Kommentar "Viele waren unzufrieden mit der Situation"

Interview Thomas Sleegers spricht über seine Wahl zum Schiri-Chef, die Gründe und seine ZieleZu viele Fragen sind offen

Es war ein turbulenter Abend. Wie geht es Ihnen am Tag nach Ihrer Inthronisierung als Schiri-Chef?

Sleegers Ich musste erstmal durchatmen. Es waren ereignisreiche Wochen und Monate. Schön, dass die Leute unserem Konzept eine Chance geben wollen.

War es ein Umsturz?

Sleeges Mit Sicherheit nicht. Viele Schiedsrichter waren unzufrieden mit der Situation, die Basis wurde vernachlässigt.

Womit genau waren die Schiedsrichter unzufrieden?

Sleegers Ich will nicht mehr nachkarten, sondern ab jetzt nur nach vorn schauen.

War Ihre Wahl ein Sieg der Taktik?

Sleegers Nein. Es war eine demokratische Wahl. Natürlich wurde auch taktiert, aber vor allem war es die Unzufriedenheit vieler Schiedsrichter, die für die personelle Veränderung gesorgt hat. Auch die Vernetzung zu vieler Schiedsrichter in den Instanzen ist nicht gut.

Was heißt das?

Sleegers In zu vielen Gremien des Fußballkreises haben Schiedsrichter das Sagen. Im Kreisvorstand sind vier von sieben Mitgliedern Schiedsrichter, die Staffelleiter der Kreisliga A und B sind Schiedsrichter und auch in der Senioren-Spruchkammer sind drei der fünf Mitglieder Schiedsrichter. So eine Machtfülle ist nicht gesund. Die Vereine müssen wieder mehr involviert werden in den Gremien, sie sind jetzt gefordert. Es ist erfreulich, wenn die Schiedsrichter mitarbeiten, aber wenn es zuviele sind, ist es für die Sache auch nicht förderlich.

Was werden Sie anders machen?

Sleegers Wir als Schiedsrichterausschuss müssen uns wieder mehr auf die Basis konzentrieren. Es muss allen wieder Spaß machen, ihrem Hobby nachzugehen.

Befürchten Sie, dass einige Schiedsrichter in andere Kreise abwandern?

Sleegers Damit wäre keinem geholfen. Schließlich geht es in erster Linie um den Fußballsport in unserer Stadt.

Karsten Kellermann stellte die Fragen. Mehr zum Thema: www.rp-online.de

Was ist passiert? Eine doch recht deutliche Mehrheit der Schiedsrichter im Fußballkreis Mönchengladbach-Viersen hat sich eine neue Führung gewählt. Das ist Demokratie – und ein Zeichen dafür, dass die heile Fußballwelt, die der bisherige Kreisausschuss sich vorgegaukelt hat, so nicht existiert, es mehr Unzufriedene gibt als die Verantwortlichen glauben wollten. Die Neuen um Thomas Sleegers müssen nun beweisen, dass sie nicht nur versprechen, sondern es auch besser machen können.

Das Problem ist, dass an diesem Abend die Hintergründe, warum vier der fünf bisherigen Ausschussmitglieder nicht mehr mit Thomas Sleegers zusammenarbeiten wollten, nicht auf den Tisch kamen. Es blieb bei Andeutungen über angebliche unkorrekte Abrechnungen vor allem beim Schiedsrichter-Hallenmasters (nach RP-Informationen soll es um eine Summe in guter fünfstelliger Größenordnung gehen). Über dies sollte an dieser Stelle nicht gesprochen werden, weil die rechtlich eigenständige Vereinigung Pro Schiedsrichter Veranstalter des Hallenmasters war. Und deren Finanzen standen nicht auf dieser Tagesordnung. Und es blieb auch bei Andeutungen, weil es, so der bisherige Obmann Markus Fliege, besser sei, dies nicht vor der Öffentlichkeit auszubreiten ...

Thomas Sleegers hat die bessere Taktik für diesen Abend gehabt, seine Stimmbatallione in Stellung gebracht. Die Kollegen (Kameraden war mal) im Ausschuss und bei Pro Schiedsrichter müssen sich fragen lassen, warum sie Sleegers jahrelang haben machen lassen. Der angekündigte kollektive Rückzug entscheidender und verdienter Leute im Kreisvorstand zeigt, dass der Bruch weit über das Schiedsrichterwesen hinaus geht. Wie weit und warum genau – das ist öffentlich nach wie vor ungeklärt. Und eine Hypothek auch für den im April zu findenden neuen Kreisvorstand. In dem wird, das darf vermutet werden, die Sleegers-Fraktion eine gewichtige Rolle spielen.

(RP)
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