Mönchengladbach Stadtkassenportal wird später aufgebaut

Mönchengladbach · Die Planung ist aufwändiger, die Vergabe war kompliziert: Deshalb scheitert der Wiederaufbau in 2016.

 Das Stadtkassenportal soll bald in Theaternähe wieder stehen.

Das Stadtkassenportal soll bald in Theaternähe wieder stehen.

Foto: Stadt

Das Stadtkassenportal wird erst im Frühjahr 2017 in Theaternähe wieder aufgestellt. Das teilte die Stadt auf Anfrage mit. Grund für die Verzögerung - ein Wiederaufbau sollte eigentlich dieses Jahr erfolgen - seien umfangreiche Planungsarbeiten, die in diesem Ausmaß nicht erwartet worden waren. Auch die Vergabe der Aufträge erwies sich als kompliziert. "Aber in den nächsten Wochen läuft die Ausschreibung. Dann wird alles schrittweise umgesetzt", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Es solle auch nicht beim bloßen Aufbau bleiben, auch das Umfeld in der Grünanlage neben dem Theater wird verändert: "Der Weg ist dunkel. Die Stadt wird da etwas tun."

Wenn das Portal dann im Februar/März steht, geht eine "Never ending story" zu Ende. Sie begann mit der Neugestaltung des Marktplatzes. Die Jury, in der auch Rheydter Politiker und städtische Planer saßen, hatte die Entwürfe für gut befunden und sie genehmigt - dabei aber bemerkt, dass für das Portal kein Platz mehr war. Es bildete einst den Eingang der Stadtkasse, war eine Arbeit des Bildhauers Wilhelm Barutzky und stand später vor dem Eingang des Verwaltungsgebäudes G. Den Planern des neuen Marktplatzes stand es im Weg - es wirkte altbacken und störte die Sichtachse. Und da es kein Denkmal ist, weil es ohne die frühere Stadtkasse keinen baugeschichtlichen Bezug hat, gab es auch keinen Experten, der Stadt und Politik auf die Füße getreten hätte. Als es abgebaut wurde, regte sich jedoch ein Proteststurm in Rheydt. Unter anderem mit einer Postkartenaktion appellierten Bürger, das Portal zu erhalten. Auf diese Forderung schwenkten Rheydts Politiker auch ein: Was ihnen fehlte, war ein geeigneter Platz für das Bauwerk. Unterschiedliche Standorte und Finanzierungsmodelle wurden diskutiert - ohne Erfolg.

Der Durchbruch kam erst, als der Standort in Theaternähe diskutiert wurde und die Planer die Kunstschaffenden des Theaters mit der Frage konfrontierten: Was könnte man auf der Rückseite erschaffen, damit es einen Bezug schafft? Heraus kam eine Grundidee, die eine Begegnung schafft zu der "realen" Welt des Kaufhauses Real und dem Theater, das sich als Ort der "Irrealität" versteht. Die Gestaltung sollte zwischen den doppelsinnigen Polen vermitteln, zu Gedankenspielen anregen, provozieren. Wer durch den Torbogen geht, inszeniert sich selbst, bewegt sich zwischen der realen Welt, taucht ein ins Irreale, tastet sich in die Fantasie vor.

Als es um die Umsetzung ging, haben die Theaterleute ein Szenenbild aus dem Stück "Die Orestie" gewählt. Das ist der älteste ganz erhaltene Theatertext der Literatur und gilt auch als "Erfindung der Demokratie". Eine Infotafel gibt Erläuterungen zur Optik. Das Szenenbild wird auf Alubond fotorealistisch aufgebracht und bekommt eine Schicht, um es vor Vandalismusschäden zu schützen. Der Schriftzug "irreal,-" wird in Einzelbuchstaben als Leuchtschrift erstellt. Noch lagert das abgebaute Portal auf dem städtischen Bauhof.

(RP)
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