Mönchengladbach Tiefes Holzblasinstrument entfaltet Sologlanz

Mönchengladbach · Organist Udo Witt begleitete die junge spanische Fagottistin Patricia Tavira im Sommerkonzert. Eine Entdeckung.

"Warum", fragt in einem jiddischen Witz ein musikalischer Laie einen Fagottisten, "spielste far Gott? Warum spielste nicht far de Leut?"

An Leuten, die den Klang des Fagotts näher kennenlernen wollten, fehlte es in der evangelischen Hauptkirche nicht. Auch dieses Sommerkonzert war gut besucht. Ein Programm mit dem Holzblasinstrument als Soloinstrument wollte man sich nicht entgehen lassen.

Zwar ist das Fagott ein häufig eingesetztes Instrument. Im Sinfonieorchester hat es seinen festen Platz. Und schon in der Barockmusik setzte man es wegen seines kräftigen Klangs auch gern zur Verstärkung der Bassstimme ein, anstelle von oder zusammen mit Cello, Gambe oder Kontrabass. Aber das Fagott kann mehr. Und das, so informierte Hauptkirchenkantor Udo Witt die Zuhörer, wussten die Komponisten des Barock schon genauso wie die der Romantik. Deshalb fehlt es auch nicht an Werken für Fagott solo, sei es als Transkription, sei es als Originalkomposition.

Als Fagottistin hatte Witt die junge, 1992 im spanischen Toledo geborene Patricia Tavira eingeladen. Sie hat in Karlsruhe und Köln studiert und bereitet sich zur Zeit auf den Studienabschluss Master of Music vor.

Im ersten Teil lernte man das Fagott als barockes Soloinstrument kennen. Witt begleitete an der kleinen Truhenorgel, die seit eineinhalb Jahren zur Musikausstattung der Hauptkirche gehört. Schwungvoll in den schnellen, gesanglich in den langsamen Sätzen erklangen Kompositionen des Franzosen Michel Corette, des Italieners Antonio Vivaldi und des Deutschen Georg Philipp Telemann.

Merkte man schon bei den barocken Kompositionen, dass die junge Spanierin sich sowohl auf die Technik ihres Instruments als auch auf musikalische Gestaltung versteht, so wurde beides erst recht bei den Werken der Romantik spürbar. Udo Witt wechselte von der Orgel zum Klavier. Empfindsam wusste Patricia Tavira melodische Bögen zu gestalten, so bei den drei Brahms-Liedbearbeitungen ("Wie Melodien zieht es mir", "Sapphische Ode", "Liebestreu") oder dem Adagio aus Rossinis Fagottkonzert. Wunderbar klangen auf dem tiefen Holzblasinstrument auch die beiden Romanzen, die Robert Schumann im Original für die Oboe komponiert hatte.

Das virtuose Element kam vor allem am Schluss zu seinem Recht, nämlich in dem brillant gespielten Rondo-Allegro aus Carl-Maria von Webers Fagottkonzert F-Dur. Udo Witt bewährte sich auch hier als sicherer, einfühlsamer Begleiter.

Für den begeisterten Beifall durften die Zuhörer als Zugabe noch eine weitere melodiöse Delikatesse hören, eines der fabelhaften Lieder ohne Worte von Felix Mendelssohn.

(-tr)
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