Serie Was Macht Eigentlich? Start mit der letzten Kaisertochter

Zum Schreiben gekommen ist Magda Korres zufällig: als reiselustige Hobbyfotografin, die es nicht nur nach Italien zog. "Ich wollte eine Foto-Safari durch Kenia machen, überschlug die Kosten und stellte fest, dass mein Gehalt dafür nicht reichte", erzählt sie. "Ich musste also etwas nebenbei verdienen." Ein Bekannter, Günter Esser, nebenberuflicher Sportberichterstatter der Westdeutschen Zeitung, schlug vor: "Schreib doch für die WZ."

Ihr erster Auftrag führte sie zur Lesung der letzten Kaisertochter und Schriftstellerin Viktoria Luise in die Buchhandlung Boltze an der Hindenburgstraße. Ein für Magda Korres ganz neues Feld. Die ehemalige Volksschülerin wagte sich heran - als gelernte Stenografin: "Ich habe alles mitgeschrieben und dann meinen Bericht verfasst. Er wurde tatsächlich veröffentlicht. Und dann kamen die Aufträge - Berichte über die Menschen und das Geschehen in der Stadt.

20 Jahre später, nun Rentnerin, sollte sie die ständige Gerichtsberichterstattung für die WZ übernehmen. "Es war nicht uninteressant. Doch nach drei Monaten habe ich festgestellt, dass der große Zeitaufwand und das Honorar nicht im auch nur halbwegs passenden Verhältnis standen." Marianne Xhayet, Lokalchefin der RP, erfuhr über die Gerichtsreporterin unserer Zeitung, Majo Müller in der Au, von Magda Korres' Problem - und engagierte das "Talent". Nicht für das Gericht, sondern für Geschichten aus dem normalen Leben in Mönchengladbach. Magda Korres berichtete zum Beispiel über Mundartabende: "Ich konnte Jlabbacher Platt zwar nicht richtig sprechen, verstand es aber, weil meine Eltern es gesprochen hatten." Und dann kam Schritt für Schritt das Brauchtum hinzu, das in Mönchengladbach eine wichtige Rolle spielt. Das Schützenwesen im Sommer, der Karneval im Winter: Magda Korres begleitete und berichte darüber, ein Vierteljahrhundert lang. Sie kannte alle Vereine und ihre Menschen, und die liebten sie und ihre Berichte.

"Das Brauchtum ist im Lauf der Jahre ein Stück Familie für Magda Korres geworden", sagt Horst Thoren, Schützenchef von mehr als 30 Bruderschaften in Mönchengladbach und Korschenbroich. "Sie war eine treue Begleiterin, hat mit sehr viel Sachverstand und sehr viel Herz über die kleinen und großen Ereignisse geschrieben. Sie ist nicht diejenige, die mitfeiert, aber sie hat mitgefiebert, zum Beispiel beim Vogelschuss. Und wenn sie kam mit ihrem Block und hat etwas aufgeschrieben, in Stenografenschrift, dann konnte man sich darauf verlassen, dass stimmte, was erschien."

2003 hat die Stadt Mönchengladbach Magda Korres mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. "Dank ihrer zuverlässigen, liebenswürdigen und freundlichen Art ist sie als Chronistin des Vereinslebens nicht mehr wegzudenken", sagte Oberbürgermeisterin Monika Bartsch bei der Verleihung.

2013 hat Magda Korres mit 89 Jahren schweren Herzens ihre journalistische Tätigkeit aufgegeben. Doch immer noch ist sie auf dem Christkindlmarkt vertreten, wo ihre selbstgestalteten Weihnachtskarten seit einem Vierteljahrhundert für den guten Zweck gerne gekauft werden: Gladbacher Motive der Hobbyfotografin Magda Korres. Sie steht zwar nicht mehr selbst in ihrem Stand auf dem Markt, aber Hermann Cörstges, Leiter der Hephata-Gärtnerei, übernahm die Aufgabe gerne: für Magda Korres und zugunsten behinderter Menschen.

(oes)
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