Mordprozess um toten Säugling Leo Polizistin schildert strittige Vernehmung der Mutter

Mönchengladbach · Welche Schuld trifft die Mutter am Tod des kleinen Babys Leo? Hat sie die Schreie des Jungen und die Misshandlungen durch den Vater in der Nacht ignoriert, wie sie bei der Polizei ausgesagt hatte? Oder hat sie wirklich geschlafen und nichts gehört, wie sie nun vor Gericht sagt?

Prozess um getöteten Säugling Leo in Mönchengladbach
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Prozess um getöteten Säugling Leo

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Foto: Hans-Peter Reichartz

In dem Prozess um den qualvollen Tod des 19 Tage alten Säuglings im Oktober bestreitet die Mutter den Anklagevorwurf Totschlag durch Unterlassen. Am Freitag, dem dritten Verhandlungstag, schilderte eine Polizeibeamtin, wie die 25 Jahre alte Mutter damals bei der Kriminalpolizei ihre Aussage machte — von der sie nun behauptet, sie habe damals einfach alles abgenickt und unter Schock ausgesagt.

Gute sechs Stunden dauerte damals die Vernehmung der Frau durch die Ermittler. Immer wieder habe sie geweint, aber nur kurz, sagte die Beamtin aus. Gegen Ende der Vernehmung, als zum ersten Mal der Missbrauchsvorwurf zur Sprache kam, habe die 25-Jährige wirklich richtig geweint. "Da habe ich es ihr zum ersten Mal abgenommen, das kam von tiefstem Herzen", sagte die Kriminalbeamtin.

Vorher habe die Mutter bei der Vernehmung laufend jede einzelne Seite des Protokolls vorgelegt bekommen mit der Möglichkeit, Änderungen vorzunehmen. Die Beamtin berichtete, wie die Mutter damals aussagte, sie sei immer wach geworden, sobald Leo nur einen kleinen Piep machte. Und auch in der Tatnacht habe die Mutter auch etwas gemerkt, aber nicht nachgesehen, um ihren Mann nicht zu enttäuschen. "Obwohl ich wusste, dass ich ihm nicht vertrauen kann und dass etwas passiert", zitiert die Beamtin die erste Aussage der Mutter. Die 25-Jährige habe die Schreie des Jungen ignoriert.

Auf die Frage, ob ihr bewusst sei, dass Leo durch ihr Unterlassen zu Tode kommen könnte, soll die Mutter geantwortet haben: "Ja, aber ich wollte es nicht wahr haben." Der Vorsitzende Richter Lothar Beckers fragte nach: "Hat sie in der Vernehmung etwas richtig stellen wollen? Oder konnte sie einfach nicht mehr?" Die Beamtin antwortete: "Nein."

Am Freitag sagten außerdem der Hausarzt von Leos Eltern und eine Freundin der Mutter aus. Leos Vater, der die Vorwürfe bereits eingeräumt hat, sei bei seinem Arzt wegen Drogenmissbrauchs aufgefallen. Und er habe von einem anderen Medizinier Medikamente bekommen wegen "außergewöhnlicher und unkontrollierter Aggressivität".

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