Mönchengladbach Suchtkranken soll zukünftig effizienter geholfen werden

Mönchengladbach · Da das Jobcenter nicht informiert ist, vermittelt es einem Alkoholiker einen Job als Fahrer. Das Suchthilfenetzwerk und das Jobcenter kooperieren ab sofort.

Was helfen die engagiertesten Vermittlungsbemühungen, wenn das Jobcenter nicht weiß, dass sein Klient ein Suchtproblem hat? Was nützt die beste Therapie, wenn der suchtkranke Patient im Anschluss wieder beschäftigungslos zu Hause sitzt? Eine Beschäftigung, die den Tag strukturiert, gehört zum Therapieerfolg. Das Wissen über Süchte verhindert Vermittlungsfehlschläge des Jobcenters. Aus diesen Erkenntnissen heraus haben sich das Mönchengladbacher Suchthilfenetzwerk und das Jobcenter zu enger Kooperation entschlossen.

Das Jobcenter hat ein Problem: Es wird von seinen Klienten in erster Linie als Behörde wahrgenommen. Und einer Behörde erzählt man nicht unbedingt etwas über Abhängigkeiten. "Wir müssten die Informationen haben, dass der Mensch, der zu uns kommt, krank ist", sagt Jobcenter-Chef Klaus Müller. "Aber wir erfahren es oft nicht und können ihn deshalb nicht sinnvoll unterstützen." So kann es passieren, dass ein Alkoholiker einen Job als Fahrer vermittelt bekommt. Weil das Jobcenter nicht weiß, dass er ein Alkoholproblem hat. Das Jobcenter kann noch nicht einmal sagen, wie viele Suchtkranke unter seinen Klienten sind. . "Wir gehen davon aus, dass 12 bis 15 Prozent betroffen sind", sagt Klaus Müller.

Abhilfe soll die Kooperation mit dem Suchthilfenetzwerk schaffen. In diesem Netzwerk haben sich die Beratungsstellen der Diakonie, der Drogenberatung und des Gesundheitsamts, die beiden Suchtabteilungen der LVR-Kliniken Mönchengladbach und Viersen sowie Intres als Träger von Angeboten für Suchtkranke zusammengeschlossen. Die Zusammenarbeit kann in jedem einzelnen Fall nur erfolgen, wenn der Betroffene seine Zustimmung gibt. Ansonsten herrscht Schweigepflicht. Die Beratungsstellen machen die Erfahrung, dass die Suchtkranken es gut finden, wenn sich Jobcenter und Berater abstimmen.

Auch von ärztlicher Seite ist eine gute Zusammenarbeit mit dem Jobcenter erwünscht. Dr. Ralph Marggraf, der ärztliche Direktor der LVR-Klinik Viersen, ist eine der treibenden Kräfte hinter der Kooperationsvereinbarung, die in ähnlicher Form auch schon im Kreis Viersen existiert. "Arbeit kann ein wichtiges Thema für einen Patienten sein", betont er. Für eine Therapie aus einem Guss seien sowohl die Abstimmung im Suchthilfenetzwerk als auch die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter sehr sinnvoll. "Es ist notwendig, gemeinsame Strategien zu verfolgen", sagt er. Achim Brasseler, der Leiter der Drogenberatungsstelle, stellt fest, wie hilfreich es sei, Wege und Ansprechpartner im Jobcenter zu kennen. "Es ist existentiell, den Klienten wieder in Brot und Arbeit zu bringen", sagt Achim Brasseler.

(RP)
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