Dr. Ulrich Schückhaus Stadt braucht dringend neues Gewerbegebiet

Mönchengladbach · Der Geschäftsführer von WFMG und EWMG äußert sich zum möglichen Kauf der City-Ost, Hauptquartier und zu strategischen Konzepten.

 Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer von WFMG und EWMG, bewertet die Entwicklung als positiv.

Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer von WFMG und EWMG, bewertet die Entwicklung als positiv.

Foto: Detlef Ilgner

Können Sie den aktuellen Stand in der Gemengelage City-Ost/Aurelis/Real/Kaufland auf den Punkt bringen und die nächsten Schritte nach den Ratsentscheidungen zur Veränderungssperre benennen?

Ulrich Schückhaus Es ist eine sehr komplexe Geschichte mit mehreren Grundstückseigentümern und deswegen nicht so einfach zu beantworten. Die Politik hat Beschlüsse gefasst, und die sind bindend. Die Aussage, wir wollen nicht, dass ein Baumarkt kommt, ist für mich erst einmal politische Willensbildung und damit maßgebend.

Und da können Sie gut mit leben?

Schückhaus Grundsätzlich ja. Ich glaube, dass wir kurzfristig die Fläche nicht brauchen, weil wir im Büroflächen-Bereich momentan sehr viele Maßnahmen haben, die in der Pipeline sind. Aber wenn man sich langfristig engagieren will, ist das sicher eine gute Lösung, dort einzusteigen. Deswegen hat die EWMG auch den Roller-Markt gekauft. Das Ganze macht aber nur dann Sinn, wenn ich in diesem Zusammenhang auch das angrenzende Metro-Grundstück erwerben kann, für welches Real eine genehmigte Bauvoranfrage hat.

Also braucht es jemanden, der eine Lösung findet.

Schückhaus Wie man das lösen kann, müssen Gespräche mit allen Beteiligten zeigen. Mit Aurelis sind wir im Gespräch, ebenso mit Real. Es muss am Ende eine für die Stadt finanzierbare Lösung herauskommen.

Würden Sie Karstadt in Rheydt kaufen?

Schückhaus Das ist eine Geschichte, die man sich sorgfältig überlegen muss. Man sollte sich mit dem Gedanken beschäftigen, wenn eine solche Immobilie am Markt ist - es wäre fahrlässig, das nicht zu tun. Mit welchem Ergebnis auch immer.

Gehört das also auch zu den Aufgaben einer Entwicklungsgesellschaft?

Schückhaus Das zählt für mich sicher zu den Aufgaben einer Entwicklungsgesellschaft dazu, wenn man langfristig die Chancen einer Stadtentwicklung als Kommune beeinflussen will. Das haben wir mit dem Roller-Markt gemacht und bei anderen Dingen, insbesondere bei der Umsetzung des Masterplanes, werden wir das auch weiter tun. Gott sei Dank sind wir mittlerweile in der Immobilienszene in Deutschland gut vernetzt und werden auch auf solche Chancen angesprochen.

Warum hat die PPG-Nordpark GmbH die Frühjahrsausstellung übernommen?

Schückhaus Grundsätzlich ist das eine Frage an die PPG-Geschäftsführung. Als Gesellschafter der PPG hat die EWMG die Übernahme unterstützt, weil die Ausstellung eine traditionelle Veranstaltung ist, die man stützen sollte und die nach den vorliegenden Zahlen auch wirtschaftlich funktioniert. Die Zahlen sind positiv, aber rückläufig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass man das in die Jahre gekommene Konzept überarbeiten muss. Dafür fehlte in der Kürze der Zeit einfach die Gelegenheit, das Ganze neu zu entwickeln. Dies wird die PPG jetzt mit entsprechendem Vorlauf anpacken können. Für mich könnte eine Neuentwicklung so aussehen, dass man sehr starke Themenblöcke bildet. Man muss der Ausstellung ein Image und eine klare Ausrichtung geben. Darüber muss man bei einer Neugestaltung reden. Uns war aber bewusst, dass man da etwas tun muss.

Wie sieht es denn bei der Niederrhein-Kaserne aus. Gibt es da tatsächlich Bewegung?

Schückhaus Was ich dazu sagen kann, ist, dass man allen Aktivitäten, die die BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die Red.) betreffen, zusammenbinden muss, damit man nicht an einer Stelle mit der BImA in ihrem Sinne verhandelt und mit ihr anderswo gleichzeitig weiter ungelöste Probleme hat - Beispiel Lilienthalstraße, wo immer noch die Häuser verfallen.

Kommen wir zum Thema Hauptquartier. Gibt es Neues von dem Investor aus Saudi-Arabien?

Schückhaus Wir sind in der Sondierungsphase. Zurzeit sind wir in guten Gesprächen, aber es gibt noch nichts Präsentables. Dafür ist das Konzept auch zu komplex.

Laufen parallel dazu die Planungen für ein Festival-Areal in selber Intensität weiter?

Schückhaus Den Eindruck habe ich. Wichtig ist mir in dem Punkt, dass sich der Hockeypark und ein mögliches neues Festivalgelände im JHQ nicht kannibalisieren. Wenn die Entscheidung für ein Festivalgelände kommen würde, sollte man darauf drängen, dass eine verpflichtende Abstimmung mit Michael Hilgers (Geschäftsführer des Hockeyparks, die Red.) stattfindet - sofern er es nicht selber betreibt. Man muss sicherstellen, dass das zarte Pflänzchen Hockeypark - das sich übrigens super entwickelt hat - mit Konzerten im JHQ nicht zertrampelt wird. Der Hockeypark hat mehrere Veranstaltungen pro Jahr und muss sich damit auch finanzieren. Lieberberg (Chef der Marek Lieberberg Konzertagentur, die Red.) würde ein Wochenende eine große Veranstaltung machen, für die er alles holen würde, was Rang und Namen hat. Nur eine Veranstaltung pro Jahr zu machen, kann aus meiner Sicht keine Dauerlösung für das JHQ sein.

