Reme-Gelände in Mönchengladbach Angehörige nehmen Abschied von totem 17-Jährigen

Mönchengladbach · Am Dienstagnachmittag haben sich etwa 60 Menschen am Reme-Gelände getroffen, um Abschied von dem toten 17-Jährigen zu nehmen, dessen Leiche am Sonntag hier gefunden worden war. Das Treffen hatte eine Gladbacherin spontan über Facebook organisiert.

Angehörige trauern um toten 17-Jährigen
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Ein Playstation-Controller liegt auf dem Bürgersteig, daneben das Spiel "Need for Speed". Freunde des Toten haben die Sachen an den Zaun des Reme-Geländes gelegt. Dort, wo der 17-Jährige am Samstagnachmittag erstochen wurde, stehen jetzt rund 60 Freunde und Verwandte, die sich von ihm verabschieden wollen. Die Fassungslosigkeit ist ihnen anzusehen, der Blick geht ins Leere, für Tränen ist es noch zu früh. Erst müssen sie wohl verstehen, was überhaupt passiert ist.

So sieht es heute auf dem Reme-Gelände aus
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Am Sonntag war der Schüler leblos auf dem alten Industriegelände gefunden worden. Bei der Obduktion stellte sich heraus, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits seit rund 24 Stunden tot war, erstochen von einem Unbekannten. Seine Mutter hatte ihn zuvor als vermisst gemeldet.

Neben dem Playstation-Ensemble hat jemand einen Abschiedsbrief abgelegt. Es ist eine Mädchenschrift, die vom Schneeregen allmählich verwischt wird. "Ich werde dich immer lieben, Bruder", steht dort. "Bruder", so haben viele Freunde den jungen Mann genannt, so steht es auf vielen der Kerzen, die sie aufgestellt haben. Auch eine Schachtel Zigaretten und eine Flasche Bier wollen die Freunde dem Jugendlichen mitgeben.

Polizei-Großeinsatz nach Leichenfund in Mönchengladbach
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Doch dem Anschein nach waren nicht alle, die sich an dem Nachmittag trafen, gekommen, um um den 17-Jährigen zu trauern. Mehrere Personen äußerten vor Ort, dass der Tote sein Schicksal "verdient" habe. Zu den Gründen äußerten sie sich nicht.

Vater auf Facebook: "Jetzt ist es zu spät"

Das Treffen wurde über eine Facebook-Seite organisiert, die eine Gladbacherin — angeblich mit Genehmigung der Eltern des Toten — am Dienstagmorgen gegründet hatte. Hier lud sie dazu ein, letzte Grüße für den jungen Mann zu hinterlassen und zum Reme-Gelände zu kommen. Die Seite erhielt bis zum Nachmittag fast 2000 "Gefällt mir" (Stand 17 Uhr). Auf Facebook hatten über 100 Personen zugesagt, zu dem Treffen am Reme-Gelände zu kommen. Schließlich waren gegen 16 Uhr etwa 60 Personen dort, einige waren aber auch früher gekommen und bis 16 Uhr schon wieder gegangen.

Mönchengladbach: Brandstifter zündeln in Hallen auf Reme-Gelände
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Unter den rund 400 Beileidsbekundungen auf Facebook war auch ein Eintrag des Vaters des Toten.*

Toter war der Polizei bekannt

Am Dienstag suchte die Polizei auf dem Reme-Gelände weiter nach der Tatwaffe, mit der der junge Mann erstochen worden ist. Doch die Beamten konnten sie nicht finden. Weiter teilte die Polizei mit, dass der 17-Jährige, Schüler eines Berufskollegs, in der Vergangenheit in Zusammenhang mit Betäubungsmitteln aufgefallen war. Deshalb nahm die Polizei Fingerabdrücke von der Leiche, die bei der Identifizierung halfen. Denn einen Ausweis trug der 17-Jährige nicht bei sich, als er tot gefunden wurde.

Die polizeilichen Ermittlungen dauern an.

Anmerkung der Redaktion: Den Facebook-Beitrag des Vaters mussten wir entfernen. Wie Polizeisprecher Theveßen auf Anfrage erklärte, hat die Polizei die Angehörigen des Toten gebeten, keinerlei öffentliche Aussagen zu dem Fall zu machen, bevor nicht die Ermittler der Mordkommission mit ihnen gesprochen haben. Der Beitrag wurde auch auf Facebook mittlerweile gelöscht.

(lsa)
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