Stadtschützenfest Siegfried bringt den Schützen das Rheingold nach Gladbach

Mönchengladbach · Auf Schatzsuche gehen Gladbachs Bruderschaften beim Stadtschützenfest am Sonntag. Genauer gesagt, wollen sie das legendäre Rheingold der Nibelungen entdecken. Was es damit auf sich hat, lesen Sie hier.

Stadtschützenfest 2015 in Mönchengladbach: Das war die Parade
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Stadtschützenfest 2015: Das war die Parade

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Foto: Kricke

Damit das nicht zu schwierig wird, haben die Schützen den Eigentümer persönlich eingeladen, mit Ihnen zu feiern. Ihre Hoffnung: Siegfried von Xanten, Königssohn und Drachentöter, Held und Frauenschwarm, hat die goldige Fracht im Schlepp, wenn er am Sonntag, hoch zu Ross, über den Alten Markt in Mönchengladbach reitet.

Ja, die historienkundigen Bruderschaftler sind tief eingestiegen in die Welt deutscher Mythen. Vorne an ihr sagenverliebter Chef Horst Thoren, der alljährlich zum Stadtschützenfest Volkslegenden auferstehen lässt und (durch heftige Verknotungen) einen Bezug zu Mönchengladbach und/ oder den Niederrhein herstellt. Und wieder einmal muss ein prominenter Gladbacher in die Hauptrolle schlüpfen.

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Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Bei (jung) Siegfried fiel es den Schützen nicht ganz so leicht wie sonst, die darstellerische Allzweckwaffe Michael Schroeren ins Spiel zu bringen. Wird nicht Jüngling und Kraftprotz Siegfried in der Regel als hünenhaft, jugendlich und mit Wallehaar und göttlicher Stimme dargestellt? Wie die Schützen aber in all den Jahren gelernt haben, ist Bürgermeister Michael mit einigen Kunstgriffen durchaus in alles und jedes verwandelbar.

So auch jetzt: Das mit dem Haar lässt sich theatertechnisch regeln. Gesänge kommen vom Playback - und die Größe, nun ja… wozu gibt es hohe Pferde? Das Wichtigste haben beide jedenfalls gemeinsam: Wie Siegfried, der Sagenhafte, eher mit List (und Tücke), statt mit roher Kraft, den schrecklichen Drachen überwand und den Schatz eroberte, so kann ihm der junggebliebene Pfiffikus Schroeren (70), absolut das Wasser reichen. Zumal er mit seinem überwältigenden Charme und darstellerischer Finesse fehlende Zentimeter spielend ausgleicht.

Bewaffnet mit Nibelungen-Helm, Tarnkappe und Legendenwissen reitet er am Sonntag, ab 15 Uhr, dem Schützenregiment voran zur Parade am Alten Markt. Dort trifft der rheinische Super-Asterix den geschichtskundigen Oberbürgermeister Hans-Wilhelm Reiners und - den Drachen. Noch ein Besetzungsproblem.

Während als Lanzenhalter des edlen Recken Borussen-Geschäftsführer Stephan Schippers mit all seinem "Halt Pohl"-Geschick glänzen wird, bleibt die Rolle des speienden Ungetüms vorerst noch unbesetzt. Oder traut sich der, einem grimmen, feuerspeienden Schatzwächter am ehesten ähnelnde Stadtkämmerer Bernd Kuckels, die Rolle zu übernehmen? Womöglich eilt ihm der - strafzinserprobte Sparkassenchef Hartmut Wnuck zu Hilfe!? Der ist beim Stadtschützenfest eh vor Ort, trägt als Mitglied der historischen Truppe Frack und Zylinder und lässt sich von NEW-Chef Friedhelm Kirchhartz kommandieren. Kirchhartz, der einzige im "Promi-Look" mit Schützenerfahrung, teilt sich mit Karikaturist Nik Ebert ("Ich bin immer der Einzige, der im Gleichschritt geht"") Ex- Offizier und Ausbilder bei der Bundeswehr, die undankbare Aufgabe, die Frackträger in Reih und Glied durch die Stadt zu führen.

Solchermaßen aus- und vorgeführt werden bekannte Feiergrößen wie Volksbank-Vorstand Franz-Dirk Meurers, Chefarzt Ralf Dürselen, NEW-Vorstand Frank Kindervater, Rechtsanwalt Peter Backes, Immobilienkaufmann Norbert Bienen oder der neue MAGS-Chef Hans-Jürgen Schnass. Bürgermeisterin Petra Heinen-Dauber, im Biedermeierkleid des ersten Gladbacher Schützenfestes von 1836 dabei, lässt sich von EX-OB Monika Bartsch ins Geschehen einführen. Sportausschußvorsitzender Frank Boss will seinen ersten Auftritt nutzen, um das Schützen-Sportabzeichen zu machen. Der einzige mit Überblick und Ruhe ist Volksbank-Pensionär Lothar Erbers, der als General das gesamte Regiment mit 2500 Schützen und Muskanten anführt. Erbers hofft dabei auf Unterstützung von Schützen-Altstadtsheriff Josef Vitz und Polizeipräsident Mathis Wisselmann. Ordnung muss sein.

Wer die Promitruppe mit Siegfried und den Frackträgern, den noch unbekannten Drachen und natürlich 2500 Schützen und Musikanten mit ihrem neuen König sehen und erleben will, ist herzlich eingeladen: Sonntag, 4. Sepember, ab 15 Uhr, am Alten Markt.

Die Schützen haben versprochen: Sollte Siegfrieds Rheingold erbeutet werden, kommt der Schatz - ohne Abschläge und Verwaltungsgebühren - der Stadt und sonstigen Bedürftigen zugute. Wenn nicht, so sagen die Bruderschaftler, sei das auch nicht schlimm. Schließlich sei das Brauchtum an sich schon ein Schatz, anerkanntes Kulturerbe sogar, das sich beim Stadtschützenfest in Mönchengladbach am ersten September-Wochenende ohne große Mühe entdecken lasse.

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