Was bewerten Sie die beiden Konzepte von Hilgers und Lieberberg?

Schückhaus Das Hilgers-Konzept scheint noch nicht so ausgefeilt wie das von Lieberberg, aber variabler. Hilgers würde zusätzlich etwas mit Sport und anderen Events machen. Das wäre aus meiner Sicht eine Variante, die deutlich besser zu Mönchengladbach passt. Wobei Lieberberg mit seinem Know-how und seinem Ruf sicher auch ein ganz fantastischer Partner wäre. Aber dann muss man wirklich garantieren, dass der Hockeypark nicht darunter leidet.

Stichwort Reme-Gelände, Sie haben angedeutet, dass Wohnbebauung dort keine schlechte Idee wäre. Wie schnell kann es dort konkret werden?

Schückhaus Es wäre aus meiner Sicht sinnvoll, einen Teil des Areals für Wohnen zu nutzen und vielleicht den kleineren Bereich im Westen eher für gewerbliche Zwecke. Ähnlich wie beim Mülforter Zeug für Kleingewerbe, denn das ist ein typischer Standort beispielsweise für Handwerker, die im Stadtgebiet aktiv sind. Da kommt niemand hin, der auf einen Autobahnanschluss angewiesen ist.

Das Thema Zusammenlegung von städtischen Töchtern ist seit jeher ein Wahlkampfschlager. Passiert da noch mal etwas und ist das aus Ihrer Sicht überhaupt sinnvoll?

Schückhaus Das Sinnvollste und Wichtigste wäre eine gemeinsame räumliche Unterbringung von WFMG und EWMG. Dies hätte Synergie-Effekte. Bei Änderungen in der Organisation würde man da im Vergleich kaum sparen, da die Aufgaben beider Gesellschaften nur geringe Überschneidungen haben, nämlich nur dort, wo es um gewerblich genutzte Grundstücke und Immobilien geht. Bei einer räumlichen Zusammenlegung hätte man einen Empfang mit Telefonzentrale, einen Verwaltungsbereich und Sekretariate, die man entschlacken kann. Ich hoffe, das funktioniert in der neuen Legislaturperiode.

Ein heikles Thema: Braucht Mönchengladbach neue Gewerbegebiete in der Stadt?

Schückhaus Definitiv! Bei circa zehn Hektar verkaufte Gewerbefläche pro Jahr brauchen wir Perspektivflächen für weitere An- und Umsiedlungen. Daher müssen wir vor dem Hintergrund des neuen Regionalplanes für die Ausweisung neuer Flächen kämpfen. Die Gespräche mit Viersen, die wir für ein gemeinsames Gewerbegebiet hatten, waren ermunternd.

Zalando hat aktuell bereits 800 Leute eingestellt. Sind Sie zufrieden mit dieser Entwicklung?

Schückhaus Bei Zalando bin ich sehr zufrieden, weil die Firma mit derzeit circa 800 Beschäftigen auf einem sehr guten Weg ist. Von ihnen sind sehr viele aus dem Bereich SGB II - also Hartz IV - und SGB III - Arbeitslosengeld. Circa zwei Drittel kommen aus Mönchengladbach, der Rest aus den umliegenden Kommunen. Das ist genau das, was wir gewollt haben: Mehr Beschäftigung und einen Entlastungseffekt für den kommunalen Haushalt. Die Entwicklung ist aber noch nicht abgeschlossen, das Unternehmen Zalando expandiert weiter.

Positives hört man auch aus dem Nordpark. Der Denkmalbereich ist bereits voll.

Schückhaus Ich gehe davon aus, dass wir im Nordpark neben dem Neubau der Santander Bank noch ein bis zwei Verkäufe in diesem Jahr realisieren werden. Da ist die Nachfrage momentan recht gut. Wir wollen dort vom Typ der Bebauung nicht unter drei Geschossen bleiben, weil das zum Beispiel neben Santander schlecht passen würde.

Was glauben Sie, was der Event-Hangar für den Flughafen bewirken kann?

Schückhaus Ich glaube, dass der Flughafen Mönchengladbach zukünftig eine große Rolle spielen kann im Bereich der Business Aviation, weil Düsseldorf irgendwann Wachstumsprobleme bekommen wird. Ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass man rund um den Mythos Ju 52 und dem neuen Hugo-Junkers-Hangar ein paar Themen besetzen kann. Zum Beispiel das Konzept des Meilenwerks für Oldtimer-Fahrzeuge: Ich halte es für denkbar, das ein solches Konzept im Bereich historische Luftfahrtzeuge funktioniert. Das wäre ein Ansatzpunkt, den es so in Deutschland noch nicht gibt: Oldtimer-Flieger, die Privatleuten gehören, könnten auf dem Flughafen untergebracht und gewartet werden. Ob das funktioniert, hängt davon ab, ob sich ein Investor das zutraut.

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN RALF JÜNGERMANN, JAN SCHNETTLER UND JAN WIEFELS.

(RP)
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