Mönchengladbach Sven Lau bricht vor Gericht in Tränen aus

Mönchengladbach · Die Anklage bleibt bei ihrer Forderung von sechseinhalb Jahren Freiheitsstrafe, die Verteidigung will weiter einen Freispruch.

Fotos: Islamist Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf
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Salafistenprediger Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf

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Foto: dpa, fg pil

Dreimal hat der Gladbacher Salafistenprediger Sven Lau im Gerichtssaal bislang das Wort ergriffen. Er befragte ehemalige Weggefährten, die im Prozess gegen ihn als Zeugen gehört wurden: den Aussteiger Dominik S. und die beiden Männer, die mit seiner Hilfe nach Syrien gekommen sein sollen, Ismail I. und Zoubir L..

Am vorletzten Verhandlungstag spricht er in eigener Sache. Es ist 12.01 Uhr. Zuvor haben der Vertreter des Bundesanwalts, Malte Merz, und Laus Verteidiger, Mutlu Günal, plädiert. Die Schlussvorträge fallen kurz aus, seit dem Wiedereintritt in die Beweisaufnahme Ende Mai hat sich nicht viel getan. Und so bleiben Anklage und Verteidigung bei ihren jeweiligen Forderungen. Der Bundesanwalt beantragt sechseinhalb Jahre für die Unterstützung der Terrororganisation "Jamwa" in Syrien, Günal einen Freispruch.

Vor dem Plädoyer des Verteidigers hat Lau seinen Anwalt noch mal an die Plexiglasscheibe gewinkt und ihm ins Ohr geflüstert: "Ich will ein Schlusswort." Und das bekommt er als Angeklagter auch.

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Das ist Sven Lau

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Foto: Raupold

Selten hat ein Angeklagter zweimal die Chance auf ein Schlusswort im selben Prozess. Am 17. Mai, als zum ersten Mal plädiert wurde, hatte er sich in nur einem Satz seinem Verteidiger angeschlossen. Doch nun muss er einfach loswerden, was ihn umtreibt. Am Ende haben Richter, Staatsanwälte, Justizbeamte und Ermittler ihn doch kleingekriegt. Der Druck ist groß geworden in der Untersuchungshaft, die Isolation lastet auf ihm und nächste Woche droht ihm die Verurteilung.

Der Druck bricht sich schließlich in Tränen Bahn, als Lau von den Umständen seiner Festnahmen im Januar 2014 und im Dezember 2015 berichtet, von Gängeleien des Leitenden Ermittlers des Gladbacher Staatsschutzes und von starken Sicherheitsvorkehrungen gegen ihn hinter Gitter. In der JVA sei er von den Mithäftlingen als "dreckige IS-Ratte" beschimpft und bespuckt worden Seine Frau und seine Kinder habe er seit 19 Monaten nur durch eine Trennscheibe sehen dürfen. Er habe ihnen gesagt, wenn der leitende Ermittler aus Gladbach da ist, der auch Besuche im Gefängnis bei Lau beaufsichtigt, sollten sie lieber nicht kommen. "Ich sitze mit Mördern in der JVA, die haben nicht so schwere Sicherheitsvorkehrungen wie ich."

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Spezialkräfte nehmen Sven Lau in Mönchengladbach fest

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Foto: Rene Anhuth/ ANC-NEWS

Seit elf Jahren begleite ihn dieser Ermittler. Er habe mehrfach versucht, ihn schlecht darzustellen. Etwa bei der Geschichte mit dem Brand in den Räumen der Moschee damals 2011, oder bei einer Rangelei mit dem Vorsitzenden der Bürgerbewegung gegen Laus Moscheeverein. "Das ist eine harte psychische Belastung, was dieser Mann fabriziert", sagt Sven Lau. Er habe sich immer gewundert, dass es Befangenheit nur bei Richtern gebe, bei der Polizei gebe es Narrenfreiheit. Dass er verurteilt wird, davon geht auch sein Verteidiger aus. Denn sonst hätte der Vorsitzende Richter Frank Schreiber die Beweisaufnahme nicht noch einmal eröffnet. Mutlu Günal zweifelt in seinem Plädoyer gleich am Rechtsstaat. "Ich will dem Rechtsstaat helfen, aber er will sich nicht helfen lassen, sondern verurteilen - und nächste Woche wird der Lau auch verurteilt."

Wie der Senat die geistige Brandstiftung wertet, wird die Öffentlichkeit am kommenden Mittwoch erfahren. Dann fällt das Urteil. Sollte Lau verurteilt werden, will sein Verteidiger in Revision gehen.

(heif)
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