Mönchengladbach Umstrittener Pfarrer verlässt Giesenkirchen

Mönchengladbach · Nach Streit mit Schützen und innerhalb der GdG: Pfarrer Guido Fluthgraf wird auf eigenen Wunsch am Sonntag entpflichtet, die Nachfolge ist ungeklärt.

 Guido Fluthgraf ist ab Sonntag nicht mehr Pfarrer der GdG.

Guido Fluthgraf ist ab Sonntag nicht mehr Pfarrer der GdG.

Foto: Raupold

In der Messe in St. Gereon sorgte Fluthgraf am vergangenen Sonntag für eine Überraschung: Der 46-Jährige erklärte den Katholiken, dass er die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Giesenkirchen-Mülfort am kommenden Sonntag verlassen wird. Er habe den Bischof um seine Entpflichtung als Pfarrer gebeten. Fluthgraf hatte die GdG mit rund 12.000 Katholiken erst vor fünf Jahren übernommen. Diese Zeit ist aber nicht frei von Konflikten geblieben.

In einer Erklärung teilte Fluthgraf mit, er werde die vor ihm liegende Zeit zur "beruflichen Orientierung nutzen und mich auf neue Aufgaben vorbereiten". Bistumssprecher Stefan Wieland sagte, Fluthgraf werde unter anderem Erfahrungen in der Gefängnisseelsorge der JVA Heinsberg sammeln. Wer die Nachfolge in der GdG antritt, ist offen. "Die Personalabteilung sucht jetzt einen Nachfolger, es ist zu früh, einen Zeitplan zu sagen", sagte Stefan Wieland. Zur Gemeinschaft der Gemeinden gehören neben St. Gereon die Gemeinden St. Mariä Himmelfahrt Meerkamp, St. Josef Schelsen und St. Paul Mülfort.

Für die Messen in der GdG wird es nun Vertretungen geben müssen. Regionaldekan Ulrich Clancett sagte gestern, es komme aber auch auf die Kreativität in den Gemeinden an, beispielsweise Wortgottesdienste oder ganz andere Gottesdienstformen zu feiern. Auch in der Pfarradministration müssten nun andere Personen vor Ort mehr Verantwortung übernehmen - dafür werde es auch Unterstützung vom Bistum geben. "Die Geschäftsfähigkeit der Pfarrei muss aufrecht erhalten werden, aber darin sind wir geübt", sagte Ulrich Clancett.

Klemens Kölling, Diakon in der GdG, sagte gestern, auch Taufen, Erst-Kommunion, Firmungen, Hochzeiten und Kindergottesdienste werden wie geplant stattfinden. Kölling betonte, der Abschied geschehe auf Wunsch Fluthgrafs.

Unstimmigkeiten und Streit mit den Schützen

In der Vergangenheit hatte es in der GdG mehrfach Unstimmigkeiten gegeben. "Natürlich gab es unliebsame Dinge, und auch ich habe intern mit ihm gerungen, aber das ist doch normal", sagte der Diakon. "Wir sind immer zu einem Punkt gekommen, den wir gemeinsam vertreten konnten."

Das war zwischen Pfarrer Guido Fluthgraf und der Schützenbruderschaft St. Paulus Mülfort anders. Vor allem der erste Brudermeister Hans Dieter Möller fuhr schwere Geschütze gegen den Pfarrer auf. Der Streit eskalierte. "Wir haben uns in einem Schreiben beim Aachener Bischof beschwert, nachdem Fluthgraf uns die Eucharistiefeier, die traditionell immer am Kirmeswochenende in der Pfarrkirche St. Paul gefeiert wurde, untersagte und uns lediglich einen Wortgottesdienst gestattete."

Erst kürzlich wurde er daraufhin ins Generalvikariat eingeladen. "Ich habe die vielen Probleme dargestellt, die seit dem Amtsantritt des Pfarrers aufgetaucht sind." Das Gespräch sei sehr freundschaftlich verlaufen. "Am Ende wurde uns zugesagt, dass wir unsere Krönungsmesse und den Festgottesdienst wieder abhalten dürfen."

Dennoch fühlt sich Hans Dieter Möller nicht als Sieger: "Wir sind alle Verlierer." In Zukunft müsse man versuchen, wieder Ruhe in die Gemeinschaft der Gemeinden zu bringen. "Ich wünsche Pfarrer Fluthgraf alles Gute für seine Zukunft und ein bisschen mehr Geschick im Umgang mit den Menschen", sagt Möller. Am kommenden Sonntag wollen die Schützen die letzte Messe des Pfarrers besuchen - in Uniform.

(RP)
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