Fußball Der geläuterte Neun

Als Spieler war er neben dem Platz schon mal ein Wilder. Als Trainer setzt Jörg Neun nun aber ganz auf Disziplin. Und hat Neuwerk vom Tabellenvorletzten zum Besten der Rückrunde gemacht. Am Sonntag kann der Verbleib in der Bezirksliga gesichert werden.

Es darf gestaunt werden. Am Ende der Hinrunde lagen die Neuwerker mit nur zwölf Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz der Bezirksliga. Diese scheinbar hoffnungslose Truppe mit der fast sicheren Abstiegsgarantie hatte einige Wochen zuvor Ex-Borussen-Profi Jörg Neun übernommen: scheinbar ein Himmelfahrtskommando. Doch nun darf man sich die Augen reiben: Es ging tatsächlich nach oben. 21 Punkte wurden in der Rückrunde gesammelt, die Sportfreunde führen diese Teil-Tabelle an und können sich am Sonntag mit einem Sieg in Süchteln wohl schon endgültig retten.

So mancher Trainer mit weit weniger sportlichen Erfolgserlebnissen würde unter diesen Voraussetzungen über die Fußballplätze gockeln und nach Anerkennung Ausschau halten. Jörg Neun ist anders: Ruhig, gelassen — und vor allem stellt er nicht sich selbst in den Mittelpunkt: "Wir arbeiten im Team. Der Erfolg gehört vielen: den Betreuern, dem Trainerstab und natürlich vor allem den Spielern." Aber irgendwie muss jemand das Umfeld und die Mannschaft in kurzer Zeit umgekrempelt haben. "Der Kader war nicht einfach zu trainieren. Jörg Neun hat uns Selbstbewusstsein vermittelt, und fit gemacht und alle müssen für das Team arbeiten", weiß Marco Schallenburger und staunt selbst über den unerwarteten Aufschwung.

Co-Trainer Olaf vom Ende hat noch eine andere Qualität beim Ex-Borussen ausgemacht: "Er legt großen Wert auf Disziplin und Ordnung. Da ist mit ihm nicht zu spaßen." Der Trainer lud seine Truppe zum Spiel Borussias gegen Frankfurt ein. Pflicht war für alle, im Trainingsanzug zu erscheinen. "Ja, ja, Ordnung, Disziplin und Fitness sind die Basis für unseren Erfolg. Diese Voraussetzungen haben wir uns im Winter hart erarbeitet. Toll wie die Spieler mitgezogen haben. Dafür werden sie jetzt belohnt", freut sich Jörg Neun. Ihm wird von Olaf vom Ende bestätigt: "Dabei hat er jeden Spieler individuell gefördert und alle dadurch besser gemacht."

Das Geheimnis ist vielleicht darin aufzudecken, dass Jörg Neun als junger Spieler selbst alles andere als ein Mensch von Traurigkeit war. Unvergessen ist sein nächtlicher Ausflug aus dem Trainingslager in Süchteln mit einem Jeep, gemeinsam mit Stefan Effenberg. Er endete auf dem Müllberg, als der Wagen steckenblieb. "Dazu stehe ich. Wenn ich Stefan treffe, lachen wir noch immer darüber. Aber auf dem Platz waren wir dann aber fit. Das verlange ich auch von meinen Spieler. Allerdings zeige ich Grenzen auf. Dabei ist eben die eigene Erfahrung hilfreich. Ich kenne meine Pappenheimer. Die nehme ich mal zur Seite und unterhalte mich mit ihnen", erzählt Neun schmunzelnd.

Am Sonntag in Süchteln könnte schon die frühzeitige Rettung gefeiert werden. Dazu ist jedoch ein Sieg erforderlich. Jörg Neun; "Wir haben gegen jede Mannschaft eine Chance. Es wäre schön, wenn wir am Sonntag schon den gewünschten Erfolg hätten."

(RP)
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