Mönchengladbach Studie: Innenstädte sollen "Erlebnisparks" werden

Mönchengladbach · Bei dem Pilotprojekt "MG Retail 2020" wird untersucht, wie sich der stationäre gegen den Online-Handel behaupten kann.

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Foto: afp, JOHN MACDOUGALL

Wie kann es dem Einzelhandel in den Innenstädten gelingen, gegen die Konkurrenz von Internetanbietern zu bestehen? Eine Frage, auf die es noch nirgends eine überzeugende Antwort gibt. Gladbach will eine Vorreiterrolle bei der Beantwortung einnehmen und ist Pilotkommune beim Projekt "MG Retail 2020". Dabei untersuchen - mit Landesmitteln - die WFMG und das "eWeb-Research-Center" der Hochschule Niederrhein die Veränderungen des Verbraucherverhaltens und deren Konsequenzen für den stationären Handel am Beispiel der Innenstädte von Gladbach und Rheydt. Die Ergebnisse, die seit Januar erarbeitet werden und 2015 vorliegen sollen, sollen später auch auf andere NRW-Kommunen übertragen werden.

Doch erste Tendenzen zeichnen sich bereits ab: Demnach wird es Stadt und Politik obliegen, eine Art "Erlebnispark Innenstadt" mit besserer Aufenthaltsqualität zu entwickeln. "Die Stadt soll sich rausputzen, damit ich sie besuche", lautet die übereinstimmende Meinung der befragten Konsumenten. Anders gesagt: Der Besucher möchte in den Innenstädten beim Shopping etwas sehen und erleben. Dabei spielt die Vernetzung von Online- und stationärem Handel eine wachsende Rolle. Bei vielen Händlern besteht Professionalisierungsbedarf, was Kooperationen untereinander, Online-Präsenzen sowie eine Aufwertung des eigenen Ladens angeht. Damit könnten Käufe in die Geschäfte zurückgeholt werden, die sonst im Internet getätigt würden. Zudem besteht Handlungsbedarf bei Verkehrsführung und architektonischer Qualität der Innenstädte. Und das Hochschul-Team, das von den Professoren Dr. Gerrit Heinemann, Dr. Michael Schleusener und Dr. Silvia Zaharia geleitet wird, zeigt auch die Notwendigkeit einer besseren gemeinsamen Vermarktung der beiden Innenstädte auf.

Zwei Motive haben Kunden, wenn sie in die Stadt gehen - sie liegen "zwischen Bedarfsdeckung und Freizeitbeschäftigung", sagt Schleusener. Die Bedarfsdeckung ist geprägt vom Bedürfnis, Erledigungen schnell abzuwickeln. Dafür erwartet der Kunde kurze Wege, günstige Parkmöglichkeiten und legt weniger Wert auf ästhetische Faktoren. Dieser Einkauf zur Bedarfsdeckung steht in starker Konkurrenz zum Online-Handel. "Bei einem Besuch in der Innenstadt als Freizeitbeschäftigung hingegen stellt der Kunde den sozialen Aspekt des Treffens anderer Menschen in den Mittelpunkt, was wiederum der Online-Handel kaum abzudecken vermag", sagt Heinemann. Bei der Freizeitbeschäftigung "Einkaufen" ist die Erwartungshaltung des Kunden an die Aufenthaltsqualität der Innenstadt besonders hoch. Dazu zählen ein abwechslungsreicher Branchenmix ohne Leerstände mit attraktiver Gastronomie sowie Sitz- und Ruhemöglichkeiten mit Blumen und Wasserspielen und auch zusätzliche Aktionen am Wochenende. Als vorläufiges Resultat kann demnach festgehalten werden, dass die Anziehungskraft der Innenstädte sowohl für Bedarfskäufe als auch für Freizeitgestaltung erhöht werden muss.

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Für das Projekt wurden deutschlandweit Experten befragt, ergänzend wurden Gespräche mit hiesigen Kunden und Händlern geführt. In den nächsten Monaten folgt eine quantitative Untersuchung der qualitativ erhobenen Erkenntnisse durch Interviews sowie Workshops zur Umsetzung in konkrete Einzelprojekte.

(RP)
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