Mönchengladbach Statt öffentliche Klos bald "nette Toilette"

Mönchengladbach · Schmutzig, Fixer-Treff, kaum kontrollierbar: Die acht öffentlichen Toilettenanlagen sind oft Brennpunkte. Die Stadt und die Firma Ströer würden gerne auf das Geschäft mit dem Geschäft verzichten.

 Die Toilettenanlage an der Bahnhofstraße in Rheydt soll verschwinden. Sie wird in den Volksgarten verlagert. Das kostet mehr als 60 000 Euro.

Die Toilettenanlage an der Bahnhofstraße in Rheydt soll verschwinden. Sie wird in den Volksgarten verlagert. Das kostet mehr als 60 000 Euro.

Foto: Baum

Der Druck war groß: Ein Endfünfziger war in Rheydt einkaufen und musste zur Toilette. Er dachte nach: War da nicht eine in der Tiefgarage? Doch diese ist eine Riesenbaustelle, und das Klo ist abgebaggert. An der Bahnhofstraße ist doch noch eine Anlage? Ja, aber der Weg dahin war zu weit.

Der Rheydt-Besucher ging ins Rathaus, fand zwei Toiletten, rüttelte aber an verschlossenen Türen. Es blieb ihm nur der klassische Weg: Ab ins Café, einen Milchkaffee bestellen — und ab auf die Toilette. Als er danach sein Heißgetränk schlürfte, wunderte er sich: Gibt's in Mönchengladbach keine öffentlichen Toilettenanlagen mehr?

Doch, es gibt sie. Und zwar noch acht Stück an der Zahl: am Stadtwald in Rheydt, am Pongser Kamp, auf den Marktplätzen in Wickrath, Rheindahlen und Eicken, an der Bahnhofstraße, am Kapuzinerplatz und hinter dem Hauptfriedhof am Stakelberg. Für die Stadt und die Stroer Medien AG als Rechtsnachfolger der Deutschen Städtereklame sind öffentliche Toilettenanlagen ein "Geschäft", auf das sie gerne verzichten würden: Denn Unterhaltung und Betrieb der Klos kosten mehr als 150 000 Euro jährlich, die Reinigung ist mühselig, die Kontrolle schwierig. Für Junkies, die sich in den öffentlichen Toiletten eine Spritze setzen, sind sie Hauptanlaufstellen. Und das schreckt wiederum Normalbürger ab.

Damit die Toiletten in den Rathäusern nicht zu Fixer-Treffpunkten werden, bleiben sie geschlossen. "Bürger können sie aber auf Anfrage benutzen", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Häufig ein Problem: Man muss jemanden finden, der den Schlüssel hat. In Rheydt wird das Klo an der Bahnhofstraße diesen Ort verlassen und in den Volksgarten umgesiedelt werden.

Vor allem die Anwohner an der Bahnhofstraße werden darüber froh sein: Denn diese Anlage ist Fixer-Treff. Wie sich die Situation im Volksgarten entwickelt, weiß niemand. Das frühere Ampel-Bündnis aus SPD, FDP und den Grünen hatte den "Umzug" beschlossen und war bereit, für Kauf und Aufstellen mehr als 60 000 Euro zu zahlen.

Statt öffentliche Toiletten zu unterhalten, setzt die Stadt künftig auf das Konzept "Nette Toilette". Mehr als 60 Kommunen haben damit Erfolg. Das Prinzip: Die Stadt sucht Betreiber von Gaststätten und Geschäften, die bereit sind, die kostenfreie Nutzung ihrer Toiletten durch Nichtkunden zuzulassen. In Rheydt soll die "Nette Toilette" noch in diesem Jahr ausprobiert werden, später ist Gladbach an der Reihe. Stadtsprecher Speen: "Die City-Werkstatt Rheydt hat Kooperationspartner gefunden. Letzte Gespräche laufen."

(RP)
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