Borussia Mönchengladbach Selbst mit einem "Messi" reicht es für Borussia nicht

Mönchengladbach · Ibrahima Traoré, den sie daheim "Guinea-Messi" nennen, kann beim 1:2 gegen Barca Raffaels Ausscheiden nicht kompensieren. Aber das allein war auch nicht seine Aufgabe als stürmender Außenverteidiger und verteidigender Außenstürmer.

 Ibo Traoré, der "Messi von Guinea" unterlag mit Borussia knapp dem FC Barcelona.

Ibo Traoré, der "Messi von Guinea" unterlag mit Borussia knapp dem FC Barcelona.

Foto: afp

Es ist logisch, dass gerade die Einzigartigen die am meisten Kopierten sind. Lionel Messi, den besten Fußballer seiner Zeit, gibt es leibhaftig nur einmal. Am Mittwochabend zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Barcelona in der Champions League gab es ihn sogar keinmal. Der Argentinier fehlte aufgrund einer Adduktorenverletzung. Dagegen war Ibrahima Traoré topfit, einsatzbereit und ausgeruht nach 90 Minuten auf der Bank am vergangenen Wochenende gegen den FC Ingolstadt. Bei der knappen 1:2-Niederlage gegen Barcelona durfte er durchspielen.

Der 28-Jährige ist so eine Kopie, zumindest suggeriert das sein Spitzname: In seiner Heimat nennen sie Traoré den "Messi von Guinea". Das durfte Borussias Flügelspieler am Samstag im "Aktuellen Sportstudio" stolz bejahen. Überhaupt glich sein Auftritt mit Kumpel Thorgan Hazard einem Bewerbungsschreiben für einen Platz in Startelf gegen Barca: Traoré war gelassen, cool, schlagfertig, aber in den richtigen Momentan auch besonnen. Selbst Fragen zu politisch heiklen Themen wie Rechtspopulismus oder Fremdenfeindlichkeit beantwortete er souverän. Als "Traoré von Gladbach" haben sie ihn aber auch ganz gerne, und als der war er gestern in der unter Trainer André Schubert eingeführten Rolle als stürmender Außenverteidiger und verteidigender Außenstürmer gefragt.

Gegen die Übermächtigen aus Barcelona durfte Traoré einzig und allein Fußballer sein. Bei der Champions-League-Hymne stand er mit den Händen hinter dem Rücken da und wippte aufgeregt von links nach rechts. Die beiden Spiele gegen Juventus Turin in der vergangenen Saison hatte Traoré bereits von Beginn an absolviert, genauso das Heimspiel gegen den FC Sevilla. Da verletzte er sich nach wenigen Minuten und verpasste so auch Gladbachs grandiosen 3:1-Sieg gegen den FC Bayern.

Gestern, so viel stand beim Anpfiff fest, sollte sich die bislang größte Bühne bieten, seit Traoré im Sommer 2014 an den Niederrhein gewechselt ist. Er führte sich ein mit einem Schuss in die Wolken nach Borussias Ecke, ließ Julian Korb hinten einmal mit zwei Gegenspielern alleine, aber wie beim Rest der Mannschaft fügte sich alles relativ schnell. Die Nervosität beschränkte sich auf ein verständliches Mindestmaß.

Wenn so eine Verlagerung in Richtung rechter Seitenlinie fliegt, wo Traoré meistens lauert, dann hält der Borussia-Park verlässlich kurz den Atem an. Traoré ist dann für die Zeit des nächsten Dribblings - bei aller Disziplin, die er mittlerweile defensiv zeigt - ein völlig freischaffender Künstler. Mo Dahoud und Raffael sind bei Borussia ebenfalls für solche Momente zuständig, die nicht planbar sind, die einfach stattfinden.

Als der bis dahin überragende Raffael unmittelbar nach der Pause verletzt raus musste, rückte Traoré, der "Messi von Guinea", noch etwas mehr in den Fokus. Gladbach büßte ohne Raffael sichtbar an individueller Klasse ein. Beim Stand von 0:0 sollte sie Borussia dem 1:0 näherbringen, beim Stand von 1:0 durch Entlastung das 1:1 fernhalten. Das gelang Traoré und seinen Kollegen ohne ihren "Maestro" nur mäßig. Der Ausgleich durch Arda Turan fiel zwangsläufig, vor dem 1:2 durch Piqué ließ Yann Sommer den Ball nach vorne klatschen.

Guinea hat elf Millionen Einwohner, so ein Spitzname wie der Traorés ist schon etwas wert. Aber Barca ist ohne seinen Superstar eben noch etwas mehr wert, auch ohne einzigartig gut zu spielen.

(RP)
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