Borussia Mönchengladbach So hat Schubert Eberl überzeugt

Mönchengladbach · Soeben hat Borussia einen Ergänzungsband zu ihrer 2010 erschienenen Vereinschronik herausgegeben. Das Werk beschreibt die Jahre 2010 bis 2015. Der Protagonist dieser Zeit ist Lucien Favre. Nur ein bisschen Misserfolg ist dabei: Das erste Halbjahr der Saison 2010/2011, als Gladbach abstürzte. Dann kam Favre und stellte den Erfolgsbeschleuniger an: 2011 rettete und entwickelte er das Team zugleich, 2012 spielte der Fast-Absteiger der Vorsaison international. "Die Favre-Jahre" hätten die Autoren das Buch nennen können, hätten sie gewusst, dass es bald nach Redaktionsschluss vorbei sein würde mit Favre und Borussia.

 André Schubert mit geballter Faust. Kann er bald auch über ein Engagement als Cheftrainer der Borussia jubeln?

André Schubert mit geballter Faust. Kann er bald auch über ein Engagement als Cheftrainer der Borussia jubeln?

Foto: dpa, fg fdt nic

André Schubert kommt nicht vor in der Zusatzchronik. Sie endet im Mai, er kam erst am 1. Juli. Dass er irgendwann Favre beerben könne, das mag ein Denkansatz gewesen sein. Für eine fernere Zukunft. Doch erneut schaltete Favre den Beschleuniger an, und am 21. September wurde aus dem U23-Trainer der Interims-Trainer Schubert. Fortan beschleunigte er die Geschichte selbst: Binnen 46 Tagen katapultierte er Borussia vom 18. Platz auf einen Europapokal-Rang. Er machte (fast) alles richtig: auf dem Rasen, in der Kabine und auch in der Öffentlichkeit. Eberls Masterplan war es nicht, ihn zum Chef zu machen. Aber Schubert ist vom Außenseiter zum aktuell einzigen Anwärter geworden. In diesen Tagen werden sich beide zusammensetzen und sprechen. Zielführend soll es sein, hat Eberl angekündigt, in welcher Weise auch immer. Es kann ganz kurzfristig eine Beförderung geben, und nach Lage der Dinge wäre das nicht überraschend. Dass aber die Gespräche nicht zwangsläufig in einer neuen Cheftrainer-Situation münden müssen, deutete nun Vize-Präsident Rainer Bonhof an. "Wir haben eine Absprache unter Gentlemen, an die sich jede Seite hält und bei der jeder weiß, wo er steht. Dass wir momentan aufgrund der Resultate überhaupt keinen Druck haben, ist doch wunderbar", sagte er.

Doch Schubert hat Eberl überzeugt, dass er der "The Right One" sein kann. Charakterliche oder fachliche Untiefen wird Eberl wohl nicht entdecken bei den Treffen mit Schubert. Der Manager lässt sich indes nicht von populistischen Statistiken blenden, wenn er seine Entscheidung in der Trainer-Frage treffen wird, er schaut auf das Wesentliche. "André hat auf das aufgebaut, was Lucien in den vergangenen Jahren erarbeitet hat, aber er hat eine andere Ansprache an die Mannschaft, und er hat natürlich neue Reize gesetzt und eigene Dinge eingebracht", fasste Eberl zusammen. Genau das sucht er: Einen Mann, der Favres Werk fortsetzt und es um interessante Ansätze anreichert. "Die Mannschaft presst deutlich früher und hat das Spiel noch mehr in die gegnerische Hälfte verlagert", hat Eberl erste Elemente des Schubert-Touch entdeckt. Sie gefallen ihm. Und er weiß: Die letzte Gewissheit entfaltet sich erst mit der Zeit.

Natürlich hat Eberl auch vernommen, was in Paderborn und St. Pauli von Schubert erzählt wird: Er sei kein leichter Typ. Aber war Favre ein leichter Typ? Oder Hans Meyer, der erste Trainer in Eberls Managerzeit? Sicher nicht. Entscheidend ist: Kann der Trainer den roten Faden, den der Klub vorgibt, umsetzen? Und: Passt er zum Team? Erst hat Schubert das Selbstvertrauen der Spieler revitalisiert, das war pure Motivationsarbeit. Doch nachhaltig ist nur, wer Spieler, gerade solche wie die Borussen, die viel Fußball-Kompetenz und akribische Detailarbeit gewohnt sind von Favre, nach der ersten Euphorie fachlich überzeugt. Die Erfolgsserie der Borussen kann ein Beleg dafür sein.

So sagt der neue Kapitän Granit Xhaka: "André ist der passende Trainer für uns."

(RP)
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