Alstom Grid in Mönchengladbach Transformatoren zu Land, zu Wasser und zur Schiene

Mönchengladbach · Dr. Jochen Schwarz könnte lamentieren, wenn er wollte. Über Lärmaktionspläne, Kreisverkehre und andere Maßnahmen, die Schwertransporte für Industrieunternehmen zunehmend erschweren. Stattdessen macht der Standortleiter des Mönchengladbacher Transformatorenherstellers Alstom Grid konstruktive Vorschläge.

Gladbacher Transformatoren weltweit im Einsatz
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"Warum verstärkt man nicht etwa die Brücke an der Ritterstraße, um den Schwerlastverkehr weitgehend aus der City herauszuhalten — anstatt ihn erst in die Innenstadt zu holen, um ihn dann dort zu verteilen?", fragt Schwarz — und hat diese Idee auch schon in die Politik getragen. Wie intensiv man sie sich dort zu Herzen nimmt, bleibt noch abzuwarten.

Denn das in der Stadt verbleibende produzierende Gewerbe ist auf eine belastbare Infrastruktur angewiesen — auf der Straße, auf der Schiene, aber auch, was den Zugang zu den Rheinhäfen Duisburg und Krefeld sowie zur Dormagener Nato-Rampe betrifft. Rund 30 Mal im Jahr verlässt ein Transport mit großen, bis zu 400 Tonnen schweren Trafos das Werk an der Rheinstraße — nachts oder am Wochenende. Ein Sonderzug nach Hamburg kann so schon einmal sechs Wochen benötigen. "Transportkosten machen bei uns bis zu 15 Prozent des Warenwertes aus", sagt Schwarz. Und da ist Zeit Geld, ist jede Ampel, die für den Wendekreis eines 32-Achsers zusätzlich abgeschraubt werden muss, von erheblicher Bedeutung.

Zu Land, zu Wasser und auf der Schiene sind die "Kaventsmänner" von Alstom nicht nur unterwegs, sie werden sozusagen auch dort eingesetzt. Denn die Spezialanfertigungen aus dem Gladbacher Werk gehen an so unterschiedliche Zielorte wie Off-Shore-Plattformen, Eisenbahnstrecken und Großkraftwerke. Jüngster Alstom-Coup war der Zuschlag für die Anbindung des Nordsee-Windparks Dolwin 3 an das deutsche Höchstspannungsnetz. Dort wird Alstom dafür sorgen, den von den Windrädern erzeugten Strom möglichst verlustfrei ins Netz auf dem Festland zu transportieren.

Bereits seit einem Jahrhundert betreibt Alstom Grid in der Vitusstadt die Entwicklung, Herstellung, Prüfung, Lieferung und Wartung von Transformatoren und Drosselspulen. Die Exportquote liegt bei bis zu 60 Prozent, Absatzmärkte sind Deutschland, Westeuropa, Taiwan sowie der Nahe und Mittlere Osten. Mit 400 Mitarbeitern ist es der größte der sieben deutschen "Grid"-Standorte, der Konzernsparte für Energieverteilung und -transport. Über alle vier Sparten sind es 93 000 in 100 Ländern — so wird weltweit etwa jede vierte U- und S-Bahn von dem französischen Großkonzern und seinen Ablegern gebaut.

Seit 2007 haben wir rund 20 Millionen Euro in den Standort investiert", sagt Alf Henryk Wulf, Vorstandsvorsitzender der Alstom Deutschland AG, bei einem Rundgang durch die Fabrikhalle, die von außen so unscheinbar aussieht. Hier ein Prüffeld, das europaweit zu den modernsten seiner Art gehört, da ein 2,5 Millionen Euro teurer hydraulischer Kernlegetisch, der seit 2012 die Zeit für das Aufrichten von Transformatorkernen von anderthalb Schichten auf acht Minuten verringert hat. Ebenfalls seit 2007 habe man die Produktion verdreifachen, die Durchlaufzeiten halbieren und die Mitarbeiterzahl verdoppeln können, sagt Schwarz. Auch auf die Kündigungsrate von unter einem Prozent, die Just-in-time-Produktion von über 95 Prozent, niedrige Fehler- und Unfallzahlen weist er gerne hin, ebenso auf Auszeichnungen für Familien- und Behindertenfreundlichkeit. So beschäftigt Alstom zum Beispiel etliche Gehörlose.

Als kürzlich bei der Vorstellung des Monforts-Quartiers jemand sagte, die Schienen entlang der Südstraße "braucht doch keiner mehr, da kann man wunderbar einen masterplan-konformen Rad- und Fußweg errichten", fiel ihm ein anderer ins Wort: Doch, Alstom braucht sie sehr wohl, für besagte Schwertransporte. Doch auch hier blockiert Schwarz nicht, er regt Diskussionen an. "Wir sind doch auch für den Masterplan. Eine duale Nutzung des Bereichs ist möglich — das müsste nur jemand organisieren."

(RP)
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