Mönchengladbach Stadt schrumpft durch Tagebau um 110 Hektar

Mönchengladbach · Im Mai erreichten die Braunkohlebagger von RWE erstmals das Stadtgebiet. Einen Bereich so groß wie die Siedlungsfläche von Wanlo und Wickrathberg werden sie in den nächsten Jahren wegfressen.

 Diese Aufnahmen vom 13. Mai 2014 zeigen die ersten Braunkohlebagger der RWE Power AG auf Mönchengladbacher Stadtgebiet.

Diese Aufnahmen vom 13. Mai 2014 zeigen die ersten Braunkohlebagger der RWE Power AG auf Mönchengladbacher Stadtgebiet.

Foto: Stadt

Wanlo und Wickrathberg sind, was ihre Siedlungsfläche betrifft, zusammen rund 110 Hektar groß. Den gleichen Umfang hat der Teilbereich des Stadtgebiets, den der Braunkohletagebau aus Mönchengladbach herausfressen wird. 110 Hektar, rund ein Quadratkilometer. 170,45 Quadratkilometer umfasst die gesamte Stadt. Der wegfallende Anteil ist also verschwindend klein, verglichen mit Ortsteilen anderer Kommunen, die gleich ganz weggebaggert werden; zumal umfasst er ausschließlich unbebaute landwirtschaftliche Fläche. Und doch ist er spürbar.

 Diese Aufnahmen vom 13. Mai 2014 zeigen die ersten Braunkohlebagger der RWE Power AG auf Mönchengladbacher Stadtgebiet.

Diese Aufnahmen vom 13. Mai 2014 zeigen die ersten Braunkohlebagger der RWE Power AG auf Mönchengladbacher Stadtgebiet.

Foto: Stadt

Insbesondere für landwirtschaftliche Betriebe, etwa aus dem Raum Wanlo, wie die Stadt mitteilt. Denn geeignete Ersatzflächen in der näheren Umgebung sind rar, und eine rein finanzielle Entschädigung seitens des Tagebaubetreibers RWE ziehe teilweise die Einstellung des Betriebs nach sich, da die Produktion wegen mangelnder Flächen nicht weitergeführt werden kann.

Im aktuellen Ratszug haben die städtischen Tagebau-Experten Olaf Holtrup und Barbara Weinthal den neu gewählten Politikern den aktuellen Stand der Entwicklungen beim Tagebau Garzweiler vorgestellt. Eine ganz maßgebliche neue Entwicklung ist dabei, dass der erste Braunkohlebagger im Mai das Stadtgebiet erreichte - vom Rhein-Kreis Neuss aus kommend überquerte er die südöstlichste Stadtgrenze. Von RWE Power war die Stadt darüber nicht darüber informiert worden. Lediglich dank des Hinweises eines Wanloer Landwirts wurde sie überhaupt darauf aufmerksam. "Das war schon ein gewisser Fauxpas, sowohl seitens RWE Power als auch seitens des Landes NRW", sagt Holtrup. "Wir hätten als eine Kommune, die den Tagebau bekanntermaßen nicht befürwortet, zumindest erwartet, dass man uns darüber in Kenntnis setzt." Denn der städtische Standpunkt, dass der Tagebau Garzweiler sozial und ökologisch unverträglich sowie energiepolitisch nicht notwendig ist, sei seit den 80ern unverändert.

Die Tagebau-Experten haben die Politiker auch darauf vorbereitet, dass in der neuen Ratsperiode eine Besonderheit auf sie zukommt. Denn der Ankündigung des Landes, Garzweiler II zu verkleinern, sind bisher noch keine Beschlüsse gefolgt, es gilt offiziell nach wie vor die Planung von 1995/1996. "Wir erwarten für 2015 die entsprechende Leitentscheidung des Landes, und danach werden wir wieder eng mit der Kommunalpolitik zusammenarbeiten müssen, um die rechtlichen Grundlagen zu schaffen", sagt Holtrup. Immerhin: In der Ankündigung des Landes sieht die Stadt ihre bereits in den frühen 90ern aufgestellten Forderungen zu energie- und klimapolitischen Fragestellungen durchaus berücksichtigt.

Der Tagebau wird auch Gladbach noch über viele Generationen prägen. Bis 2045 ist der Braunkohlenplan Garzweiler II genehmigt, die Befüllung des Restlochs mit Rheinwasser soll bis 2080 dauern, und die Auswirkungen der Kippenversauerung werden sich noch mehrere hundert Jahre abzeichnen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort