Mönchengladbach Tanz und Dialog unter Regenbogenfarben

Mönchengladbach · Beim Christopher Street Day wurde getanzt, gelacht und gefeiert - doch nicht nur. Die politische Botschaft zum toleranten Umgang gehörte auch zum Programm. Der Verein ruft zum Flashmob "Küssen gegen Homophobie" auf.

Christopher Street Day 2015 in Mönchengladbach
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Rheydt feiert zum zweiten Mal den CSD

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Foto: Theo Titz

Schirmherrin Dörte Schall erkannte einen symbolischen Bezug, der sich zufällig ergeben hatte: Auf dem Harmonieplatz stand die Bühne und damit das Zentrum des zweiten Christopher Street Days (CSD) in Mönchengladbach. Tatsächlich waren der Wunsch nach Dialogbereitschaft und Toleranz die ganz großen Themen. Zugleich fielen klare Worte. "Solange nicht egal ist, wer wen liebt, muss demonstriert werden", mahnte Sozialdezernentin Schall. Markus Schnorrenberg, Vorsitzender des CSD, und Stellvertreterin Nadine John-Reuen erfreuten sich am Fest, gaben sich zur Eröffnung aber auch kämpferisch. Nicht vergessen war der Facebook-Post von CDU-Ratsherr Christoph Dohmen, der eine Entschädigung für verurteilte Homosexuelle infrage gestellt hatte. Schnorrenberg bezeichnete die Forderung von Bundesjustizminister Maas nach Rehabilitation und Entschädigung der wegen Homosexualität verurteilten Männer als "längst überfällig". In Richtung Dohmens Äußerungen betonte er: "Wir als CSD-Verein können und werden solche menschenverachtenden Äußerungen nicht akzeptieren". Er warf der CDU Mönchengladbach vor, zu schweigen und wertete Günter Krings' Stellungnahme als persönlichen Kommentar.

Daher rief Schnorrenberg zum Flashmob "Küssen gegen Homophobie" am kommenden Dienstag auf. Der Ort werde noch über soziale Netzwerke bekannt gegeben. Beim politischen Talk, moderiert von Torsten Schrodt, stellten sich die NRW-Landtagsabgeordneten Josefine Paul (Bündnis 90/ Die Grünen), Andreas Terhaag (FDP), Sven Wolf (SPD) und Nicolaus Kern (Piraten) aus dem Landtag NRW der Diskussion. Vertreter der CDU hatten urlaubsbedingt schon Wochen vorher abgesagt und nun auch nicht die Chance genutzt, sich doch noch auf dem Podium Fragen zu stellen, wie zum Umgang des Rechtsstaats mit den Folgen des erst 1994 abgeschafften Paragraphen 175 zur Strafbarkeit von Homosexualität.

Mönchengladbach: Tanz und Dialog unter Regenbogenfarben
Foto: Ilgner Detlef

Stellvertretend für die Evangelische Kirche im Rheinland wurde Superintendent Dietrich Denker der Ehrenpreis "Regenbogen-Bleistift" überreicht, da die Synode im Januar die Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren verabschiedet hat. "Wir hatten gestern einen sehr schönen ökumenischen Gottesdienst, zu dem auch viele Gemeindemitglieder gekommen waren, die so Schwulen und Lesben Unterstützung boten", erzählte Pfarrer Olaf Noeller.

Thomas Wiese - glücklich, unter der Regenbogenflagge der CSD zu feiern - betonte: "Der Christopher Street Day ist ein Tag im Jahr, an dem alle unbefangen vor die Tür gehen, Homos und Pärchen ihr Leben so feiern, wie sie es gern möchten." Jörg Jordan war zufrieden, da auch viele Heterosexuelle zur Kundgebung gekommen waren. "Wichtig sind Dialog und Aufklärung. Hier wird gezeigt, dass es beim CSD nicht nur um bunte Klamotten geht, sondern auch um Politik", sagte der Mönchengladbacher.

Birgit Kandler, Gründerin vom Verein LesLie, sah es ebenso. Entschieden stellte sie fest: "Wir erwarten, dass wir in vielleicht zehn Jahren hier stehen und es egal ist, wer mit wem zusammen ist."

(anw)
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