Leichtathletik Für Sarah Schmidt ist Olympia greifbar nah

Leichtathletik · Weil der Deutsche Olympische Sportbund die Normzeiten angepasst hat, kann sich die 800-Meter-Spezialistin vom LAZ Mönchengladbach berechtigte Hoffnungen auf einen Start im August in Rio machen.

Die hiesige Leichtathletik-Szene könnte demnächst kräftigen Rückenwind bekommen, denn in Gestalt von Sarah Schmidt hat eine heimische Athletin unverhofft eine gute Chance, sich für Olympische Spiele zu qualifizieren. Konkrete Konturen erhielt der Olympia-Traum für die erst 19 Jahre alte Athletin des LAZ Mönchengladbach dadurch, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) vor dem Hintergrund der Doping- und Korruptionsskandale in der internationalen Leichtathletik Ende Januar die Olympia-Normanforderungen entschärft hatte.

Für Schmidts Spezialdisziplin 800 Meter bedeutet dies ganz konkret: Für einen Start im Sommer in Rio de Janeiro müssen im Vorfeld mindestens 2:01,50 Minuten statt bisher 1:59,80 Minuten gelaufen werden. Dass Schmidt in der zurückliegenden Saison als Deutschlands schnellste Jugendliche über 800 Meter eine neue persönliche Bestzeit von 2:01,44 Minuten aufgestellt hatte und damit gleichzeitig auf Platz drei der Deutschen Frauen-Bestenliste vorgestoßen war, macht deutlich, dass ihre Chancen auf die Olympia-Qualifikation durchaus realistischer Natur sind.

Die freudige Nachricht von der für sie neuen Situation erreichte Schmidt übrigens beim Frühstück in Washington, wo die Einser-Abiturientin derzeit an der Georgetown University ein Auslandsjahr verbringt. Sie erhielt ein Sportstipendium, trainiert im Track-&-Field-Team und absolviert ein Grundlagenstudium. Direkt nach dem Abitur hatte es die Süchtelnerin auch in die USA gezogen, weil sie noch nicht genau wusste, was sie in Deutschland studieren wollte (voraussichtlich Medizin) und wie sie das Studium mit dem Leistungssport am effektivsten verbinden kann. Schmidt und ihr Trainer Johannes Gathen sahen in dem Auslandsjahr die Möglichkeit, Schmidt weiterzuentwickeln, sowohl im sportlichen als auch in anderen Lebensbereichen. 2016 war für beide dann eigentlich auch eher als Übergangsjahr von der Jugend- in die Frauenklasse eingeplant - ohne für sie erreichbare internationale Höhepunkte.

Das hat sich jetzt nun also schlagartig geändert. Zunächst richtete sich Schmidts Blick nach der starken Saison 2015 auf die Europameisterschaften in Amsterdam. Doch nun will sie verständlicherweise mehr: "Eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Rio ist nicht mehr ausgeschlossen. Der Weg dorthin ist schwer. Die nationale Konkurrenz um die begehrten Fahrkarten ist groß. Aber ich will versuchen, ein Ticket nach Rio zu bekommen", sagt sie.

Bundestrainer Henning von Papen, der sie aufgrund ihrer Leistungen ins Junior-Eliteteam berief, sieht es genauso. Er traut Schmidt im Sommer die Qualifikation fürs Olympische Team zu. Michael Smith, Coach in Georgetown, arbeitet mit Schmidt nun ganz gezielt auf dieses Ziel hin. Aufgrund von Problemen im rechten Fuß trainierte die 19-Jährige im Winter nicht wie gewohnt weiter. Gathen ist aber optimistisch, dass sein Schützling die Olympia-Norm bis Anfang Juli laufen kann. Denn das Grundlagentraining verlief trotz allem gut. "Sarah konnte zwar nicht viel laufen, dafür arbeitete sie aber viel alternativ mit Aquajogging, auf dem Stepper und dem Anti-Schwerkraft-Laufband", sagt Gathen. "Bis Ende Mai soll die Form aufgebaut werden. Sie ist dann in der Lage, schnelle Zeiten zu laufen."

(RP)
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