Mönchengladbach Stadt braucht viele neue Kindergärten

Mönchengladbach · Zahlreiche Gruppen in den städtischen Kitas sind überbelegt, weil es einen eklatanten Mangel an Plätzen vor allem für unter Dreijährige gibt. Bis zu 20 Einrichtungen muss die Stadt neu bauen, um der Nachfrage gerecht zu werden.

 33 Vollzeitstellen sind in den städtischen Kindergärten nicht besetzt, viele Gruppen sind überbelegt. Erzieherinnen der städtischen Kitas demonstrierten bei der gestrigen Jugendhilfesitzung für bessere Arbeitsbedingungen.

33 Vollzeitstellen sind in den städtischen Kindergärten nicht besetzt, viele Gruppen sind überbelegt. Erzieherinnen der städtischen Kitas demonstrierten bei der gestrigen Jugendhilfesitzung für bessere Arbeitsbedingungen.

Foto: Rietdorf

Als die Not groß war, glaubte die Stadt einen Weg aus der Krise gefunden zu haben: Weil es viel zu wenig Kindergartenplätze für unter Dreijährige gab und der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz die Kommunen zum Handeln zwang, erfand der frühere Sozialdezernent Michael Schmitz die Lena-Gruppen. Das Kürzel "Lena" steht für "Lernen und Erziehen für Alle" und sorgte damals bundesweit für Aufsehen: Angedockt sind die Einrichtungen an Kindergärten, jeweils zwei Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen betreuen neun unter Dreijährige. Das funktioniert.

Lena-Gruppen gibt es mittlerweile 30 in der Stadt. Und auch wenn sie weiterhin erfolgreich arbeiten, sind sie keine Lösung für ein immer dringender werdendes Problem: Es gibt deutlich zu wenig Kindergartenplätze für unter Dreijährige (U 3-Plätze) in der Stadt. Eine Elternbefragung ergab, dass 49,7 Prozent der Mütter und Väter von unter dreijährigen Kindern einen Betreuungsplatz fordern. Die bisherige Versorgungsquote ging noch von rund 41,3 Prozent aus.

Wenn die Stadt zusätzlich zu den Lena-Gruppen auch noch die Plätze in der Tagespflege dazu nimmt, kommt sie zum Beginn des Kindergartenjahres am 1. August 2017 auf eine Versorgungsquote von nur 34,9 Prozent: Für 6045 Kindern unter drei Jahren gibt es nur 2108 Betreuungsplätze. Immerhin: Es gibt mehrere Bauprojekte, die dafür sorgen, dass die U 3-Platzzahl um weitere 91 aufgestockt wird.

Als der Kindergartenbedarfsplan gestern im Jugendhilfeausschuss Thema war, studierten Gladbachs Politiker aufmerksam einen Satz aus der langfristigen Kindergartenbedarfsplanung: "Um den Bedarf einer Versorgungsquote von 49,7 Prozent zu erfüllen, müssten bei 6045 Kindern unter drei Jahren insgesamt 3004 Betreuungsplätze zur Verfügung stehen". Nicht ganz so dramatisch ist der Bedarf bei Mädchen und Jungen von drei bis sechs Jahren. Aber auch für diese Gruppe klafft zwischen tatsächlicher Versorgungsquote (89,1 Prozent) und der neuen Wunsch-Quote (95,3 Prozent) eine ziemliche Lücke. Für den Personalrat der Stadtverwaltung steht fest: In der Stadt müssen dringend neue Kindergärten gebaut werden. Rein rechnerisch liege der Mehrbedarf bereits für das im kommenden August beginnende Kindergartenjahr bei 20 neuen Einrichtungen, so der Personalratsvorsitzende Peter Heller.

Was ihn in seiner Funktion besonders umtreibt: Es werden dann auch rund 250 zusätzliche Fachkräfte benötigt. Und weil die Stadt den Mangel derzeit abmildern und zahlreiche Kindergartengruppen mit insgesamt mehr als 460 Kindern überbelegen will, zieht Heller das Fazit: "Schon jetzt ist es fast unmöglich, für die 38 städtischen Kindertageseinrichtungen genügend Fachkräfte zu finden. Es fehlen bereits jetzt 33 Vollzeitkräfte. Die meisten städtischen Kitas sind bis zum Anschlag überbelegt. Viele der dort tätigen Beschäftigen erklären, dass sie am Rande der psychischen Belastbarkeit stehen." In diesem Jahr will die Stadt vier neue Kindergärten bauen, im nächsten weitere sieben. Im gestrigen Jugendhilfeausschuss herrschte Einvernehmen: Es muss auch danach weiter in neue Kindergärten investiert werden.

(RP)
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