Henrik Schmidt "Wir waren auf einer Welle"

Mönchengladbach · Am 14. August 2016 werden die Tennis-Herren des GHTC erstmals Deutscher Meister. Ihr Teamchef erinnert sich an ein märchenhaftes Jahr.

 Abgehoben: Teamchef Henrik Schmidt wird nach dem Gewinn des Deutschen Meistertitels von Trainern und Spielern des GHTC in die Luft geworfen.

Abgehoben: Teamchef Henrik Schmidt wird nach dem Gewinn des Deutschen Meistertitels von Trainern und Spielern des GHTC in die Luft geworfen.

Foto: GHTC

Herr Schmidt, wenn Sie heute mit dem Abstand von ein paar Monaten an die Deutsche Meisterschaft Ihrer Tennis-Herren denken, welches Bild haben Sie als Erstes im Kopf?

Schmidt Den Moment, in dem wir alle gemeinsam auf dem Centre Court getanzt haben. Denn bis zum Schluss haben wir alle, Spieler wie Verantwortliche, gar nicht richtig glauben können, dass wir die Chance haben, Deutscher Meister zu werden. Das erschien so weit weg. Und dann liegen wir plötzlich gegen Aachen 4:0 vorne und haben den Titel. An diesem Tag hat wirklich alles funktioniert. Wir waren auf einer Welle und haben sie bis zum letzten Ballwechsel mitgenommen.

Sie haben die Meisterschaft ein Märchen genannt. Wie fühlt sich der Titel mit ein wenig Abstand an?

Schmidt Es ist immer noch ein Märchen, hat aber für uns auch etwas von einer Fabel. Natürlich wussten wir vor der Saison, dass wir zu den sechs Mannschaften zählen, die eine realistische Chance auf den Titel haben. Doch zum Kandidatenkreis zu zählen, ist das eine. Letztlich Meister zu werden, war aber für uns immer noch ein Traum. Ich habe beispielsweise in der Woche danach noch mehrmals auf die Internetseite der Bundesliga geschaut, ob wir tatsächlich Erster sind. Mittlerweile genießen wir den Titelgewinn total - auch, weil wir mitbekommen haben, wie positiv die Resonanz nach unseren Heimspielen war. Darauf wollen wir aufbauen, um dauerhaft in der Spitzengruppe der Liga und um den Titel mitzuspielen.

Das Meisterjahr begann für den GHTC mit der Verpflichtung der deutschen Nummer eins, Philipp Kohlschreiber, schon märchenhaft...

Schmidt ...und das war sicherlich der Auslöser, dass wir von einer Mittelfeldmannschaft zu einem Titelkandidaten geworden sind. Gladbach war zuvor ja überregional keine große Hausnummer. Doch als sich mit Philipp die deutsche Nummer eins für uns entschied, war auch den Konkurrenten klar, dass wir eine ganz gute Mannschaft beisammen haben mussten.

Welche Schlüsselmomente gab es auf dem Weg zum Titelgewinn?

Schmidt Unser 4:2-Sieg in Mannheim am zweiten Spieltag war mit Sicherheit der richtungsweisende Meilenstein. Zwei Topfavoriten, die auch noch in Bestbesetzung antreten konnten - das war ein Bundesligaspiel allererster Güte. Und als wir dann tatsächlich als Sieger vom Platz gingen und zwei Tage später nach einem etwas leichteren Heimspiel mit 6:0-Punkten dastanden, sagten alle, dass wir Deutscher Meister werden können. Wir haben dann weiter gewonnen und beim 5:1 in Köln auch mal das nötige Glück gehabt. Aber kein Spieler hat deswegen Druck verspürt. Jeder ging mit dem Gefühl auf den Platz, dass einfach etwas Gutes dabei herauskommt.

Was haben dann die beiden bitteren 1:5-Niederlagen binnen drei Tagen in Halle und Düsseldorf bewirkt?

Schmidt Nach jenem Wochenende waren wir schon niedergeschlagen. In Halle haben wir einfach einen schlechten Tag erwischt und verdient verloren. In Düsseldorf hatten wir allerdings die gesamte Zeit das Gefühl, die bessere Mannschaft zu sein, und wussten hinterher nicht, warum wir verloren haben. Das war schon deprimierend. Doch dann haben wir Krefeld 6:0 geschlagen, und schon war die totale Euphorie wieder da. Wir waren Tabellenzweiter und hatten den Spitzenreiter am letzten Spieltag zum Finale zu Gast. Was gibt es Schöneres?

Wie haben Ihre Spieler am Tag der Entscheidung auf Sie gewirkt?

Schmidt Wir sind total entspannt in dieses Wochenende gegangen und waren am Vortag noch gemeinsam bei Borussias Saisoneröffnung. Doch gegen Aachen waren die Spieler auch wie elektrisiert. Sie haben gemerkt, dass Cheftrainer Patrice Hopfe und ich alles dafür tun, dass es vielleicht tatsächlich klappt. Und so sind alle Jungs auf den Platz gegangen, um ihr Bestes zu geben, und haben sich für die Mannschaft zerrissen. In drei von vier Einzeln haben wir letztlich auch den favorisierten Aachener Spieler geschlagen. Dieser Teamgeist war entscheidend für die Meisterschaft.

Werden die Zuschauer viele der Meisterspieler 2017 wiedersehen?

Schmidt Unser Kader verändert sich nur wenig, zwölf von 16 Kadermitgliedern haben bereits für die kommende Saison unterschrieben, darunter auch Philipp Kohlschreiber. Es gibt keinen einzigen Spieler, der den Verein wechseln will.

Wenn der Meistertitel 2016 schon ein Märchen war, was wäre dann die Titelverteidigung 2017?

Schmidt Der erste Titel ist normalerweise immer der Schönste, zumal er für uns im Grunde aus den Wolken gefallen ist. Für Patrice Hopfe und mich ist auch etwas anderes entscheidender: Wir wollen beim GHTC tolle Heimspieltage präsentieren. Sowohl die Spieler als auch alle Zuschauer, die zu uns kommen, sollen bei uns eine schöne Zeit haben. Und natürlich wollen wir oben mitspielen. Wir sind bislang stufenweise immer besser geworden. Und wir haben nicht das Gefühl, dass wir schon am Ende angelangt sind.

(RP)
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