Lokalsport Gegen Klischees und zittrige Hände

Sportschiessen · Sportschützen müssen regelmäßig gegen das Vorurteil ankämpfen, ein Hobby für den Aggressionsabbau zu betreiben. Bei den Stadtmeisterschaften werben die Teilnehmer für ganz andere Herausforderungen, die ihr Sport mit sich bringt.

Wenn sich Sportler mit fest verankerten Vorurteilen auseinandersetzen müssen, dann wohl die Sportschützen. Wer mit Sportwaffen um eine möglichst hohe Punktzahl schießt, baue mit der Waffe in der Hand Aggressionen ab, so lautet das Klischee. "Das ist natürlich völliger Blödsinn. Sportschützen müssen extrem konzentriert sein und sich im Griff haben. Alles andere bringt keinen Erfolg", sagt Reiner Schröder, Vorsitzender des Schützenkreises Mönchengladbach. Das Thema Sicherheit wird bei den Gladbacher Schützen dann auch groß geschrieben: "Es gibt ganz klare Vorschriften und Sicherheits-Regeln. Menschen, die planlos herum ballern wollen, haben bei uns keinen Platz", sagt er.

Vom Auspacken der Sportwaffen, über die Griffhaltung bis hin zur dringlich verordneten Verstauung der Waffen beim Verlassen der Schießanlage gibt es feste Statuten. Schröder kennt diese ganz genau. Seit 1960 ist er dem Schießsport verbunden. Das "seine" Sportart häufig mit vorschnellen Bewertungen behaftet ist, stört ihn: "Schießen ist ein Sport wie jeder andere. Es geht um die absolute Konzentration und das autogene Training während des Schießens", sagt er. Außerdem fügt er lachend hinzu: "Schützen sind eigentlich alle nett."

Schaut man auf die Zahl der aktiven Schützen in Mönchengladbach, ist das Sportschießen mehr als eine Randsportart. In der Vitusstadt gibt es rund 25 Schützenvereine mit 1200 Schützen, davon sind jedoch die Bruderschaften von den Schießsport-Vereinen zu unterscheiden. Bei der am letzten Wochenende in Rheindahlen stattfindenden Stadtmeisterschaft nahmen rund 70 Sportler teil. In den drei Disziplinen Luftpistole (40 Schuss-Wertung) und Luftgewehr (freihändig stehend, 40 Schuss und Auflage, 30 Schuss) nahmen die Schützen die Schießscheiben ins Visier.

Hierbei ist nicht nur Genauigkeit, sondern auch Konzentrationsfähigkeit über einen langen Zeitraum gefragt. Bis zu einer Stunde und 15 Minuten dauerten die einzelnen Durchgänge bei den Stadtmeisterschaften. Auch Günther Leuth nimmt an diesen teil. Er erklärt, dass es vor jedem Schuss einer genauen Vorbereitung bedarf. Eine nicht unwichtige Rolle spielt dabei die Hand, die nicht an der Waffe liegt. Häufig verschwindet diese in der Hosentasche. Nicht etwa aus Langeweile , es geht um Stabilität: "Wenn die Hand in der Tasche liegt, ist sie ruhig: Somit kommt man nicht aus seiner geraden Position." Wie Leuth weiter ausführt, hat jeder Schütze seine eigenen Mittel, um die perfekte Position zu finden. So wird das ruhige Stehen zur sportlichen Herausforderung: "Wenn ich auf der Arbeit einen stressigen Tag hatte, finde ich abends beim Training auch keine Ruhe und treffe weniger. Es gilt, völlig abzuschalten und sich auf den Punkt konzentrieren zu können."

Am 1. April werden die Stadtmeister ausgezeichnet.

(seu)
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