Lokalsport GHTC startet als Titelkandidat

Tennis-Bundesliga · Nach zwei sechsten Plätzen will sich der Tennis-Bundesligist nach oben orientieren, selbst die Meisterschaft ist bei einem sehr gut verstärkten Kader möglich. Morgen in Neuss geht es los.

Für Henrik Schmidt beginnt jetzt wieder die Zeit, in der er mit gemischten Gefühlen die Turniere auf der Profitour verfolgt. Denn im Grunde muss er sich freuen, wenn seine eigenen Spieler verlieren. "Während der Bundesligasaison ist es schon verrückt. Natürlich freue ich mich, wenn unsere Spieler gut spielen und gewinnen. Auf der anderen Seite hilft mir jede Niederlage, am Spieltag einen starken Kader zu präsentieren", sagt der Teamchef des Gladbacher HTC, dessen Mannschaft morgen bei Blau-Weiß Neuss in ihre dritte Bundesliga-Saison startet.

Mit welchem Kader der GHTC in Neuss antreten kann, hängt derzeit von den Ergebnissen in Wimbledon ab - womit wir wieder bei Schmidts komplizierter Gemütslage wären. Denn dass Philipp Kohlschreiber, Ricardas Berankis und Franko Skugor in London in der ersten Runde ausgeschieden sind, kommt seinen Planungen für die Startphase entgegen. Albert Ramos-Vinolas steht dagegen in Runde drei. "Wir werden die ersten drei Begegnungen in absoluter Topbesetzung bestreiten, wir können auf alle Top-100-Spieler zurückgreifen. Denn wir wollen gut starten und uns die Chance ermöglichen, von Beginn an oben mitzuspielen", sagt Schmidt.

Oben mitspielen - das ist das große Ziel nach zwei sechsten Plätzen seit dem Bundesliga-Aufstieg. "Zunächst war es unser Ziel, uns in der Bundesliga zu etablieren, das haben wir geschafft. Nun aber wollen wir uns nach oben orientieren. Ob dann am Ende der erste, zweite oder fünfte Platz dabei herausspringt, hängt von der Tagesform in den direkten Duellen der Meisterschaftskandidaten ab", sagt Schmidt. Zu dieser Gruppe zählt der GHTC, der sich mit Deutschlands Nummer eins, Philipp Kohlschreiber, sowie den bundesligaerfahrenen Daniel Gimeno-Traver (Spanien), Franko Skugor (Kroatien) und Andrea Arnaboldi (Italien) verstärkt hat.

Auf der Abgangsseite verzeichnet der Klub dagegen nur Spieler, die mit Blick auf die vergangene Saison sportlich nicht so sehr ins Gewicht fallen. Guillermo Garcia-Lopez war 2015 zwar Gladbachs Nummer eins, kam aber aufgrund mehrerer Verletzungen nicht zum Einsatz. Und Jasper Smit, Mark de Jong und Malte Stropp belegten hintere Kaderränge. "Wir sind jetzt sehr ausgeglichen besetzt", sagt Schmidt, der allerdings auf den langzeitverletzten Österreicher Andreas Haider-Maurer sehr wahrscheinlich die komplette Spielzeit verzichten muss.

Dafür kann Gladbach wieder auf die Spanier Albert Ramos-Vinolas, der zuletzt bei den French Open das Viertelfinale erreicht hat, und Adrian Menendez, den Litauer Ricardas Berankis, die Publikumslieblinge Aleksandr Nedovyesov (Kasachstan) und Jesse Huta Galung (Niederlande) sowie die deutschen Toptalente Daniel Altmaier und Tim Sandkaulen setzen. Diese Ausgeglichenheit und Kaderstärke macht den GHTC zum Mitfavoriten auf den Meistertitel.

Blau-Weiß Neuss, das morgen um 11 Uhr Gladbach zum Saisonauftakt empfängt, wird sich dagegen wohl eher auf den Klassenverbleib konzentrieren müssen. Das bedeutet in einer enorm ausgeglichen besetzten Liga jedoch nicht, dass der GHTC als Favorit leichtes Spiel hat. "Neuss ist kein Spitzenteam, doch wenn es seine Topleute einsetzt, kann es ebenso jeden Gegner schlagen. Insofern müssen wir auch in Bestbesetzung auflaufen, dazu gibt es keine Alternative", sagt Schmidt.

In den vergangenen Tagen hat er viel telefonieren müssen. Die frühen Niederlagen seiner Topspieler (bis auf Ramos-Vinolas) in Wimbledon haben ihm die Aufgabe leichter gemacht, und Kohlschreiber, Berankis, Skugor, Gimeno-Traver sowie Nedovyesov stehen auch allesamt für die ersten drei Partien - morgen in Neuss, kommenden Freitag beim Mitfavoriten Grün-Weiß Mannheim und am Sonntag darauf daheim gegen den Aufsteiger TC Bruckmühl-Feldkirchen - bereit, doch das bedeutet nicht, dass alle auch in Neuss dabei sind. "Wir müssen jetzt schauen, wie wir die Spieler auf die drei Termine verteilen. Aber es kann durchaus sein, dass mancher alle drei Partien spielt", sagt Schmidt. Eine schlagkräftige Mannschaft wird er auf jeden Fall stellen. Schließlich will der GHTC oben mitspielen - von Anfang an.

(RP)
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