Raserunfall in Mönchengladbach Wenn die City zur Rennstrecke wird

Mönchegladbach · Der 28-jährige Unfallfahrer, der in Mönchengladbach einen Fußgänger erfasste und tötete, sitzt wegen Mordvorwurfes in Untersuchungshaft. Zwei weitere mutmaßliche Raser sind ermittelt. Es war nicht das erste illegale Rennen in der Stadt.

Fußgänger stirbt bei illegalem Autorennen in Mönchengladbach
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Foto: Stephan Schellhammer

Auf der Korschenbroicher und der Fliethstraße drücken Autofahrer häufig aufs Gaspedal. Auch aus diesem Grund wurden dort Rotlichtblitzer installiert. Nach dem illegalen Autorennen in der Freitagnacht, bei dem ein 38-jähriger Fußgänger getötet wurde, unterstützt das Ordnungsamt die Polizei bei den Ermittlungen auch mit den Auswertungen der Blitzersäulen, wie ein Stadtsprecher Montag bestätigte.

Der 28-jährige Fahrer eines Seat Cupra, der beim Überholen auf die Gegenfahrbahn gekommen war, dort den Fußgänger erfasst und tödlich verletzt hatte, wurde am späten Sonntagabend erneut festgenommen. Genauso wie zwei weitere mutmaßliche Raser. Für den Unfallfahrer ordnete der Richter gestern Untersuchungshaft wegen Mordes an. An dem Rennen beteiligt war offenbar nicht nur der gesuchte Fahrer eines silbernen Seat Ibiza, sondern noch ein Golf-Fahrer. Die beiden wurden am Montag nach ihren Vernehmungen entlassen. Gegen sie wurden Strafverfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs eingeleitet.

Chronik der illegalen Autorennen
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Foto: Theo Titz

Es war nicht das erste illegale Autorennen in der Stadt. Auch wenn die Polizei sagt, dass solche Straßenrennen in Mönchengladbach kein großes Problem seien, gibt es immer wieder Hinweise aus der Bevölkerung auf durchdrehende Reifen und aufheulende Motoren in der Nacht.

Unserer Redaktion liegt eine E-Mail aus dem Jahr 2015 vor, in der sich ein Anwohner der Fliethstraße bei der Stadt über die Raser auf der vierspurigen Straße beschwert. Dies sei in diesem Bereich zunehmend gestiegen. "Ich hoffe nicht, dass sich hier erst noch Schlimmeres ereignen muss", schließt der Verfasser in der Mail. Die Fliethstraße gehört zu jenen Straßen in der Stadt, in der auch in den vergangenen Tagen mehrfach geblitzt wurde.

Nicht immer werden die verbotenen Wettfahrten auch bekannt. Aktenkundig wurden folgende illegalen Rallyes:

  • Im April 2013 endete ein gefährliches PS-Messen in der Stadt für zwei Männer in einer Klinik. Ein 21-Jähriger und ein 29-Jähriger waren schwer verletzt worden, von ihren schnellen Autos war nur noch Schrott übrig geblieben. Die Männer sollen sich zufällig auf der Krefelder Straße begegnet sein. Der jüngere Mann saß in einem BMW 328i mit 193 PS, der ältere am Steuer eines Daimler Benz SLK 55 AMG mit 360 PS. Beide Fahrer überholten mit hoher Geschwindigkeit mehrere Fahrzeuge, bis der BMW-Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und mit dem dicht folgenden Daimler zusammenprallte. "Wenn ein Fußgänger dazwischen gekommen wäre, wäre er tot", sagte damals ein Polizeisprecher.
  • Gefährlich war auch das Autorennen im Januar 2012. Zwei Mercedes-Fahrer rasten mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern durch die Innenstadt und überholten dabei auf der Theodor-Heuss-Straße andere Fahrzeuge links und rechts. Einen Raser erwischte die Polizei sofort. Auf der Lürriper Straße stoppte die Polizei im Mai 2009 einen BMW- und einen Renault-Fahrer, die sich zuvor ein Rennen über Gartenstraße, Theodor-Heuss-Straße, Rathenaustraße und Erzberger Straße geliefert hatten. Sie waren mit bis zu 120 km/h in der City unterwegs und hatten nur am Starenkasten an der Theodor-Heuss-Straße kurz abgebremst, um anschließend wieder kräftig Gas zu geben.
  • Hinweise auf ein illegales Autorennen gab es auch, als im September 2006 ein funkelnagelneuer, geliehener Porsche auf der Korschenbroicher Straße zu Schrott gefahren wurde. Ein 24-Jähriger hatte sich die Luxuskarosse in einem Autohaus ausgeliehen. Eine Zeugin hatte den Porsche und fünf oder sechs weitere hochwertige Sportwagen gesehen, die mit hoher Geschwindigkeit unterwegs gewesen waren. Der Porsche landete in einem Metallzaun. Den entstandenen Schaden hatte die Polizei damals auf etwa 100.000 Euro geschätzt.

Nach dem tödlichen Autounfall sprechen die Ermittler von Mord. Was das bedeutet, erklärt ein Düsseldorfer Anwalt für Verkehrsrecht im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Interview lesen Sie hier.

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