Mönchengladbach Tierheim-Chef will einen neuen Start

Mönchengladbach · "Ich habe schon immer die Feuerwehr-Jobs gemacht", sagt Klaus Kohberger, der neue Tierheimleiter. Den macht er jetzt auch in Mönchengladbach, wobei der 45-Jährige auf (Vereins-)Politik so gar keine Lust hat.

Herr Rasputin schaut traurig aus seinen dunklen Knopfaugen. Im Tierheim Mönchengladbach fühlt sich der Dackel zwar pudelwohl, aber noch lieber wäre dem Zehnjährigen natürlich ein "richtiges" Zuhause. Darum kümmert sich seit drei Wochen der neue Tierheimleiter. Das ist aber natürlich nicht Klaus Kohbergers einzige Aufgabe. Der 45-Jährige hat eine Menge zu tun — nach dem eskalierten Streit im Vorstand müssen die Wogen geglättet werden.

Dabei hat Kohberger, der vorher drei Jahre in der Nähe von Frankfurt Tierheimleiter war, mit (Vereins-)Politik gar nicht viel am Hut. "Die Vergangenheit interessiert mich nicht", sagt der gebürtige Bayer. "Ich will einfach zum Wohl der Tiere Ruhe reinbringen. Bindeglied zwischen Vorstand und Belegschaft zu sein, das ist schon ein Riesen-Spagat." Denn Kohberger ist zwar Leiter des Tierheims, aber nicht Vereinsmitglied. "Ich bin nur angestellt. Sonst würde ich in einen Interessenskonflikt kommen. Tierschutz hat immer mit Emotionen zu tun, aber ich bin vorbehaltlos hier reingekommen, starte neu."

Das ist ihm vor allem nach seinem "Abgang" aus Dreieich wichtig — dort trennte man sich nach einer angeblichen "Entführung" eines Ponys und eines Esels von Kohberger. Vorstand und Leiter hatten verschiedene Ansichten zum Thema Tierschutz.

Vom Tierheim Mönchengladbach ist der 45-Jährige schwer beeindruckt. "Der erste Eindruck zählt", sagt er, "und der war super. Eine saubere Anlage, sehr gut erhalten, engagierte Mitarbeiter, die die Gehege liebevoll eingerichtet haben und genauso liebevoll mit den Tieren umgehen." Der "gemütliche Bayer", wie der 45-Jährige sich selbst beschreibt, braucht Harmonie.

Und er kann anpacken. "Wir werden ein Treffen mit unseren Gassigehern machen und einen Übungsplatz für unsere Hunde bauen, auf dem wir sie auf das Leben draußen vorbereiten können. Unsere Internetpräsenz wird überarbeitet und wir überlegen, ob wir an einem Tag in der Woche eine Stunde länger öffnen." Zum ersten Mal seit 13 Jahren wohnt Kohberger übrigens nicht auf dem Tierheimgelände. "Das ist hier nicht vorgesehen, und es ist auch mal eine schöne Erfahrung, abends nach Hause zu kommen und abschalten zu können."

Dabei war das in Kohbergers Leben bisher irgendwie gar nicht vorgesehen. Geboren in Bayern, hat er erstmal eine Ausbildung zum Elektriker gemacht, dann zum Maschinenschlosser. "Aber das war's nicht", erzählt er. Also zwei Jahre ganz weg, nach Brasilien, danach Umschulung zum Tierheim- und Pensionstierpfleger in München. "Ich weiß, ich habe etwas von einem Nomaden", lacht Kohberger. "Vielleicht liegt's an dem mongolischen Blut in meinen Adern. Das habe ich von meinen Großeltern."

(RP)
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