Mönchengladbach Steile Abfahrt bei Big Air Festival

Mönchengladbach · Man steht und staunt: Vom Innenraum des Hockeystadions aus gesehen ragt die Rampe fast 50 Meter in den Himmel. Sie ist nicht nur hoch, sondern auch beeindruckend steil - Gefälle hundert Prozent.

 Man kann ihr beim Wachsen zusehen: Tonnenweise Holz und Stahl werden in der knapp 50 Meter hohen Rampe verbaut.

Man kann ihr beim Wachsen zusehen: Tonnenweise Holz und Stahl werden in der knapp 50 Meter hohen Rampe verbaut.

Foto: Lars Thierling

Dagegen wirkt der Auslauf, die Fläche, auf der die Snowboarder nach ihren Sprüngen zum Stehen kommen sollen, irgendwie klein. Ist er aber nicht. "Der Auslauf ist luxuriös", sagt Hauke Bochem vom Mitveranstalter Allrounder aus Neuss. "In Mailand hatten die Sportler nur halb so viel Platz."

Im Sparkassenpark wird derzeit die Rampe für das spektakulärste Wintersport-Ereignis gebaut, das Mönchengladbach bisher gesehen hat - das Arag Big Air Freestyle Festival, der erste Doppelweltcup der Snowboarder in Europa. Schon die Bauarbeiten sind aufsehenerregend. Das Gerüst beginnt auf einer Freifläche, überspannt die Straße und einen Teil der Tribüne und endet auf der Spielfläche des Hockeystadions. "Auf so unterschiedlichen Untergründen zu bauen ist eine Herausforderung", sagt Projektleiter Roland Hamal. "Das Projekt ist außergewöhnlich, macht aber Spaß."

Spaß hat auch Hockeypark-Geschäftsführer Michael Hilgers. "Immer wenn ich aus dem Bürofenster sehe, ist die Rampe schon wieder größer und höher geworden. Ich empfinde eine Mega-Vorfreude." Aber er gibt zu, sich zwischendurch schon mal gefragt zu haben, warum er sich das antue. "Für zwei Tage ist es ein unfassbarer Aufwand. Aber es wird ein Event, wie es das Flachland noch nicht gesehen hat."

Damit die Rampe gebaut werden konnte, mussten dreißig bis vierzig LKW-Ladungen Material herangeschafft werden. Das Trägersystem steht inzwischen und wurde schon von gleich vier verschiedenen Statikern abgenommen. Sicher ist sicher. Das Starthaus, aus dem die Sportler sich die Rampe hinunterstürzen werden, wird am Boden zusammengebaut und dann mit dem Kran nach oben geschafft. Gleichzeitig sind Schreiner, Gerüstbauer und Höhenarbeiter dabei, den Holzbelag aufzubringen. Teilweise werden Module gefertigt und komplett eingehängt, teilweise werden Balken eingezogen und Holzplatten belegt. Kräne, Hebebühnen, Gabelstapler sind im Einsatz. Bis Sonntag muss alles fertig sein, dann kommt der Schnee. Aufs Wetter können sich die Veranstalter natürlich nicht verlassen. Achthundert bis tausend Kubikmeter Schnee werden aus der Neusser Skihalle angeliefert, mit dem Kran nach oben geschafft und dann Schaufel für Schaufel verteilt. "Das ist richtig Handarbeit", sagt Hauke Bochem. Bis zu 25 Leute werden den Schnee in einer 30 Zentimeter dicken Lage auf der Rampe verteilen. Sogar an Lawinenprävention müssen sie denken: Auf dem Boden werden Netze angebracht, damit der Schnee nicht abrutschen kann. Dass der Schnee nicht mehr gekühlt wird, bereitet den Verantwortlichen kein Kopfzerbrechen. "Der Schnee hält sich ohne Kühlung", sagt Bochem. "Auf einen Berg geschüttet, würde er bis nächsten April liegenbleiben." Das einzige, was der weißen Pracht zusetzen kann, ist Wind. "Wir haben auch schon bei 24 Grad eine Wintersportveranstaltung gemacht", sagt August Pollen vom Skihallen-Betreiber Allrounder. "Die Temperatur ist kein Problem, aber Wind frisst den Schnee."

Rampe, Schnee und kein Wind wären gute Bedingungen, aber für ein spektakuläres Freestyle Festival reicht das noch nicht: da muss auch noch Beleuchtung her. Und zwar eine, die aufsehenerregend in Szene setzt. "Die Rampe wird in einem Lichtermeer stehen", schwärmt Micky Hilgers."Das wird ein toller Effekt." Dafür hat ein Lichtdesigner ein ganzheitliches Konzept für die Rampe und die Bühne entworfen. Die Bühne wirkt zwar gegenüber dem 50-Meter-Bauwerk der Rampe klein, ist aber essenzieller Bestandteil des Festivals. Gerade die Verbindung von Musik und Trendsport macht die Veranstaltung so attraktiv. Auf der Bühne werden die Beginners und Sportfreunde Stiller Freitag und Samstag spielen, und zwar jeweils ihre vollen Shows. Bis dahin aber bleibt die Anspannung. "Es ist das erste Mal hier, wir fangen praktisch bei Null an", sagt Hauke Bochem.

(RP)
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