Mönchengladbach Stadtbibliothek im Abseits
Mönchengladbach · Astronomisch hohe Energiekosten, ungenügender Brandschutz, zu wenig Platz für 300 000 Medien: Die Bücherei an der Blücherstraße muss saniert werden. Ist das wirtschaftlich? Neubau und Mietmodelle werden diskutiert.
Die Fenster haben nur eine Einfachverglasung. Im Haus herrscht drangvolle Enge, weil das Gebäude für die heutige Zahl von Medien nicht konzipiert ist. Wertvolle Bücher etwa aus der Volksvereinsbibliothek leiden unter ungenügenden klimatischen Bedingungen. Und das Bauordnungsamt hat bereits angemahnt, dass Brandschutz-Richtlinien dringend eingehalten werden müssen. Die Zentralbibliothek an der Blücherstraße ist in die Jahre gekommen. Verwaltung und Politik denken seit Monaten über eine Lösung nach. Gestern beauftragte der Kulturausschuss die Verwaltung, die Sanierungskosten genau zu errechnen und Alternativen aufzuzeigen. Mögliche Modelle: selbst neu bauen, mieten oder ein Investorenkonzept.
Bücherei im Einkaufscenter
Der Politik sind die Hände gebunden. Denn die mit rund 1,2 Milliarden Euro verschuldete Stadt hat kaum Handlungsspielraum. Ein Neubau wie in Krefeld ist hier nicht finanzierbar. Eine Sanierung des jetzigen Hauses ist teuer und beseitigt nur dann alle Probleme, wenn es auch noch einen Anbau gäbe. Und die mögliche Integration der Zentralbibliothek in das geplante Einkaufszentrum an der Hindenburgstraße ist momentan kein Thema, weil niemand weiß, wann das Center stehen wird: Derzeit existiert der Schriftzug "Stadtbücherei" nur auf Entwürfen von MFI und ECE. Die Zeit aber läuft den örtlichen Entscheidern davon. Das könnte dazu führen, dass es nur eine Notlösung gibt, mit der niemand so richtig glücklich ist. Das sind derzeit die Fakten:
Brandschutz Es gibt bereits ein Konzept, einen Bauantrag und eine Genehmigung. Nur: Letztere ist bis 2011 befristet. Zwar wurden einige Brandschutzmaßnahmen vorgezogen, doch das große Programm verschlingt groben Schätzungen rund 1,8 Millionen Euro.
Sanierung Bei den Untersuchungen zum Brandschutz stellten die Gutachter erhebliche bauliche Mängel fest. Sie betreffen die Fassade, Fenster- und Dachflächen. Da das Gebäude nur ungenügend gedämmt ist, fallen extrem hohe Energiekosten an. Um die Mängel zu beheben, müssen nach vorläufigen Schätzungen weitere rund 1,4 Millionen Euro veranschlagt werden.
Erweiterung Die 1964 gebaute Zentralbibliothek war ausgelegt für 184 000 Bücher. Mittlerweile gibt es in der Bücherei mehr als 300 000 Medien. Von den 3800 Quadratmetern Nutzfläche stehen den normalen Besuchern nur rund 1200 zur Verfügung. Zum Vergleich: Die Krefelder Bücherei hat 5000 Quadratmeter und liegt sogar damit unter dem Standard, der von 60 Quadratmeter pro 1000 Einwohner ausgeht. Würde an der Blücherstraße ein Erweiterungsbau von 1300 Quadratmeten entstehen, fielen dafür weitere drei Millionen Kosten an.
Das bedeutet: Ließe die Stadt sanieren, erfüllte den Brandschutz nach den gesetzlichen Vorgaben und baute sie einen Anbau, würde dies mehr als sechs Millionen Euro kosten.