Mönchengladbach Die Heiligen Drei Könige beim Stadtschützenfest

Mönchengladbach · Caspar, Melchior, Balthasar und Kaiser Barbarossa – die Schützen fahren am 7. September mit Lust am historischem Augenzwinkern wieder groß auf. Mittendrin: Gladbachs echte und fast echte Royals.

 Michael Schroeren kann nicht nur reiten, er kann auch König und Kaiser.

Michael Schroeren kann nicht nur reiten, er kann auch König und Kaiser.

Foto: Ilgner, Detlef

Caspar, Melchior, Balthasar und Kaiser Barbarossa — die Schützen fahren am 7. September mit Lust am historischem Augenzwinkern wieder groß auf. Mittendrin: Gladbachs echte und fast echte Royals.

Bislang hat Schützen-Chef Horst Thoren noch in keinem Geschichtsbuch einen Kaiser oder König entdecken können, der nicht haargenau wie Michael Schroeren aussah. Gut, der eine oder andere mag auf den historischen Stichen zwei oder auch zweieinhalb Zentimeter größer wirken als der CDU-Bürgermeister. Aber erstens gibt es ja keine Fotos von früher, und Künstler übertreiben schon mal gerne. Zweitens sitzt Schroeren auch bei dieser Parade beim Stadtschützenfest natürlich auf dem Pferd, und da verschätzt man sich schon mal mit den Größen. Und drittens: Wenn jemand als Festmotto "Weihrauch, Silber und Spaß an der Freud" ausgibt, geht es natürlich nicht ohne den wandlungsfähigsten Gladbacher. Denn egal, ob er Napoleon, der alte Fritz oder Räuber-Hauptmann Fetzer ist oder ob er, wie früher beim CDU-Karneval als Dalai Lama radebrecht oder sich als Schneewittschen in den Sarg legt — Schroeren nimmt den Spaß genau so ernst, wie man das tun muss, wenn es gut werden soll und bereitet sich entsprechend akribisch auf seine Rollen vor.

Das heißt in diesem Fall unter anderem: Der rote Bart und einschlägige Literatur sind bestellt. Ob sich Schroeren für die kommenden eineinhalb Wochen tief in den Abteiberg zurückzieht, um seine Barbarossa-Wiederkunft zünftig vorzubereiten, ist unbekannt. Klar hingegen ist, wie Horst Thoren, der sich den Historien-Stadl Jahr für Jahr mit großer Lust am Fabulieren ausdenkt, diesmal ausgerechnet auf Barbarossa gekommen ist. Kaiser Rotbart war es nämlich — die Älteren unter uns erinnern sich —, der dem Kölner Erzbischof Rainald van Dassel erlaubte, die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln zu überführen. Seither werden Caspar, Melchior und Balthasar im Rheinland besonders verehrt. Deswegen dürfen die Drei auch bei der Parade des Stadtschützenfestes nicht fehlen. Sie werden in bester Sternsinger-Tradition sammeln, und zwar für die Gladbacher Tafel.

Dass die anderen Prominenten, die bei der Parade dabei sind, in der schicken Biedermeier-Tracht von 1836 mit tun, hat auch einen historische Grund. Nämlich den, dass die Gewänder nach dem Motto "Auf Zack im Frack" nun einmal gekauft sind und sich dieses Jahr genau so gut machen wie vergangenes. Außer Schroeren sind unter anderem dabei: der NEW-Vorstandsvorsitzende Friedhelm Kirchhartz, Professor Gunter Konrad, früherer ärztlicher Direktor der Kliniken Maria Hilf, Michael Hollmann, Bolten-Besitzer, Lothar Erbers, Volksbank-Chef und Hartmut Wnuck, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse.

Mitfeiern wird natürlich auch Gladbachs echteste Königsfamilie: die Kremers. Sie sind inzwischen zu acht. Denn So-gerade-noch-Bezirkskönig Michael Kremer und seine Frau Barbara haben sechs Kinder. Der Nachfolger von Kremer wird am Samstag, 6. September, ab 15 Uhr auf dem Kapuzinerplatz ermittelt. Abend wird es beim Ball der Majestäten in der Kaiser-Friedrich-Halle festlich.

Der Sonntag beginnt königlich: Regionaldekan Ulrich Clancett wird bei der Krönungsmesse im Münster über königliche Weisheit predigen. Die große Parade mit mehr als 2500 Schützen und Musikanten zieht am Sonntag um 16.15 Uhr vom Alten Markt los. Für Party-Musik sorgen am Samstag, ab 18.30 Uhr, "Area 41" und am Sonntag, ab 18.30 Uhr "Hätzblatt", jeweils auf der Bühne am Kapuzinerplatz. Die Schützen hoffen am großen Festwochenende auf insgesamt bis zu 50 000 Besucher.

(RP)
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