Mönchengladbach Träumen mit Netzer im Borussia-Hotel

Mönchengladbach · Gestern hat der Bundesligist zum ersten Mal mehr als Entwürfe des neuen Gebäudes hinter dem Stadion präsentiert.

So soll das Borussia-Hotel aussehen
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So soll das Borussia-Hotel aussehen

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Foto: Borussia

Vom Duschkopf bis zu den Kopfkissen sind die Hotelzimmer auf Borussia getrimmt. Nur der leichte Rasengeruch in der Luft ist nicht Teil des innenarchitektonischen Konzeptes. Denn noch ist das Zimmer, so wie es ab Spätsommer 2018 im neuen Gebäude hinter der Haupttribüne bewohnbar sein wird, in einem Container untergebracht. Und der steht derzeit in einer Lagerhalle zwischen Rasenmähern und anderen Geräten der Greenkeeper.

Doch auch so wird Borussias nächster Schritt in der Vereinsentwicklung - diesmal Investitionen in Steine statt in Beine - so langsam deutlich. "Die Bagger sind schon da. Wir reden also nicht über Potemkinsche Dörfer, sondern über Tatsachen", sagte Präsident Rolf Königs gestern im Rahmen einer Präsentation, die den knapp zweijährigen Countdown einläutete. Dann soll der Komplex zwischen "Fohlenplatz" und Borussia-Park fertig sein. Als "großen Schritt in die Zukunft" bezeichnete Geschäftsführer Stephan Schippers das Projekt. "Aber es wird auch zwei Jahre Dreck und Lärm verursachen, die uns beanspruchen werden", merkte er an.

 "Aus der Tiefe des Raumes": Im Musterzimmer des Borussia-Hotels, das 2018 eröffnet werden soll, schaut Günter Netzer von der Wand scheinbar verträumt in die Ferne. Die Übernachtungsgäste erwartet viel Liebe zum Detail.

"Aus der Tiefe des Raumes": Im Musterzimmer des Borussia-Hotels, das 2018 eröffnet werden soll, schaut Günter Netzer von der Wand scheinbar verträumt in die Ferne. Die Übernachtungsgäste erwartet viel Liebe zum Detail.

Foto: Dirk Päffgen

31 Millionen Euro kostet das Gebäude. Davon werden 21 Millionen Euro über ein Darlehen der Postbank beigesteuert, die restlichen zehn Millionen stammen aus Eigenmitteln des Vereins. Zur Einordnung: Das Gesamtvolumen entspricht in etwa Borussias Transferausgaben im vergangenen Sommer. Und das Gebäude soll so vielseitig sein wie ein moderner Fußballprofi. Neben dem Hotel finden darin der neue Fanshop, eine Erlebniswelt (gegen die Bezeichnung "Museum" sträubt sich der Verein), Büroräume, Arztpraxen und die Physiotherapeuten von Medicoreha Platz.

Dass Fans bald mit Blick aufs Stadion übernachten können, darf aber wohl als Highlight bezeichnet werden. Bei 75 Euro pro Übernachtung im Doppelzimmer sollen die Preise losgehen. Anhänger anderer Vereine, die womöglich als Gast einer Firmenveranstaltung dort schlafen, stellen sich besser auf die volle Borussia-Dröhnung ein: Im Musterzimmer wacht Günter Netzer über dem Bett, an der Wand erinnert ein Druck in Eintrittskarten-Optik an das "Büchsenwurf"-Spiel gegen Inter Mailand.

 Viele Einrichtungsgegenstände erinnern an eine Umkleidekabine, wie hier eine Sitzbank. Statt eines Kleiderschranks gibt es einen grünen Spind.

Viele Einrichtungsgegenstände erinnern an eine Umkleidekabine, wie hier eine Sitzbank. Statt eines Kleiderschranks gibt es einen grünen Spind.

Foto: Dirk Päffgen

Für Übernachtungsgäste nicht so entscheidend, aber für den Verein natürlich wichtig ist das Betreibermodell des Hotels. Von der Idee einer Betreibergesellschaft gemeinsam mit der Lindner-Gruppe, die auch das Stadionhotel in Leverkusen betreibt, hat Borussia sich verabschiedet. "Wir sind zu der Erkenntnis gelangt, dass ein alleiniger Betreiber als Partner der richtige Weg ist", sagte Geschäftsführer Schippers. Dies übernimmt, wie bereits berichtet, die H-Hotels AG. Der Vertrag läuft über 20 Jahre. "Wir sind ein Fußballverein, und das sollte unser Kerngeschäft bleiben", sagte Schippers. Aber natürlich erfülle das Projekt keinen Selbstzweck, sondern sei Mittel zum Zweck: "Wir werden damit Geld verdienen."

Der Baubeginn läutet in Sachen Infrastruktur eine neue Ära am Borussia-Park ein. Seit der Eröffnung 2004 ist das Areal kontinuierlich gewachsen. "Fohlencampus", "Fohlenplatz", "Fohlenstall" - vor zwölf Jahren war Borussias Spitzname angesichts herrschender Tristesse nicht so präsent. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft soll die "Fohlenwelt" verbinden, so der Arbeitstitel für das Vereinsmuseum. "Wir haben uns viele Museen angesehen, auch im Ausland", sagte Medienchef Markus Aretz. "Aber es wird etwas Neues und auf Borussia Zugeschnittenes werden." Die Vorarbeiten laufen seit geraumer Zeit. Mit 1000 Quadratmetern Fläche wird die Erlebniswelt ähnlich groß wie das "Borusseum" in Dortmund. Das Deutsche Fußballmuseum ist siebenmal so groß.

(RP)
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