Mönchengladbach IG Metall droht mit 24-Stunden-Streiks

Mönchengladbach · Mit Trillerpfeifen, Trommeln und roten Westen zogen rund 1500 Mitarbeiter der Metall- und Elektroindustrie durch die Innenstadt. Nach drei gescheiterten Verhandlungsrunden hatte die Gewerkschaft zum Warnstreik aufgerufen.

 Pfeifkonzert auf dem Sonnenhausplatz: Die Arbeitnehmer von Schorch, Sempel, und anderer Gladbacher Unternehmen sind unzufrieden. Sie wollen mehr Geld und flexiblere Arbeitszeiten.

Pfeifkonzert auf dem Sonnenhausplatz: Die Arbeitnehmer von Schorch, Sempel, und anderer Gladbacher Unternehmen sind unzufrieden. Sie wollen mehr Geld und flexiblere Arbeitszeiten.

Foto: Baum (1), Harlos (3)

Der rote Luftballon in Form der Zahl sechs fliegt über den Sonnenhausplatz. Auf dem Boden beobachten die Streikenden seinen Weg durch den Himmel bis er hinter dem Minto verschwindet.

Damit sich die Forderung nach sechs Prozent mehr Gehalt nicht in Luft auflöst, haben sich rund 1500 Arbeitnehmer der Metall- und Elektroindustrie am gestrigen Vormittag in der Innenstadt zu einem Warnstreik zusammengefunden. Sie starten auf dem Geroplatz und ziehen dann weiter über die Flieth- und Rathenaustraße, dann weiter über den Bismarckplatz und die Fußgängerzone. Die IG Metall hat zu der Aktion aufgerufen.

Die Beschäftigten von der SMS Group, Sempel aber auch Mitarbeiter der angeschlagenen Werke von Schorch ATB und General Electric Grid (GE) wollen Druck ausüben. Druck auf ihre Arbeitgeber. Die haben nämlich andere Vorstellungen als ihre Arbeitnehmer. Sie wollen, statt der geforderten sechs Prozent, nur zwei Prozent mehr auszahlen. Geld ist aber nur ein Streitpunkt zwischen den Fronten; das Forderungspaket ist größer.

"Wir wollen auch mal vom Gas runter", ruft Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler, ins Mikrofon. "Flexibel heißt nicht immer mehr, sondern auch hin und wieder weniger arbeiten zu können." Ein Chor aus Pfeifen, Trommeln und Hupen stimmt ein. Auf dem Protest-Schild eines GE-Mitarbeiter steht: "In einer 28-Stunden-Woche bleiben mir noch sieben Stunden für die Pflege meiner Eltern". Die Gewerkschaftsführer fordern das verbriefte Recht einer Teilzeitwoche. Weiter sollen Beschäftigte einen Entgeltzuschuss bei verkürzter Arbeitszeit bekommen - zum Beispiel wegen Kindererziehung oder Pflege. Doch für die Arbeitgeber ist die Teilzeitlösung nicht umsetzbar, denn die Auftragsbücher sind voll. Da brauchen sie ihre Mitarbeiter eher mehr als weniger Stunden.

Nach der gescheiterten dritten Verhandlungsrunde in der vergangenen Woche ist die Stimmung aufgeheizt. Das Angebot der Arbeitgeber sei dürftig gewesen und auf andere Forderungen sei niemand eingegangen, resümiert Knut Giesler, der als Verhandlungsführer in den Gesprächsrunden sitzt. "Zwei Prozent mehr Gehalt bei der wirtschaftlichen Lage - das ist ein Hohn", sagte er. Der Bezirksleiter warnte die Unternehmerseite: "Wir gehen ohne eine Lösung für das gesamte Forderungspaket nicht aus der Tarifrunde." Deshalb könne die nächste Eskalationsstufe bereits in der kommenden Woche folgen: 24-Stunden-Warnstreiks.

"Tagesstreiks wollen wir natürlich vermeiden", sagte Carsten Bassy von der Unternehmerschaft der Metall- und Elektroindustrie Mönchengladbach. "Wir wollen auch verhandeln, aber eben deutlich anders als die IG Metall."

Sie wollen sich einander annähern, aber mit ihren Forderungen sind sie weit voneinander entfernt. Dementsprechend verhalten starteten baden-württembergische Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter in Böblingen in die vierte Tarifrunde.

Neben Gehalt und Arbeitszeiten treibt die Beschäftigten von GE Grid auch die Sorge um das Thema Arbeitslosigkeit um. Sie hoffen, dass das Transformatorenwerk nicht geschlossen wird.

(laha)
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