Mönchengladbach Ulrich Schumacher tüftelt, bis es passt

Mönchengladbach · Pumpenanlagen mit Wärmetauschern aus einem kleinen Geistenbecker Betrieb sind rund um den Globus im Einsatz.

 Ulrich Schumachers Betrieb ist klein und unscheinbar - aber weltweit erfolgreich.

Ulrich Schumachers Betrieb ist klein und unscheinbar - aber weltweit erfolgreich.

Foto: Detlef Ilgner

"Also, ich nehm die Klappsplinte. Die sehen schicker aus." Ulrich Schumacher klärt das Detail mal eben am Telefon. Offenbar gelten für Pumpenanlagen mit Wärmetauscher durchaus ästhetische Kriterien. Wenn auch der Dohrer Maschinenbauingenieur nur wenig Gedanken an die Schönheit seiner Anlagen verschwendet. Sie müssen in erster Linie funktionieren und ohne Störung laufen. Ob nun in Mönchengladbach, Finnland, Australien, Saudi Arabien oder Indien.

Schumachers Betrieb ist klein, ziemlich unscheinbar und liegt regelrecht eingeklemmt zwischen anderen Gebäuden in Geistenbeck. Dafür stehen seine Anlagen auf jedem Kontinent. "Nur nicht in Kanada", erzählt er, "denn dort gilt eine besondere Schweißnorm, die wir nicht erfüllen."

Ansonsten bleibt kein Kundenwunsch unerfüllt. Egal, ob es darum geht, für eine australische Goldmine die Anlage derart abzuschirmen, "dass die Hitze die Weichmacher nicht aus den Schläuchen holt", oder "eine Anlage zu bauen, die selbst bei Minus 30 Grad noch arbeitet". Ulrich Schumacher, ehemaliger Wasserballer, sieht solche Aufträge sozusagen als sportliche Herausforderung: "Es macht Spaß, die richtige Lösung zu finden. Dafür auch mal ein paar Tage nachzudenken, wie es denn funktionieren könnte." So hat er für einen saudiarabischen Hersteller für Bahnschwellen aus Beton eine Anlage gebaut, die hilft, dass der Beton bei kühler Temperatur optimal abbinden kann.

Gemeinsam mit zwei Mitarbeitern baut der gelernte Dreher und Ingenieur "wasserführende Anlagen", außerdem wartet das Team Pumpen und Armaturen. Kunde ist nicht nur die Stadt mit ihren Hebeanlagen in Schulen, auch die "Gurkenfabrik Spreewaldkonserven lässt ihre Pumpen bei uns reparieren".

Gegründet wurde die Firma 1902 von Gustav Schmitter. Dort, wo heute der Irish Pub auf der Bahnhofstraße in Rheydt steht, firmierte der Betrieb als Gelbgießerei und baute für die Dampfkessel der heimischen Textilbetriebe Wasserstandsanzeigegeräte. Später kamen Pumpen und Armaturen hinzu. Der Gründer "hatte einen der ersten Telefonanschlüsse in der Stadt. Nach 1945 hat er unter anderem Teile für den einzigen vorhandenen Bagger gefertigt, mit dem der Kriegsschutt in Rheydt beseitigt werden konnte."

Ulrich Schumachers Vater hat bei Schmitter seine Lehre gemacht und das Geschäft dann später übernommen. Um 1968 herum siedelte der Betrieb nach Geistenbeck um. An der Bahnhofstraße sei es nämlich am Ende die reinste Plackerei gewesen, erinnert sich Schumacher Junior, "denn die Pumpen oder anderen Werkstücke mussten über mehrere Treppen und durch einen sehr schmalen Flur geschleppt werden."

Für ihn sei schon früh klar gewesen, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde: "Ich wollte immer schon an der Drehbank stehen und Werkstücke zerspanen, um daraus Neues zu schaffen. Außerdem habe ich gerne mit Menschen zu tun." Wichtigstes Kapital ist heute seine große Datenbank, die er über zwei PC-Bildschirme ansteuern kann, von denen einer höchst unkonventionell auf einer umgedrehten Schraubenbox steht. Dort findet Ulrich Schumacher all die Namen und Firmen, die ihm bei der Bearbeitung seiner Aufträge helfen, und seien die Spezialaufträge auch noch so speziell.

In den beiden Hallen türmen sich Kästen und Kisten, darin unter anderem sortierte Schrauben und Muttern in den unterschiedlichen Größen. Regale mit Ersatzteilen, Rohren, Stahl, Edelstahl, Blechen. Es riecht nach Farbe, Öl und Metall. Jeder Platz, jeder Winkel in der Firma ist ausgefüllt. Schweißgeräte, Bohrmaschinen, Drehmaschinen, Bandsäge, auf Holzpaletten warten Wasser-, Vakuum-, und Druckluftmembranpumpen auf ihre Reparatur. Hämmer, Schraubenschlüssel, für den Laien nicht zu identifizierendes Gerät: ein Eldorado für Technikbegeisterte.

Und für die beiden Mitarbeiter, zwei Brüder im Alter von 47 und 51 Jahren. Sie gehören quasi mit zum Inventar. Gerade sind sie mit einem Kran zugange, denn sie bauen für einen großen deutschen Konzern mehrere große Anlagen parallel, Pumpstationen inklusive Wärmetauscher. Wohin diese gehen werden, weiß der Ingenieur nicht. Aus den Unterlagen meint er, die Niederlande entnehmen zu können, "es kann aber auch ein Ort in Südafrika sein".

Werbung macht Ulrich Schumacher für sein Unternehmen nicht. Es ist schlichtweg nicht nötig. Das hat nichts mit Understatement zu tun. Über die Jahrzehnte haben sich die Qualität und die Schnelligkeit der Firma in den Köpfen der Kunden regelrecht eingefräst. Seine Adresse wird sozusagen von einer Sachbearbeitergeneration zur nächsten weitergegeben. Nach dem Motto: Die können das. Wem der Inhaber der Firma Gustav Schmitter jedoch nicht helfen kann, sind Besitzer von Garten- oder Teichpumpen. Dafür sei sein Betrieb nicht ausgelegt - bei aller Freude am Tüfteln.

(RP)
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