Lokalsport Kontroverse um Acht-Monate Sperre für Spieler des SV Lürrip

Fussball · Ein Vorfall aus dem September hat für Sven Hackler nun langwierige Konsequenzen. Protokoll eines strittigen Sportgerichtsverfahrens.

Von der Sachlage bis zum Ende vom Lied - das Verfahren zu Lürrips Sven Hackler ist eines in sechs Etappen.

1. Die Sachlage Aus einer verbalen Kontroverse zwischen Sven Hackler, einem Spieler des SV Lürrip, der im September als Zuschauer das A-Junioren-Spiel zwischen BW Meer und dem TuS Wickrath verfolgte, und einer Wickrather Zuschauerin entwickelte sich ein Handgemenge, bei dem sich ein Wickrather Zuschauer eine schwere Verletzung zuzog. Eskaliert war die Auseinandersetzung, nachdem der Wickrather Spieler Angelo Houben vom Spielfeld stürmte, auf Sven Hackler zulief und ihn schlug.

Die Polizei erschien und nahm den Vorfall auf. Dazu kam ein Rettungswagen, der aber wieder unverrichteter Dinge abfuhr, weil sich offensichtlich niemand schwer verletzt hatte. Im Laufe des Nachmittags begab sich der Wickrather Zuschauer ins Krankenhaus, wo der Jochbeinbruch festgestellt und behandelt wurde. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen das Verfahren eingestellt. Möglicherweise gibt es noch einen zivilrechtlichen Prozess.

2. Die Folgen Angelo Houben wurde von Schiedsrichter Alexander Makuljevic des Feldes verwiesen und von der Kreis-Jugend-Spruchkammer (KJSK) zu einer zweimonatigen Sperre mit Bewährung verurteilt. Die Angelegenheit wurde von Thomas Klingen (Vorsitzender Kreis-Fußball-Ausschuss) an die Kreis-Senioren-Spruchkammer (KSSK) weiter geleitet, die ihrerseits Hackler für acht Monate sperrte, weil er dem Wickrather Zuschauer einen Jochbeinbruch zugefügt haben soll. Die Bezirks-Spruchkammer 2 (BSK), die den Fall nun abschließend behandelte, stellt fest: "Während der KJSK-Verhandlung stellte sich heraus, dass [...] Sven Hackler [...] einen Zuschauer geschlagen haben soll."

3. Zweifel an Vorfall und Verfahren Im nächsten Absatz ist dann zu lesen: "Alle Vorgänge und Vorfälle aus dem Spielbetrieb im Jugendbereich sind ausschließlich von den zuständigen Jugend-Rechtsorganen zu behandeln [....]." Danach stellt die BSK fest: "Die Gründe, warum die KJSK nicht selbst ein neues Verfahren eingeleitet hat und/oder der KFA-Vorsitzende den Antrag an die KSSK gestellt hat, sind nicht erkennbar und nicht bekannt [...]." Daraus ist also abzuleiten, dass das Verfahren von der KSSK nicht hätte durchgeführt werden dürfen.

Schließlich ist auch nicht sicher, dass der Jochbeinbruch, den sich der Wickrather Zuschauer zuzog, durch Sven Hackler verursacht wurde. Außer den direkt Beteiligten war nur der Schiedsrichter in der Lage, eine klare Aussage zum Geschehen zu treffen. "Der Spieler Angelo Houben hat das Spielfeld verlassen und den Zuschauer geschlagen. Seine Mitspieler sind hinter ihm her gelaufen und waren bemüht, ihn von weiteren Schlägen abzuhalten", sagte Makuljevic unserer Zeitung.

4. Reaktion des SV Lürrip "Wir wurden von diesem Verfahren sehr überrascht, hatten nur wenige Tage zur Vorbereitung. Wir waren erstaunt, dass der Schiedsrichter, der als einziger wirklich eine klare Aussage machen konnte, von der Spruchkammer nicht eingeladen wurde", sagt Lürrips Fußballobmann Andreas Zimmermann.

5. Einspruch des SV Lürrip Beim Versuch, gegen die Sperre Sven Hacklers Einspruch einzulegen, unterlief den Lürripern ein Formfehler. Zwar erhielt der Vorsitzende der Spruchkammer Rainer Hilgers den Einspruch fristgerecht, nahm ihn auch zur Kenntnis, lehnte ihn aber aus formalen Gründen ab, weil er nicht satzungskonform per Einschreiben oder über das elektronische Postfach des Fußballverbands an ihn gerichtet wurde. Aus eben diesen Gründen lehnte auch die Bezirksspruchkammer nun die Beschwerde ab.

6. Das Ende vom Lied Sven Hackler bleibt deshalb bis zum 30. Juli 2016 gesperrt.

(RP)
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