Fußball Neuansetzung - das ist ein Urteil, das niemandem gefällt

Fussball · Der Abbruch des C-Liga-Spiels Geistenbeck gegen Concodia Viersen war ein schwieriger Fall für die Kreisspruchkammer des Kreises.

Manchmal gibt es in der Sport-Gerichtsbarkeit Entscheidungen, die keine der beteiligten Parteien gut findet, die aber dennoch unausweichlich sind. Eine solche hatte nun auch die Spruchkammer des Fußballkreises Mönchengladbach/Viersen zu treffen, als sie den Abbruch der Partie zwischen Concordia Viersen III und Germania Geistenbeck II in der Kreisliga C zu verhandeln hatte. Das kurz vor dem Ende abgebrochene Spiel muss nun letztlich neu angesetzt werden - und das gefällt eigentlich niemandem.

Was war vorgefallen? Schiedsrichter Mustafa Menekse brach die Partie ab, weil ein Zuschauer vom Spielfeldrand aus sowohl ihn als auch einige Spieler auf übelste Weise rassistisch beleidigt haben soll. Die Kammer entschied, dass der Schiri jedoch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft habe, um auf eine Spielfortsetzung hinzuwirken.

Eine Entscheidung, die in einem sehr vergleichbaren Fall im Neusser Kreis jüngst ebenso ausfiel. "Wir haben da gar keinen Handlungsspielraum", sagt der Kammervorsitzende Rainer Hilgers. "Glücklich kann man mit so einem Urteil nie sein, aber zu ändern ist es auch nicht."

Denn die Problematik an der ganzen Sache ist: Die Geistenbecker Gäste werden durch die Neuansetzung am meisten bestraft, denn sie führten zum Zeitpunkt des Abbruchs 1:0. Für den Geistenbecker Spieler Sven Luckner, der unserer Zeitung schrieb, ist das Urteil ein Skandal. "Laut Artikel 3 der FIFA-Statuten soll jegliche Diskriminierung im Fußball unterbunden werden. Hier wurde ein falsches Zeichen gesetzt", erklärt er. "Und über Gerechtigkeit muss man erst gar nicht sprechen. Außer einem 1:0 für Geistenbeck sorgt jedes Ergebnis für Ungerechtigkeit."

Eine Sichtweise, der sich auch die Concorden anschließen. "Ich habe für den Verein gleich zu Beginn der Kammersitzung erklärt, dass wir auf eine Neuansetzung von vorneherein verzichten", erklärte Obmann Erich Giebmanns. Nun gäbe es die Möglichkeit, zum Spiel einfach nicht anzutreten. "Das würden wir auch tun, wenn das nicht eine Geldstrafe und das Problem zur Folge hätte, dass wir bei zwei weiteren Nichtantritten dann aus dem Rennen wären", sagte Giebmanns.

In einem Kommentar bei FuPa, dem Amateurfußball-Portal der Rheinischen Post, erklärte sich inzwischen auch der Schiedsrichter. Er stellt die Bemühungen der gastgebenden Concorden in Frage und lässt die Viersener nicht im besten Licht da stehen. Das bringt Giebmanns nun wieder auf die Palme. "Gerade wir unternehmen sehr viel im Bereich der Integration. Und dann kam der Vorwurf, man habe sich nicht beim Schiedsrichter entschuldigt. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich das getan habe."

Einzig der pöbelnde Zuschauer, der den Abbruch auslöste, konnte nicht belangt werden. Bis 2012 war er Spieler der Concorden, ist aber nach zwei weiteren Stationen derzeit vereinslos. "Wir haben bei der Passstelle aber um eine Mitteilung gebeten, falls er sich wieder irgendwo anmeldet. Dann wird im Nachgang gegen ihn verhandelt", sagte Rainer Hilgers. Und soll ein solcher Vorfall künftig anders bewertet werden, dann benötigen die Spruchkammern andere Werkzeuge.

(RP)
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