Mönchengladbach Stadion: Wann zahlt Borussia?

35,8 Millionen Euro hat die Stadt Borussia zu festen Zinssätzen geliehen, damit der Verein ein Stadion bauen kann. 2012 und 2014 enden die Verträge. Politiker wollen künftig mehr Geld von Borussia, denn der Stadt gehe es schlecht.

 Fast 36 Millionen Euro hat die Stadt Borussia für den Stadion-Bau geliehen.

Fast 36 Millionen Euro hat die Stadt Borussia für den Stadion-Bau geliehen.

Foto: Dieter Wiechmann

Borussia ist der größte Imageträger der Stadt. Deshalb hoffen viele Mönchengladbacher, dass der Verein den drohenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga doch noch verhindert. Auch die Spitzen aus Politik und Verwaltung blicken sorgenvoll auf den Klub. Dies aber auch aus einem anderen Grund: Denn der Verein ist ein großer Schuldner der Stadt.

Rund 35,8 Millionen Euro Darlehen hat Borussia bekommen, um das Stadiongrundstück von der Entwicklungsgesellschaft (EWMG) zu kaufen und darauf den Borussia-Park teilweise zu finanzieren. Der Zinssatz ist auf zehn Jahre festgeschrieben. Jetzt macht die CDU Druck: Sie will wissen, wann Borussia mit der Rückzahlung der Darlehen beginnt. Die Stadt antwortet auf RP-Anfrage: Man sei mit dem Verein bereits in guten Gesprächen.

Zwei Darlehen

Es war Borussia-Geschäftsführer Stephan Schippers selbst, der in einem RP-Interview die Pferde scheu gemacht hat. Befragt zur wirtschaftlichen Situation des Bundesligisten, sagte er: "Der Verein ist aus dem operativen Geschäft nicht verschuldet. Es gibt nur die planmäßigen Kreditrückzahlungen für das Stadion. 2017 sind die Bankdarlehen zurückgezahlt, danach folgen die städtischen Darlehen."

Diese Aussage sorgte gleich bei mehreren Ratsfraktionen für Irritationen. Sie recherchierten in alten Protokollen und fanden heraus: Der Ratsbeschluss über die beiden Darlehen — rund zehn Millionen für das Grundstück, 25,7 Millionen Euro fürs Stadion — stammt von Juli 2001.

Doch erst 2002 und 2004 erfolgte die Auszahlung der Beträge. Das bedeutet: 2012 beziehungsweise 2014 läuft die Zinsbindung aus. Doch dies ist nicht gleichbedeutend, dass Borussia dann die geliehenen 35,8 Millionen Euro auf das Stadtkonto überweist. Erst 30 Tage vor Ablauf der jeweiligen Festperiode, so sieht es der Vertrag vor, muss über die Modalitäten und Bedingungen der Darlehensrückszahlung verhandelt werden. Dies aber vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation des Vereins.

Mit anderen Worten: Geht's Borussia schlecht, stehen auch die Chancen der Stadt nicht gut, höhere Zinsen für ihren Kredit zu bekommen. Dies ist aber angesichts der dramatischen Haushaltssituation Mönchengladbachs mit 1,2 Milliarden Euro Schulden dringend notwendig. Derzeit ist es sogar so, dass die Stadt die Borussia-Darlehen selbst teurer finanzieren muss, als der Verein der Stadt an Zinsen für die 35,8 Millionen Euro zahlt — es ist für sie also ein dickes Minusgeschäft.

Allerdings einkalkuliert. Denn eigentlich sollte der Verein die Darlehen sogar zinslos bekommen, was wegen der Beihilfebedingungen der Europäischen Union nicht möglich war. Deshalb vereinbarten Stadt und Borussia einen niedrigen Zinssatz, den breite Kreise in der Politik künftig erhöhen wollen — wenn es den Klub nicht überfordert. Ein Abstieg in die Zweite Liga wäre da wenig hilfreich.

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