Mönchengladbach Taube explodiert auf Oberleitung – 92 Züge betroffen

Mönchengladbach · Eine Taube hat am Donnerstagabend den Stromausfall am Hauptbahnhof in Mönchengladbach ausgelöst - nicht, wie zunächst angenommen, eine S-Bahn in Lürrip. Der Zug war evakuiert worden, nachdem er mit einer kaputten Oberleitung in Berührung gekommen war.

Mönchengladbach: S-Bahn nach Notbremsung evakuiert
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Grund für das herunterhängende Kupferkabel in Lürrip war eine Taube, die mit einem Bein auf einem Isolator und mit dem anderen auf der Stromleitung stand. Isolatoren befinden sich zwischen zwei Strommästen. Sie sind aus Glas oder Porzellan und können daher keinen Strom leiten. In diesem seltenen Fall diente die Taube jedoch als Überbrücker. Sie explodierte und löste gegen 18 Uhr einen Kurzschluss an der Oberleitung aus, wie ein Bahnsprecher unserer Redaktion bestätigte. 15.000 Volt fließen durch die Oberleitungen der Bahn. "Von dem Tier wird nur noch Asche übrig sein", sagte der Sprecher weiter.

Die Explosion war sogar bis in die Innenstadt zu hören. "Ich habe einen richtigen lauten Knall gehört", bestätigt Freia Conrady, die auch einen Blitz aus einem Büro an der Lüpertzender Straße beobachtete. "Ich habe direkt an einen Unfall gedacht." Tatsächlich kam es auf der Bahnstrecke zwischen Neuss und Mönchengladbach wenige Minuten später genau zu diesem. Durch den Kurzschluss hing ein Kabel herunter, mit dem die S 8 auf dem Weg zum Gladbacher Hauptbahnhof gegen 18.40 Uhr in Berührung kam. Der Zug löste automatisch eine Notbremsung aus. Nach Rücksprache mit einem Notfallmanager der Bahn führte die Feuerwehr Evakuierungsmaßnahmen auf freier Fahrstrecke durch. Dabei wurden 100 Fahrgäste wegen des Höhenunterschieds über Leitern aus den Waggons geholt. Taxen brachten sie danach zum Bahnhof. Niemand wurde verletzt.

Vier Stunden von Ratingen nach Gladbach

Da zunächst unklar war, wie es zu dem Kurzschluss an der Oberleitung gekommen war, blieb der Strom am Bahnhof ab 18 Uhr mehrere Stunden ausgeschaltet. 92 Züge waren betroffen. Dabei kam es zu zwölf Ausfällen und 51 Teilausfällen. Die S 8 aus Düsseldorf wurde beispielsweise über Rheydt umgeleitet. Hunderte Reisende steckten am Bahnhof fest. Die Bahn richtete einen Schienenersatzverkehr mit Bussen und Taxen ein. Um 0.32 Uhr wurde die Störung aufgehoben, wie der Bahn-Sprecher mitteilte.

Der Mönchengladbacher Marco Paiva war von dem Bahn-Chaos unmittelbar betroffen: Auf der Strecke von Düsseldorf nach Gladbach blieb sein Zug (RE 13) in Höhe Kleinenbroich stehen, bevor er sich wieder zurück auf den Weg nach Neuss machte. Von dort aus musste der Pendler weiter mit dem Zug über Krefeld nach Viersen fahren, wo laut Bahn Shuttlebusse warten sollten. "Die gab es aber nicht. Wir fuhren mit dem Linienbus bis Gladbach." Insgesamt war der 37-Jährige vier Stunden von Ratingen bis Gladbach unterwegs. "Das ist mein persönlicher Rekord", sagt er.

(met)
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