Stadtschützenfest Mönchengladbach Wie wird man eigentlich Schützenkönig?

Mönchengladbach · Am Samstag geht es beim Vogelschuss in Mönchengladbach nur um die eine Frage: Wer wird neuer Schützenkönig? Wie das Prozedere überhaupt funktioniert, lesen Sie hier.

 Nimmt zum Stadtschützenfest Abschied vom Königsamt: Bezirksmajestät Christoph Korsten aus Lürrip. Hier beim Vogelschuss vor einem Jahr mit seinen Ministern Frank Mösges (rechts) aus Wickrathhahn und Kurt Kochem aus Dahl sowie Bezirksbundesmeister Horst Thoren (links).

Nimmt zum Stadtschützenfest Abschied vom Königsamt: Bezirksmajestät Christoph Korsten aus Lürrip. Hier beim Vogelschuss vor einem Jahr mit seinen Ministern Frank Mösges (rechts) aus Wickrathhahn und Kurt Kochem aus Dahl sowie Bezirksbundesmeister Horst Thoren (links).

Foto: Mario Winkler

Geht beim Königsschuss alles mit rechten Dingen zu? Wird geschummelt? Steht vielleicht vor dem Schießen schon fest, wer am Ende den Vogel von der Stange holt? Beim Stadtschützenfest läuft "alles korrekt" - sagen Gladbachs Bruderschaften. Trotzdem wird hin und wieder auch mal ein Vogel entsprechend "präpariert". Nämlich dann, wenn es einfach zu lange dauert, bis der Vogel fällt. Gerade einmal 60 bis 80 Minuten sind am Samstag auf dem Kapuzinerplatz für das Schießen vorgesehen.

Der Vogel ist aus Fichtenholz gefertigt, in Adlerform gesägt und hat eine Spannweite von 50 Zentimetern. Er wurde in der Werkstatt des Volksvereins gegen Arbeitslosigkeit nach erprobtem Vorbild gefertigt. Die Vögel haben genau die richtigen Proportionen, dazu ein Krönchen auf dem Haupt, einen Reichsapfel und ein Zepter. Je nach Zielgenauigkeit der Schützen halten sie 60 bis 120 Schuss aus dem Kleinkalibergewehr stand.

Genau das klappt meistens — aber leider nicht immer. Im Vorjahr hielt der Vogel 299 Treffern stand, bevor ihn Christoph Korsten aus Lürrip mit dem 300. Schuss von der Stange holte. Das hatte damals den strammen Terminplan ganz schön durcheinander gebracht. Damit das in diesem Jahr anders verläuft, soll der Königsadler vorsorglich präpariert werden.

Wenn die Königskandidaten nicht vogelschusserfahren sind, muss der Vogel vorsorglich angebohrt und angesägt werden, damit ihn wenigstens auch die Fehlschüsse erschüttern können. Ansonsten gilt folgende Grundregel für alle Kandidaten: "Auf den Balg halten". Damit ist das starke Mittelstück mit der tragenden Schraube gemeint, deren Umfeld rundum perforiert werden muss, damit der Vogel den Halt verliert und kopfüber zu Boden stürzt.

In manchen Orten kann es schon sein, dass der König vor dem Schießen bereits feststeht. Nämlich dann, wenn sich Vorstand und Majestät in spe darauf verständigt haben. Beim Stadtschützenfest hingegen soll alles offen sein. Bei bis zu 39 Königskandidaten lässt sich kaum schummeln. "Unser Bezirkskönigsschießen lebt vom spannenden Wettbewerb. Hätten wir nur einen 'ausgesuchten' Kandidaten, wo bliebe da der Reiz?", sagt Bezirksbundesmeister Horst Thoren.

Damit auch wirklich alles regelkonform verläuft, hat Schieß-Experte Kurt Schillings am Samstag ab 15 Uhr ein wachsames Auge auf das Geschehen. Außerdem hat der Bruderrat mit Bezirksschießmeister Stefan Feiks und seinem Team gleich vier Berater und Beobachter abbestellt.

Auf den Schützen, bei dem der Vogel am Samstag fällt, wartet neben dem Jubel der Zuschauer auch die Pflicht: Am Fest-Sonntag wird er um 13.45 Uhr gekrönt und anschließend in der Kutsche durch die Stadt gefahren und bei der Parade am Alten Markt gegen 16.15 Uhr von rund 2500 Schützen und Musikanten gefeiert. Die Würde des Amtes trägt der König dann ein ganzes Jahr — bis zum nächsten Vogelschuss.

(skr)
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