

Rogawska Ich glaube schon, dass die Spieler sich bei uns sehr, sehr wohlfühlen. Da muss man die Spieler einzeln fragen, warum sie gehen. Wenn sie wechseln, haben sie Gründe dafür gefunden. Wir sind alle froh über die Zeit, die sie hier waren. Wenn sie nun andere Ziele haben, ist das okay. Wir haben aber auch Jungs, die zu uns kommen und zu uns wollen. So dreht sich das Karussell immer weiter: Einer springt ab, ein anderer springt auf.

Peer Pütz ist erst in der Winterpause gekommen und hört nach der Saison auf, weil er sich wieder mehr auf seinen Trainerjob in der Jugend von Dormagen konzentrieren möchte. Hätte er das nicht vorher schon absehen können?

Rogawska Das ist ja nur die eine Sache. Er hatte ungefähr ein halbes Jahr, bevor er zu uns gekommen ist, eine Fuß-OP, und da zwickt es immer noch. Er möchte Ruhe in seinen Körper bekommen. Wir wollten ihn unheimlich gerne behalten, denn es war so angedacht, dass er Max Zimmermann auf Linksaußen ersetzt, wenn er nach Krefeld geht, oder Gerrit Stassen auf Rechtsaußen, wenn ihm etwas passiert. Das Ziel war eine längere Zusammenarbeit, aber es geht eben nicht weiter.

Sechs Spieler wurden für die neue Saison verpflichtet. Zufrieden?

Rogawska Definitiv. Mit allen.

Fünf davon sind allerdings sehr jung. Kann man so die Liga halten?

Rogawska Die Frage kann ich jetzt noch nicht beantworten - später vielleicht. Wir gucken natürlich immer noch, wo wir noch den einen oder anderen draufsetzen können. Ich bin mir sicher, das wir dann eine vernünftige, gute Truppe mit einer sehr guten Qualität für die Liga haben werden. Es wird für mich und die Mannschaft aber auch bestimmt eine große Herausforderung.

Die größte, seit Sie beim TVK sind?

Rogawska In meinem ersten Jahr war der TVK gerade aus der Zweiten Liga abgestiegen. Da war Kai (Faltin, Manager, Anmerkung der Redaktion) sehr, sehr fleißig. Er hat neun oder zehn Leute in kurzer Zeit gefunden, unter anderem Michel Mantsch aus der Jugend-Bundesliga. Kai hat das damals sehr gut hingekriegt, und diesmal hatten wir ja mehr Zeit und haben uns auch Zeit genommen, junge und talentierte Spieler zu finden.

Bislang war die Zielsetzung immer das obere Tabellendrittel. Wird das in der kommenden Saison ebenso sein?

Rogawska Jeder, der sich auskennt, weiß, dass es schwierig wird, so viele neue Spieler einzubinden. Es geht darum: Wo wollen wir hin, was für einen Handball wollen wir spielen? Das braucht Zeit. Und es müssen alle gesund bleiben, wir dürfen nicht wieder so vom Verletzungspech verfolgt werden. Wir müssen Geduld haben. Die Zielsetzung wird aber sicher eine andere sein als zuletzt.

Mit dabei sein wird Torwart Max Jäger, der seinen Vertrag um zwei Jahre bis 2019 verlängert hat .

Rogawska Ja, das hat mich sehr gefreut. Wir haben lange geredet. Er mag das Umfeld und die familiäre Atmosphäre sehr gerne. Er kriegt nächste Saison mehr Verantwortung, weil er mit seinen 27 Jahren schon zu den erfahrenen Jungs gehören wird. Außerdem hat er seinerzeit Zweitliga-Erfahrung mit Dormagen gesammelt. Die Konstellation mit Felix Krüger im Tor ist hervorragend. Das sind zwei unterschiedliche Spielertypen, mit denen man gut variieren kann.

Morgen Abend spielen Sie bei GWD Minden II. Was erwarten Sie?

Rogawska Nach der zweiten Halbzeit zu Hause gegen Gummersbach mit 9:19 Toren (Endstand 25:32, Anm. d. Red.) brauchen wir eine klare Steigerung in jedem Bereich. Wir müssen die Sache disziplinierter angehen als in der zweiten Halbzeit, wo wir uns sehr, sehr schlecht präsentiert haben, unter anderem mit zweimal zwei Minuten wegen verbaler Ausbrüche. So etwas wirft uns aus der Bahn, wir verlieren dann den Fokus. Das können wir in dieser Phase nicht gebrauchen. Wir brauchen noch einen Sieg für den Klassenerhalt und dafür Spannung im Training und im Spiel. Wir müssen uns darauf fokussieren, was wir wollen. Dann können wir auch guten Handball spielen.

GEORG AMEND FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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