Fußball "Gesundes Selbstvertrauen ist wichtig"

Mönchengladbach · Der neue Schiedsrichterlehrwart des Fußballkreises Mönchengladbach/Viersen spricht über die Aufgaben, die das Amt mit sich bringt, seine Ambitionen "auf dem Platz" und die Wesenszüge, die ein Unparteiischer mitbringen sollte.

 Schiedsrichterlehrwart: Sven Heinrichs ist der Nachfolger des verstorbenen Bernd Schoemann.

Schiedsrichterlehrwart: Sven Heinrichs ist der Nachfolger des verstorbenen Bernd Schoemann.

Foto: Sascha Köppen

Herr Heinrichs, Sie sind seit einigen Wochen neuer Lehrwart des Fußballkreises Mönchengladbach/ Viersen. Wie kam es dazu, dass Sie diese Aufgabe übernommen haben?

Heinrichs Nach dem bedauerlichen Tod von Bernd Schoemann, den wir alle sehr geschätzt haben, musste die Position des Lehrwarts neu besetzt werden. Wir hatten kurz zuvor den Kreisschiedsrichter-Ausschuss mit Marco Lechtenberg um eine Position erweitert, was uns dann die Möglichkeit gegeben hat, alle Aufgaben innerhalb des Ausschusses zu besetzen. So hat Marco dann den Job als Jungschiedsrichter-Referent übernommen. Zunächst einmal habe ich die Anfrage aber abgelehnt, als Rolf Göttel sie mir antrug. Aber ich habe mich dann von Tag zu Tag mehr mit dem Gedanken an die Aufgabe als Lehrwart angefreundet.

Hatten die anfänglichen Bedenken auch damit zu tun, dass Sie erst 28 Jahre alt sind?

Heinrichs Es ist natürlich schon so, dass ich in dieser Aufgabe nun verschiedene Zielgruppen im Alter von 15 bis über 70 Jahren bedienen muss, und diese stellen natürlich unterschiedliche Anforderungen. Aber ich habe zuvor auch im Jungschiedsrichter-Bereich bereits Lehraufgaben übernommen, da sind die Schüler dann natürlich jünger als ich gewesen. Aber die ersten Veranstaltungen sind jetzt ebenfalls gut verlaufen.

Sie sind auch als aktiver Schiedsrichter nach wie vor sehr ambitioniert, pfeifen in der Regionalliga und sind als Assistent sogar in der Dritten Liga unterwegs. Ist das parallel immer zu vereinbaren?

Heinrichs Ich muss schon klar sagen, dass aktives Pfeifen auf diesem Niveau sehr zeitaufwendig ist. Und natürlich haben wir genau dieses Thema auch vorher besprochen. Das Ergebnis war auf allen Seiten aber schnell klar: Die aktive Laufbahn darf darunter nicht leiden, ich möchte sie auf keinen Fall zurücksetzen. Letztendlich sollte man aber beides gut harmonisieren können.

Wie ist denn zum Ende des Jahres 2014 die Lage bei den Schiedsrichtern im hiesigen Kreis? Es gibt am Niederrhein ja bereits Kreise, in denen bei den Senioren Spiele der Kreisliga A und B nicht mehr mit Schiedsrichtern besetzt werden können.

Heinrichs Die vergangenen Lehrgänge waren bei uns ganz gut, und es ist uns dabei vor allem gelungen, recht viele der neuen Schiedsrichter bei der Stange zu halten. So ist der Stand hier noch einigermaßen gut. Aber es ist dennoch dem Fleiß vieler guter Schiedsrichter und auch der emsigen Ansetzer zu verdanken, dass es hier noch anders aussieht. Die mittlere Altersschicht fehlt uns ein wenig, daran lässt sich von heute auf morgen nichts ändern. Gut war auch, dass wir mit einem Lehrgang an die Schule gegangen sind, auch das war ein Erfolg.

Was muss ein guter Schiri haben?

Heinrichs Sehr wichtig ist neben dem Interesse für Fußball ein gesundes Selbstvertrauen, aktiv muss man selbst sicher nicht gewesen sein. Neben dem Fleiß ist aber vor allem ein dickes Fell auch eine Grundvoraussetzung. Denn es ist auch bei uns zuletzt schon zu beobachten, dass die Einflussnahme vor allem von außen auch zugenommen hat. Im Januar und Februar führen wir aber wieder einen neuen Anwärterlehrgang durch, da kann das jeder gerne ausprobieren.

Zuletzt wurde vielerorts diskutiert, dass es auch Strafen für Schiedsrichter gibt, die Spielberichte nicht korrekt ausfüllen. Kann das denn im Sinne des Erfinders sein?

Heinrichs Ich habe mir schon auf die Fahne geschrieben, die Qualität der Spielberichte verbessern zu wollen. Denn es ist für die Nachverfolgung schon sehr wichtig, Vorkommnisse so präzise wie möglich einzutragen. Finanzielle Sanktionen kann ich da allerdings nicht begrüßen. In den Spielberichten wird den Schiedsrichtern inzwischen schon eine Menge abverlangt, da gibt es keinen Zweifel. Es sind immer mehr Sonderberichte notwendig, und auch das Thema Trikotwerbung ist zuletzt ja dazu gekommen.

Sie haben mit ihrem Schiedsrichterkollegen Markus Wollenweber jüngst ein Projekt zur Gewaltprävention im Kreis auf die Beine gestellt. Wie ist das in der Nachbetrachtung gelaufen?

Heinrichs Die Podiumsdiskussion war eine gute Sache. Aber es waren trotz mehrfacher Einladung nur zwei oder drei Gäste aus den Vereinen dabei, das ist natürlich zu wenig. Wir beschäftigen uns gegenwärtig eher mit dem Thema, wie man mit Spielabbrüchen umgeht. Wir sind als Schiedsrichter aber jederzeit dafür offen, mit Vereinen Seminare abzuhalten, wenn man auf uns zukommt. Wir haben da auch jedes Jahr Angebote gemacht, doch da kommt nichts zurück. Es kann auch nicht sein, dass die Initiative immer von den Schiedsrichtern kommen muss, denn den Nutzen haben davon ohne Frage ja auch die Vereine.

(kpn)
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