Mönchengladbach Stargeiger begeistert in der Marienschule

Mönchengladbach · Bevor er am Abend zusammen mit den Niederrheinischen Sinfonikern die Zuhörer in der Kaiser-Friedrich-Halle mit seinem Spiel überzeugte, gab Tobias Feldmann (26) ein exklusives Privatkonzert für Schüler.

 Normalerweise spielt Tobias Feldmann, gerade 26 Jahre jung und schon renommierter Geigensolist, auf den großen Konzertbühnen dieser Welt.

Normalerweise spielt Tobias Feldmann, gerade 26 Jahre jung und schon renommierter Geigensolist, auf den großen Konzertbühnen dieser Welt.

Foto: Raupold

Als Tobias Feldmann gleich zu Beginn seines Besuchs die Augen schließt und sich mit leidenschaftlicher Hingabe dem Stück "Recuerdos de la Alhambra" des spanischen Gitarristen Francisco Tarréga widmet, herrscht außer den Klängen seiner Violine sofortige Stille im Saal. Alle Schüler haben nur noch Augen und Ohren für den jungen Solisten, der vollkommen in sein Spiel versunken scheint. Wie viel so ein Musiker wohl übt? Ob er in seiner Freizeit auch nur Klassik hört? Welcher Konzertsaal ihm besonders in Erinnerung geblieben ist? - Gedanken, die wahrscheinlich jedem Konzertbesucher schon einmal beim Anblick eines Solisten im Kopf herumgeschwirrt sind, meist jedoch unbeantwortet bleiben. Nicht aber bei diesem Konzert: Hier war es ausdrücklich erwünscht, den Musiker mit Fragen zu löchern.

Normalerweise spielt Tobias Feldmann, gerade 26 Jahre jung und schon renommierter Geigensolist, auf den großen Konzertbühnen dieser Welt. Donnerstagvormittag ließ der mehrfach preisgekrönte Geiger seinen Konzertanzug jedoch zunächst im Hotelzimmer und machte sich in Jeans und T-Shirt und mit seiner 1769 von Nicolo Gagliano in Neapel gebauten Violine im Gepäck auf den Weg zu einem ganz besonderen Publikum. Denn bevor Feldmann am Abend zusammen mit den Niederheinischen Sinfonikern und Henri Wieniawskis zweitem Violinkonzert die Zuhörer in der Kaiser-Friedrich-Halle begeistern sollte, nutze er seine freie Zeit in Mönchengladbach, um den Schülern der Bischöflichen Marienschule ein exklusives Privatkonzert im Raum hinter der Bühne zu bieten.

Der 26-Jährige ist einer von über 400 Musikern, die sich ehrenamtlich an dem Projekt "Rhapsody in School" beteiligen, das Schüler an klassische Musik heranführen und in ihrem Engagement für ihr Instrument stärken soll. Angesehene Musiker, die sich zu Konzerten in einer Stadt aufhalten, erzählen in Schulen hautnah von ihrem beruflichen Werdegang und geben Einblicke in ihr musikalisches Repertoire.

Dr. Dieter Döben, Musiklehrer an der Marienschule und Leiter des Sinfonieorchesters, hatte Tobias Feldmann an die Schule geholt. "Einige der Schüler haben schon ein Konzert von Feldmann gesehen, gehen heute Abend noch oder sind sogar beim Debüt-Konzert davor dabei. Da ist es eine super Chance, auf diese Weise die Nähe zum Künstler zu finden", erzählte der Musiklehrer begeistert.

Diese Möglichkeit kosteten die Schüler voll aus, baten den Musiker eines seiner Lieblingsstücke (das Violinkonzert e-Moll von Mendelssohn) zu spielen, brachten ihn dazu, nach Gehör die Titelmelodien von "Fluch der Karibik" und "Game of Thrones" zum Besten zu geben, und forderten ihn sogar dazu heraus, ein Stück des berühmten Geigenvirtuosen Paganini darzubieten. Feldmann, der durch seine offene Art sofort das Eis brechen konnte, gab derweil einer jungen Geigen-Anfängerin Tipps für das richtige Spiel und erzählte, wie er damals mit sieben Jahren selbst mit dem Instrument anfing. Auch, dass so eine Karriere natürlich nicht von heute auf morgen komme, kleine Fehler bei einem Konzert das Normalste der Welt sein und er vor manchen Konzerten immer noch mit Aufregung zu kämpfen habe, versicherte er den Schülern. Besonders stolz sei er, schon in der Berliner Philharmonie und in Las Vegas gespielt zu haben. "Anstatt von Scheinwerfern geblendet zu werden, kann ich hier dem Publikum aber direkt in die Augen schauen", sagte Tobias Feldmann.

Am Ende der Musikstunde konnte sich der junge Geigensolist kaum vor Fotoanfragen retten. "Es ist schön, das Interesse der jungen Menschen an der Musik zu sehen", sagte Feldmann, nachdem der erste Ansturm vorbei war. "Viele der Probleme, die sie heute haben, hatte ich damals beim Spielen auch. Meine Eltern, die mir die Musik in die Wiege gelegt haben, Freunde, Lehrer und vor allem das Jugendorchester haben mich aber immer wieder motiviert dabei zu bleiben", erzählte der Geiger. Am Donnerstag hat er mit Sicherheit dazu beigetragen, dass noch viele weitere junge Talente ihren Traum, Berufsmusiker zu werden, künftig verfolgen.

(RP)
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