Mönchengladbach Tierische Arbeitskollegen für die Jagd

Mönchengladbach · Beim Jagdgebrauchshundverein in Mennrath bereitet die Kreisjägerschaft Jungjäger auf ihre Abschlussprüfung vor. Dazu gehört auch, die verschiedenen Jagdhunderassen, ihre Verwendung und ihr Wesen zu kennen.

 Nicht nur Jagdhunde waren zu sehen, auch die amerikanische Wüstenbussard-Dame Shakira in ihrer ganzen Schönheit.

Nicht nur Jagdhunde waren zu sehen, auch die amerikanische Wüstenbussard-Dame Shakira in ihrer ganzen Schönheit.

Foto: : Hans-Peter Reichartz

Shakira beobachtet aus einiger Entfernung das bunte Treiben. Überall auf dem Gelände des Jagdgebrauchshundvereins (JGV) in Mennrath wuseln Hunde umher — die einen schnüffeln, die andern bellen, wiederum andere suchen sich ein Plätzchen in der Morgensonne. Ein lautes Poltern weckt die Aufmerksamkeit der amerikanischen Wüstenbussard-Dame. Die Frettchen Josefine, Elisabeth und Paulchen haben etwas vom Tisch geschmissen. Dann ertönen die Jagdhornbläser. Der Hubertus-marsch wird gespielt. Christa Robling, Ausbilderin für das Hundewesen, greift zum Mikrofon, um den Jungjägern die verschiedenen Jagdhunderassen vorzustellen. Denn seit einem halben Jahr bereiten sich die Jagdanwärter auf die Abschlussprüfung vor.

Mönchengladbach: Tierische Arbeitskollegen für die Jagd
Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Das Wissen über die sechs verschiedenen Hundegruppen, die bei der Jagd zum Einsatz kommen, gehört ebenfalls zur Ausbildung. Der Jäger unterscheidet zwischen den Vorsteh-, Apportier-, Stöber-, Jagd- und Schweißhunden sowie den Erd- und Bauhunden. Zur letzten Gruppe zählen zum Beispiel die Jack Russell Terrier sowie die Dackel — oder wie sie in der Jägersprache heißen — Teckel. Er wird speziell für die und bei der Jagd von Füchsen und Dachsen eingesetzt. Bei der sogenannten Baujagd soll der Dackel die Tiere sprengen, das heißt sie aus ihrem Bau jagen und dann stellen. Dann führt Christa Robling die Vorstehhunde vor, die dem Jäger körpersprachlich anzeigen, dass sie Beute gefunden haben. Zu ihnen zählen unter anderem der Kleine und Große Münsterländer oder der alte Försterhund, der als Deutsch-Langhaar bekannt ist.

Horst Henrichsen, stellvertretender Vorsitzender des Jagdgebrauchshundvereins, ist Besitzer eines Deutsch-Langhaars. Die hübsche Grace ist zwei Jahre alt und jeden Tag mit ihrem Hundeführer in seinem Revier in Giesenkirchen unterwegs. Graces Passion ist das Apportieren, also das Herbeibringen des geschossenen Nieder- oder Federwilds. Liebhaber des Försterhunds schätzen sein ruhiges Wesen, seine Führigkeit und seine vielfältigen Verwendung. So schön und süß die Hunde aber auch auf viele Tierliebhaber wirken mögen — sie sind auf keinen Fall etwas für Anfänger und schon gar kein modisches Accessoire.

"Mir begegnen in Düsseldorf auf der Kö immer mehr Menschen mit Weimaranern. Die Rasse ist zu einem Modehund geworden", sagt Christin Robling. Doch dieser Hund will gefordert und gefördert werden. Denn wird der graue Jagdhund mit seinen bernsteinfarbenen Augen nicht seiner Rasse entsprechend ausgelastet, kann er schnell zu einem Problemhund werden. Darum rät die Jagdhundeexpertin sowohl Kollegen als auch Nichtjägern bei der Wahl eines Welpen, sachgerecht zu entscheiden und nicht nach dem Gefühl zu gehen. "Ich muss mich fragen, wofür ich den Hund brauche, wo ich ihn einsetzen möchte und ob ich dem Hund im Alltag überhaupt gerecht werden kann", betont Christa Robling.

Auf einmal flattert Harris Hawk Shakira auf. Michael Schulze, Falkner und Vorsitzender des Hegering Rheydt, setzt sich die Wüstenbussard-Dame auf seine Hand, die in einem dicken Lederhandschuh steckt. "Ich nenne sie auch liebevoll Zicke", sagt er. Denn der etwas mehr als ein Kilo schwere Greifvogel hat seinen eigenen Kopf. Wenn Shakira aber mit den Frettchen Josefine, Elisabeth und Paulchen auf Kaninchenjagd geht, ist sie ganz bei der Sache. Denn Wüstenbussard und Marder sind beim sogenannten Frettieren Jagdkollegen. Während die Frettchen mit einem Glöckchen um den Hals in den Kaninchenbau gehen und die Beute zum Springen veranlassen, ist der Wüstenbussard schon in der Nähe, um das Kaninchen zu schlagen. "Auf diese Weise kontrollieren wir zum Beispiel die Kaninchenpopulationen im Grenzlandstadion und beugen der Kaninchen-Chinaseuche vor", sagt Michael Schulze. Und zu viele Kaninchenbauten seien zudem auch eine Gefahr für die Sportler, die auf dem Platz trainieren.

Doch heute hat Shakira frei und darf das bunte Treiben beobachten. Die Hunde sind zur Ruhe gekommen. Das Gelände ist ausreichend beschnüffelt worden, sie dösen in der Morgensonne, nur vereinzelt ist noch ein Bellen zu vernehmen.

(sibr)
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