Mönchengladbach Tante Ju wohnt jetzt in Hugos Hangar

Mönchengladbach · Gladbach hat eine neue Veranstaltungsstätte erster Güte: Morgen von 10 bis 18 Uhr wird der Hugo-Junkers-Hangar am Flughafen eröffnet. Schon gestern setzte die Ju 52, die künftig hier stationiert ist, zu einem symbolträchtigen Landeanflug an.

Juni 2015: Eröffnung des Hugo-Junkers-Hangars
14 Bilder

Juni 2015: Eröffnung des Hugo-Junkers-Hangars

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Foto: Ilgner Detlef

Da bricht sich die Moderatorin zwei Tage vorher den Fuß. Da ist der Umschlag mit dem Nachweis der Bauabnahme kurz vor knapp noch nicht überreicht. Und dann dräut auch noch eine Regenfront, die den Auftritt des Ehrengasts zu vermasseln droht. Doch: Alles paletti. Ulrike von der Groeben steht auf der Bühne, der Umschlag wechselt gerade noch rechtzeitig den Besitzer - und der strömende Regen setzt erst dann ein, als die Ju 52 nach einigen waghalsigen Pirouetten gelandet ist und die drei Schweizer Alphornbläser und Bratschist Francis Norman auf ihrem linken Flügel ein Willkommensständchen dargeboten haben. Das Schicksal meint es also offenkundig gut mit dem Hugo-Junkers-Hangar am Flughafen.

Diese neue, spannende Mischung aus Veranstaltungsstätte und "lebendigem" Museum mit einer flugfähigen "Tante Ju" nämlich öffnete gestern Abend für geladene Gäste erstmals ihre Pforten. Morgen wird der Hangar dann von 10 bis 18 Uhr der Öffentlichkeit präsentiert. Und die kann sich auf was gefasst machen: Auf ein Fly-in historischer Flugzeuge, auf Rundflüge mit den Oldtimern, auf ein buntes Rahmenprogramm mit Livemusik, Führungen, Einspielfilmen und leckerem Essen, und auf die Ausstellung im Hangar, die dem Pioniergeist des Rheydter Konstrukteurs Hugo Junkers gewidmet ist. Zu sehen ist etwa das Cockpit einer einst über einem Alpengletscher abgestürzten Ju 52 der Wehrmacht, die erst 2001 im Eis gefunden wurde.

 Drei Alphornbläser und Francis Norman an der Bratsche spielten der Ju ein Willkommensständchen - während die Piloten die Gelegenheit zu einem Selfie nutzte.

Drei Alphornbläser und Francis Norman an der Bratsche spielten der Ju ein Willkommensständchen - während die Piloten die Gelegenheit zu einem Selfie nutzte.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Bernd Huckenbeck und Karl Gottwald vom Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge (VFL) skizzierten gestern nochmals die bewegte Historie des flugfähigen Ju-Modells HB-HOY, das ab sofort seine alte, neue Heimat in Gladbach hat. Von 1976 bis 1991 stand es auf der Besucherterrasse des Düsseldorfer Airports, sollte dann verschrottet werden. Der VFL gründete sich, mit dem Ziel, die Maschine zu restaurieren. Das gelang, in Kombination mit der Schweizer Fluggesellschaft Ju-Air und dem Namenssponsor Rimowa. Dennoch lief alles auf eine "letzte Landung" des Flugzeugs hinaus, zeitweise sollte es sogar in Köln (!) ins Museum kommen. Doch dank einiger findiger Gladbacher - zuvorderst bei WFMG und EWMG - denen es gelang, einen üppigen Fördertopf mit EU- und Landesmitteln anzuzapfen, entstand das Hangar-Projekt, das es der Ju ermöglicht, auch künftig ihre Kreise am Himmel zu ziehen. "Hier ist extrem viel Sachverstand reingeflossen", lobte Kai-Uwe Bütof, Ministerialdirigent im NRW-Wirtschaftsministerium, gestern. Und 4,6 Millionen Euro, die flossen auch rein.

Mönchengladbach: Tante Ju wohnt jetzt in Hugos Hangar
Foto: Knappe, Jörg (jkn)
 Autos am Flughafen - und das in großer Zahl? Das gab es lange nicht, dürfte sich aber mit dem Hugo-Junkers-Hangar schnell wieder zu einem gewohnteren Bild entwickeln.

Autos am Flughafen - und das in großer Zahl? Das gab es lange nicht, dürfte sich aber mit dem Hugo-Junkers-Hangar schnell wieder zu einem gewohnteren Bild entwickeln.

Foto: Jörg Knappe

Betreiben wird den Hangar, der künftig immer sonntags für die Öffentlichkeit offen steht, der Caterer Noi!; VFL und Flughafen-Förderverein sind dann oftmals mit Aktionen dabei. Doch auch als Veranstaltungsstätte - vom Geburtstag über die Tagung bis hin zum Großevent mit 1200 Menschen - von überregionaler Strahlkraft soll er reüssieren; bereits am Donnerstag wird die IHK als einer der ersten Nutzer ihr Sommerfest hier feiern. Die Ju bleibt museales Kernstück, möglicherweise komplettieren später ein Nachbau einer Junkers F 13 und der letzte Straßenbahntriebwagen, der in den 60ern durch Gladbach rollte, das Ensemble. Am morgigen Sonntag wird sich dann erstmals zeigen, ob es nicht nur das Schicksal, sondern auch die Gladbacher Bürger es gut meinen mit dem neuen Prunkstück. Es wird jedenfalls, Wetter hin oder her, mit so viel Besuchern gerechnet, dass diese gebeten werden, mit Bus oder Rad anzureisen.

(RP)
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